Geltendorf:Ein Bürgermeister von der ÖDP

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Robert Sedlmayr setzt auf Zusammenarbeit mit den Fraktionen und will Geltendorf moderat wachsen lassen

Von Peter Bierl, Geltendorf

Die ÖDP ist eine konservative Kleinpartei, die sich selbst als erfolgreichste Opposition in Bayern ansieht, weil einige von ihr initiierte Volksbegehren, etwa das zur Abschaffung des Senats, bei den Wählern Unterstützung fanden. In Geltendorf darf sich die ÖDP in den kommenden sechs Jahren als gestaltende Kraft versuchen. Denn in der Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters setzte sich Ende März Robert Sedlmayr mit satten 57,5 Prozent durch. Der 53-Jährige gehört dem Gemeinderat von Geltendorf seit 24 Jahren an, zu Anfang als Einzelkämpfer. Die vergangenen sechs Jahre diente Sedlmayr bereits als Zweiter Bürgermeister. Außerdem sitzt er im Kreistag von Landsberg.

Mit Sedlmayr gaben die Geltendorfer also einem erfahrenen Kommunalpolitiker den Vorzug. Er ist vierfacher Vater und zweifacher Opa, sein großes Hobby ist das Radfahren, wofür aber nur noch am Wochenende Zeit bleibt. Sedlmayr ist gelernter Bankkaufmann und hat 38 Jahre lang für die Brucker Sparkasse gearbeitet, war stellvertretender Filialdirektor und für Firmen und Grundstücksgeschäft zuständig, auch das keine schlechte Schule für einen Bürgermeister. Zumal Sedlmayr sich vorgenommen hat, die Infrastruktur der Gemeinde auszubauen. Derzeit ist er jedoch vor allem als Krisenmanager in Sachen Corona-Pandemie beschäftigt: Die Vereine wollen wissen, wann und wie es weitergehen soll, die Eltern fragen, wann die Kindertagesstätten wieder öffnen. Der neue Bürgermeister will ein Kinderhaus errichten, mit drei Krippen- und zwei Kindergartengruppen, weil es daran mangelt. Und er will die Sportstätten "auf Vordermann bringen. Die alten Sporthallen in Geltendorf und dem Ortsteil Walleshausen möchte Sedlmayr durch Neubauten ersetzen. Finanziell gehe es der Kommune gut, sagt er. Auf der hohen Kante liegen aktuell etwa vier Millionen Euro und als stille Reserve verfügt Geltendorf über 15 Baugrundstücke. Außerdem möchte der Bürgermeister ein kommunales Wohnungsbauprogramm auflegen, um die Mieten günstig zu halten.

Auf die Frage, was denn ein Bürgermeister von der ÖDP anders machen will als die Konkurrenz, muss Sedlmayr erst einmal nachdenken. Spontan fällt ihm nur ein Slogan ein: "Die Gemeinde blüht auf." Ja, er möchte die erneuerbaren Energien fördern, wie alle anderen Parteien auch. Kommunale Grundstücke würde er nur unter ökologischen Auflagen verpachten und mit den Arbeitern vom Bauhof plant Sedlmayr ein neues Pflegekonzept für die öffentlichen Grünflächen. Die ÖDP präsentiert sich programmatisch gerne als Postwachstumspartei. Das kann man in Geltendorf, einer wachsenden Kommune an der Endstation einer Münchner S-Bahn-Linie, wohl knicken. "Für einen Bürgermeister ist es nicht einfach, die Parteiideologie einzuflechten, es geht um einzelne Maßnahmen", sagt er. Ohnehin möchte Sedlmayr die Parteipolitik zurücktreten lassen, im Gemeinderat hat er auch keine Mehrheit.

Die ÖDP legte bei der Kommunalwahl zwar auf mehr als 19 Prozent deutlich zu und sicherte sich vier Mandate. Immerhin haben die Ökokonservativen jetzt ein Mandat mehr als die Grünen und nur eines weniger als die CSU, die zu den Wahlverlierern zählt. Von der SPD ist ein Gemeinderat übrig geblieben, obwohl Geltendorf mal SPD-Hochburg war.

Der neue Bürgermeister wird also fraktionsübergreifende Allianzen schmieden müssen. Sein Plan ist, in der Runde der Fraktionssprecher Projekte vorzubereiten. Was die Nachverdichtung im Ort oder die Baulandausweisung betreffe, könne er sich als Bürgermeister jedenfalls "nicht querstellen". Aber der schonende Umgang mit Ressourcen sei ihm wichtig, er setze daher auf "moderates Wachstum". Sedlmayr spricht von einem neuen Wohnquartier in Bahnhofsnähe, das deshalb nicht aus Einfamilien-, Reihen- und Doppelhäusern sondern aus Mehrgeschossbauten bestehen soll.

© SZ vom 08.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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