Süddeutsche Zeitung

Gegen Rassismus:Mutige Schüler mit ehrenwerten Ziele

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Dem Max-Born Gymnasium wird der Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" verliehen. Projektpate Markus Kälberer will dabei helfen, das Engagement gegen Diskriminierung aufrechtzuerhalten

Von Raphael Knipping, Germering

"Mächtig stolz" ist Robert Christoph. Denn "die Veranstaltung und das Projekt wurden von den Schülern getragen und nicht von oben organisiert". Der Schulleiter des Max-Born-Gymnasiums spricht von der Verleihung des Titels "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" ans Max Born Gymnasium.

Etwa 1100 Schüler sowie viele geladene Gäste sind in die Turnhalle gekommen. Vertreter der Schülermitverwaltung (SMV) und der Pate des Projekts, der Musiker Martin Kälberer, schildern, wie sie sich eine Schule ohne Rassismus vorstellen, bevor der Regionalkoordinator des Netzwerks, Michael Schneider-König, eine Urkunde an Schulleiter Christoph überreicht. Normalerweise bekommt eine Schule bei der Gelegenheit gleich ein Schild, das dann an der Eingangstür angebracht werden kann, so Schneider-König. Aber diesmal stecke das Paket wohl irgendwo in der Post fest.

Mit der Verleihung des Titels reiht sich das Gymnasium in eine Gruppe von 2300 deutschen Schulen mit etwa einer Million Schülern ein - darunter auch die Landkreiseinrichtungen Ferdinand-von-Miller-Realschule, Orlando-di-Lasso-Realschule, Carl-Spitzweg-Gymnasium und Gymnasium Puchheim.

"Dafür mussten wir erst mal einige Hürden nehmen" berichtet Sarah Stellmach von der SMV. Sie ist mit Theresa Fürst und Marijan Tabak Teil der Initiativgruppe, die sich um die Organisation des Projekts kümmert. Im Januar war die obligatorische Unterschriftenaktion gestartet worden - mindestens 70 Prozent der Menschen, die in einer Schule lernen und arbeiten (Schüler, Lehrer und technisches Personal) sollen sich dazu verpflichten, sich gegen jede Form von Diskriminierung an ihrer Schule aktiv einzusetzen, bei Konflikten einzugreifen und regelmäßig Projekttage zum Thema durchzuführen. 85 Prozent haben diese Erklärung unterzeichnet und damit den Weg für die Suche nach einem Paten freigemacht. An der Realschule Fürstenfeldbruck übernimmt diese Aufgabe Jérôme Boateng. In Germering fiel die Wahl schnell auf Martin Kälberer. Der Musiker, der in seiner Kindheit gemeinsam mit seinem Vater das Schwimmbad in Germering besucht hat, sagte sofort zu: "Als Musiker hat man nicht oft die Möglichkeit, etwas zu tun, womit man Türen öffnen kann." Auch auf der Bühne nimmt Kälberer seine Verantwortung ernst und berichtet den Schülern aus seiner Schulzeit. Damals seien Begriffe wie Mobbing und Internet noch nicht geläufig gewesen und das Wort Rassismus habe man nur aus Schulbüchern gekannt. Erst später erkannte er, dass Diskriminierung bereits auf dem Schulhof anfängt. "Das, was wir damals über den Schulhof geschrien haben wird jetzt geschrieben," sagt er mahnend. Das Projekt "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" solle dazu dienen, diese Mechanismen offenzulegen.

Ein Thema, das auch die Landtagsabgeordneten Sepp Dürr (Grüne) und Kathrin Sonnenholzner (SPD) beschäftigt. Für Dürr sind derartige Projekte ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus. Diskriminierung sei schon auf dem Schulhof allgegenwärtig mit Wörtern wie "schwul" und "behindert". "Da müssen wir dagegenhalten". Regionalkoordinator Michael Schneider-König warnt, die Feierstunde als Beleg zu interpretieren, dass Schüler und Lehrer sich nun zufrieden zurücklehnen können. "Dies ist keine Preisverleihung" - vielmehr gehe die Arbeit jetzt erst richtig los. "Die Schule ist auf einem Weg. Und das Ziel lautet weiterhin, eine Schule ohne Rassismus zu schaffen und auch sicherzustellen.

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SZ vom 21.06.2017
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