Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Geothermie auf dem Prüfstand

Im Schulterschluss mit den Nachbarkommunen will die Kreisstadt das Potenzial der Erdwärmenutzung ausloten. Vor allem für den Fliegerhorst könnte sich das rechnen.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Stadtwerke sollen gemeinsam mit den Nachbargemeinden Maisach und Emmering untersuchen, ob die Geothermie für die Wärmeversorgung genutzt werden könnte. Das hat der Fürstenfeldbrucker Stadtrat einstimmig beschlossen. Das Gremium folgte damit einem von mehreren Fraktionen ausdrücklich unterstützten Antrag der Freien Wähler. Vor allem der Fliegerhorst ist dabei im Blick. Denn das Militärgelände soll nach dem Abzug der Bundeswehr zivil umgestaltet werden. Die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude werden dann um ein Wohnquartier und Gewerbebauten ergänzt. Die Nutzung der klimafreundlichen Geothermie könnte also bei der Planung von Neubauten berücksichtigt werden - in Form von Fernwärmeleitungen und um auf andere Heizungssysteme zu verzichten.

Ein Geothermiegutachten, für das die Kreisstadt ebenso wie Maisach und Emmering bereits Geld reserviert hat, soll eine belastbare Grundlage liefern, ob es sich lohnen könnte, einen zweistelligen Millionenbetrag in die Bohrung bis in etwa 2000 Meter Tiefe zu investieren. Die geologischen Bedingungen für die Nutzung der Erdwärme sind im Landkreis nicht ganz so gut wie in und um München, wo es bereits einige solcher Anlagen gibt, so auch in Freiham und Unterhaching. Diese fördern etwa 100 Grad heißes Wasser teils aus Tiefen von gut 3000 Metern. So lassen erste Untersuchungen in den Siebzigerjahren sowie 2006 darauf schließen, dass es in Fürstenfeldbruck nicht für 100 Grad heißes Wasser reicht, sondern wohl eher mit einer Temperatur um die 80 Grad zu rechnen wäre - für die zusätzliche Stromerzeugung wäre das zu wenig. Markus Droth (FW) ist dennoch der Überzeugung, dass die Energiewende im Landkreis allein mit Windrädern und Photovoltaikanlagen nicht zu schaffen ist. Jan Halbauer (Grüne) strich die Grundlastfähigkeit, also durchgehende Wärmeversorgung rund um die Uhr und ohne große Schwankungen, heraus. Alexa Zierl (ÖDP) mahnte, die Bevölkerung frühzeitig einzubinden und die Vorteile dieser umweltfreundlichen Energienutzung herauszustreichen, um Kommunikationsfehler zu vermeiden, wie sie Puchheim unterlaufen seien. Dort war 2018 ein Geothermie-Projekt per Bürgerentscheid zu Fall gebracht worden, weil Sorgen geschürt worden waren, durch Bohrungen könne es zu Gebäudeschäden in der Folge von Erschütterungen kommen.

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