Geltendorf:Siggi und der finstere Ritter

Ritterturnier Kaltenberg

Bekannte Geschichte, neu erzählt: Gut gegen Böse, weißer Ritter gegen schwarzer Ritter. Wer am Ende siegen wird, ist klar. Gott sei Dank!

(Foto: Ritterturnier)

An den nächsten drei Juli-Wochenenden gibt es beim Kaltenberger Ritterturnier wieder viel Neues: Erzählt wird die Geschichte eines Straßenkindesauf seinem abenteuerlichen Weg zum Ersten Ritter. Die Charaktere bekommen mehr Schärfe, das Spektakel kommt nicht zu kurz

Von Ralf Tögel, Geltendorf

Es ist eine besondere Kunst, ein erfolgreiches Format von Jahr zu Jahr weiterzuentwickeln und so den Zuschauern immer wieder Neues zu bieten. Dass dies beim Kaltenberger Ritterturnier bestens gelingt, hat Gastgeber Heinrich Prinz von Bayern nun schriftlich: Am 3. April wurde das Ritterturnier beim Live Entertainment Award (LEA) als beste Show des Jahres 2016 mit einem großen Preis ausgezeichnet, hat damit hochkarätige Konkurrenz wie Disney on Ice geschlagen und steht mit internationalen Produktionen wie dem Cirque du Soleil in einer Reihe.

Diese wichtigste Auszeichnung der deutschen Veranstaltungsbranche ist aber nicht nur eine große Bestätigung, sondern auch Ansporn für die Zukunft. An diesem Freitag gehen die Ritterspiele, die längst die größte Veranstaltung dieser Art weltweit sind, in ihre 38. Auflage, und es gibt an den kommenden drei Juli-Wochenenden namhafte Neuerungen im Kreativteam. Die aktuelle Geschichte wurde von Kaltenberg-Geschäftsführer Heinrich Prinz von Bayern, Regisseur Alexander May und Autor Michael Peinkofer erdacht. Peinkofer hatte bereits 2015 mit der Erzählung "Ritterherz" das Kaltenberger Publikum - nicht zuletzt wegen der inhaltlichen Tiefe und der liebevoll gezeichneten Charaktere - verzückt. Ritterherz gilt als die bisher emotionalste Kaltenberger Show. Das soll in diesem Jahr getoppt werden. Erzähler ist einmal mehr Johannes Steck, dessen Stimme aus zahlreichen TV- und Hörbuch-Produktionen bekannt ist.

Inszeniert wird die Geschichte in diesem Jahr von Alexander May, der den Schweizer Till Wyler von Ballmoos ablöst und unter anderem mit Größen wie Christoph Schlingensief zusammengearbeitet hat. May ist nach eigener Aussage eigentlich in "Oper und Schauspiel zu Hause", doch die fordernde Arbeit dieser Live-Show macht ihm viel Freude: Weil in den Proben nie alle Darsteller gleichzeitig anwesend sind, muss May "in vielen Workshops ein Puzzlestück nach dem anderen entwickeln und die zu einer Einheit zusammenführen". Erzählt wird die Geschichte des zehnjährigen Straßenjungen Siggi, der weder Familie noch Zuhause hat, dafür den großen Traum, Ritter zu werden.

Die Zuschauer werden den abenteuerlichen Weg des kleinen Siggi zum Schwertführer des Königs begleiten, ein Novum in Kaltenberg. Im Gegensatz zum Vorjahr steht nicht das Spektakel im Vordergrund, von dem es dennoch reichlich geben wird - allein die Pyrotechnik und die "strategisch strukturierten Kampfszenen", so May, würden das Publikum in Atem halten. Doch May bettet dies in eine "herzergreifende und packende Geschichte ein", mit den bewährten Zutaten. Eine Liebesgeschichte, den schwarzen Ritter mit seiner Horde finsterer Gestalten, Feste, Intrigen, prachtvolle Kulissen und Kostüme - und natürlich das große Finale, das Ritterturnier. May verleiht den Hauptfiguren deutlich mehr Tiefe, "es werden einige schräge Charaktere dabei sein", verspricht der Regisseur.

Eine tragende Rolle spielt einmal mehr die Pferdestuntgruppe Cavalcade unter Leitung des legendären Mario Luraschi, dessen Kunst in zahlreichen Hollywoodproduktionen zu bewundern ist. Längst ist die Vorstellung, die 1980 als kleines Show-Turnier zur Eröffnung der neuen Schloss-Gaststätte ins Leben gerufen wurde, zu einem opulent inszenierten Mittelalter-Epos geworden. Einzigartig ist auch die Arena mit ihrem Zeltdach, den Logen und Rängen, die den Charme eines antiken Amphitheaters versprüht. Doch Kaltenberg bietet dem Publikum viel mehr als das spektakuläre Turnier, auch das Rahmenprogramm sucht seinesgleichen: Musikgruppen, Gaukler und Narren auf insgesamt fünf Bühnen, darunter Corvus Corax, Furunkulus und Tanzwut, die wohl besten Gruppen der Mittelaltermusikszene. Hinzu kommen Künstler wie der Kristallmagier, italienische Fahnenschwinger oder die vielfach ausgezeichnete tschechische Schwertkampfgruppe Merlet. Auch hier gibt es Neues: Die Hexe Tabuba mit ihrem tierischen Anhang sowie die Gaukler Ottfried und Odil, die mit einem feuerspeienden Drachen und einem Skelett mit den Besuchern ihren Schabernack treiben.

An zahlreichen Marktständen ist mittelalterliche Handwerkskunst zu bewundern, Imker, Schäffler, Seiler oder Köhler werden ihrem Tagwerk nachgehen. Auch gastronomisch wird dem Mittelalter gefrönt, in dieser Hinsicht werden ebenfalls kaum Wünsche offen bleiben. Die Besucher können durch die mittelalterlichen Lager spazieren, das Mittelalter sichtbar und erlebbar genießen - inklusive Hexenprozesse oder dem legendären Teeren und Federn. Kaltenberg ist für drei Wochenenden Mittelalter zum Anfassen.

Kaltenberger Ritterturnier auf Schloss Kaltenberg, Schlossstraße 13, Geltendorf; Freitag, 14. Juli: Gauklernacht (17 bis 2 Uhr); Samstag, 15. Juli: Abendturnier (16 bis 0.30 Uhr); Sonntag, 16. Juli: Tagesturnier (11 bis 20 Uhr); Freitag, 21. Juli: Nachtturnier (17 bis 1.30 Uhr); Samstag, 22. Juli: Abendturnier (16 bis 0.30 Uhr); Sonntag, 23. Juli: Tagesturnier (11 bis 20 Uhr); Freitag, 28. Juli: Nachtturnier (17 bis 1.30 Uhr); Samstag, 29. Juli: Abendturnier (16 bis 0.30 Uhr), Sonntag, 30. Juli: Tagesturnier (11 bis 20 Uhr), Telefon 0180/611 33 11;

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