Kunst:Zwei Welten in einem Kosmos

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Ein Bild vom Bild nimmt diese Besucherin der Vernissage der Ausstellung "Welten" im Puc mit nach Hause. Ihr hat es ein Werk von Lutz Freiherr von Thüngen angetan. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)

Lutz von Thüngen und Astrid Köhler stellen in Puchheim aus. Beide Künstler trennt vieles und vereint doch ein Grundton.

Von Elisabeth Grossmann, Puchheim

Sie malt Vögel und Alltagsgegenstände, die sogar auf den zweiten Blick noch täuschend echt aussehen, und webt Humor in jedes ihrer Kunstwerke ein. Er benutzt kräftige Farben, um Ausdruck zu verleihen. Astrid Köhler will mit ihren Werken im Stil des realistischen Surrealismus sich selbst und andere zum Lachen bringen, Lutz von Thüngen lässt seine Leidenschaften expressiv auf der Leinwand erstrahlen und versteckt persönliche Details in seinen Werken. Obwohl ihre Stile nichts miteinander gemeinsam zu haben scheinen, harmonieren ihre Werke in einer Gemeinschaftsausstellung im Puchheimer Kulturzentrum - aus zwei Welten wurde eine. Noch bis zum 16. Februar kann die Ausstellung „Welten“ des Puchheimer Kulturvereins besucht werden.

Dem realistischen Surrealismus zugeordnet sind die Bilder von Astrid Köhler. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)

Von Thüngen kommt aus Unterfranken. Eine Bekannte erzählte ihm vom Kulturverein in Puchheim. Weil er unbedingt im Raum München ausstellen wollte, nahm er Kontakt zu Martha Zientkowska-Schulz auf. „Er hat mir eine Auswahl seiner Werke geschickt und ich war sofort begeistert“, sagt die Vorsitzende des Kulturvereins.  Er trat dem Kulturverein bei und Zientkowska-Schulz machte sich auf die Suche nach einer passenden Partnerin für eine Gemeinschaftsausstellung. „Einzelausstellungen machen wir eigentlich so gut wie nie“, erklärt die Vorsitzende des Kulturvereins, „Außerdem ist mir direkt eine Künstlerin eingefallen, deren Werke perfekt mit seinen harmonieren.“ Diese Künstlerin ist Astrid Köhler. Die 53-Jährige ist ehemalige Puchheimerin und langjähriges Mitglied des Vereins. Bereits beim ersten Treffen ist Zientkowska-Schulz klar gewesen, dass die beide hervorragend zusammenpassen – künstlerisch und persönlich.

Die völlig unterschiedlichen Stile von von Thüngen und Köhler sind für Zientkowska-Schulz  ein großer Vorteil. „Beide sind genial in dem, was sie tun." Wenn eine Ausstellung nur ähnliche Werke präsentiere, fehle die Spannung. „Wir wollen keinen Einheitsbrei.“ Die Werke anzuordnen, sei die einzige Herausforderung gewesen. Wir sind schlussendlich nach der Farbe gegangen“, sagt Zientkowska-Schulz. Deswegen hängen die Bilder des Künstlers aus Unterfranken und der Malerin aus Günzburg gemischt in der Galerie des Puc.

Eine Banane hinter Klebeband, ein Origami-Elefant auf Stelzen: Astrid Köhlers Surrealismus hat eine humorvolle Note. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)

Köhler verleiht ihren Bildern eine humorvolle Note. „Ich male keine moralischen, traurigen oder belehrenden Bilder.“ Für sie gehöre Spaß und Kunst zusammen. „Ich will beim Anblick meiner Werke lachen“, so Köhler. Die ehemalige Puchheimerin lebt von der ihrer Kunst, arbeitet mit sechs Galeristen zusammen und wird von Zientkowska-Schulz als „erfolgreich und etabliert“ bezeichnet. Gerade deswegen müsse sie sich die Freude am Malen erhalten, so die 53-Jährige. Den Stil des realistischen Surrealismus hat sie sich über die Jahre angeeignet: „Es entstehen realistische Malereien mit absurden Themen und Traumwelten.“ Ihr Bild „Sieben Stapelvögel“ ist ein perfektes Beispiel. Die Malerin sagt: „Es gibt ja nicht wirklich aufeinander sitzende Vögel, aber schon die Vorstellung ist genial.“ Und dass die Tiere aussähen wie fotografiert, mache das Ganze umso perfekter.

„Sieben Stapelvögel“: Astrid Köhler beeindruckt mit detailgetreuen Gemälden voller absurd inszenierter Szenen. (Foto: Privat)

Obwohl die Gemälde von Thüngens vor allem persönliche Aspekte seines Lebens fokussieren und expressiv mit starken Farben und Formen gemalt sind, bilden sie eine Einheit mit denen Köhlers. Das liegt vor allem an der Ausstrahlung der Bilder und dem Humor der Künstler selbst. Denn auch von Thüngen baut Witz in seine Bilder ein. „Die Ausstellung funktioniert auch deswegen so gut, weil die beiden eine Verbindung haben“, sagt die Vorsitzende des Kulturvereins.

Eine Fotografie durch eine Glasscheibe hindurch hat Lutz von Thüngen als Vorlage für dieses Bild genommen. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)

„Anna sieht Reitender Wolf“: So heißt das Lieblingsgemälde des 75-Jährigen. Er sagt lachend: „Ich weiß, das ist grammatikalisch nicht richtig, aber sobald man die Hintergrundgeschichte kennt, ergibt es Sinn.“ Der Künstler aus Unterfranken erklärt: „Der Reitende Wolf ist ein Bild von mir, das ich in Berlin ausgestellt habe." Seine Tochter Anna fotografierte dieses durch eine Glasscheibe hindurch. Dieses Foto nutze von Thüngen wiederum für sein neues Bild. Er sagt: „Ich habe das Foto auf das Gemälde projiziert und das Gesicht meiner Tochter darauf gemalt.“ Daraus entstanden zwei Ebenen: das ursprüngliche Gemälde in Blau und Lila, das einen Wolf auf einem Pferd zeigt, und eine Frau, die ein Smartphone hält und den Wolf fotografiert.

Die Ausstellung „Welten“ kann noch bis zum 16. Februar im Puchheimer Kulturzentrum an der Oskar-Maria-Graf-Straße 2 besichtigt werden.

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