Gefahr im Pausenhof?:Grüner Problemhügel

Weil Schüler zweier Brucker Schulen im Pausenhof bei Nässe oder Frost ausrutschen könnten, wird ein angelegter Hügel gesperrt. Doch ist er wirklich gefährlich? Der Fall wirft die Frage auf, wie viel Risiken Kindern zugemutet werden können.

Stefan Salger

Wie viel Risiken sind Kindern zumutbar und wer übernimmt dafür die Verantwortung? Sollte man sie überhaupt vor allen möglichen Gefahren präventiv schützen oder müssen Kinder nicht auch einmal Grenzen überschreiten, um daraus lernen zu können? CSU-Stadtrat Markus Droth warnt davor, die Sache überzubewerten oder gar eine Provinzposse daraus zu stricken - und doch könnte der Fall des künstlichen Hügels auf dem von Richard-Higgins-Volksschule und Mittelschule West gemeinsam genutzten Pausenhof die Initialzündung für so etwas wie eine Grundsatzdiskussion sein.

Seit einigen Monaten ist der kleine Hügel, der 2007 im Zuge der Renovierungsarbeiten der Schulen angelegt worden war und mit einem grünen Belag - ähnlich dem einer Tartanbahn - überzogen ist, gesperrt. Offenbar wurde fünf Jahre nach der Fertigstellung ein Sicherheitsrisiko erkannt. So fehlt es etwa an ausreichenden Auslaufzonen. Vor allem bei Nässe und Frost könnten Kinder ausrutschen und sich verletzen. Auf Initiative des im Auftrag der Stadt tätigen Sicherheitsbeauftragten wurde der Hügel gesperrt. Im Falle eines Unfalls könnten Eltern versuchen, der Stadt Versäumnisse anzulasten und sie haftbar zu machen.

Rektor Anton Hirsch will sich zu Details nicht äußern, bestätigt aber, es habe über die Angelegenheit Gespräche der Schulleitung mit der Stadt gegeben. Fürstenfeldbrucks Hauptamtsleiter Roland Klehr verweist zudem auf eine entsprechende Anfrage des Elternbeirats der Mittelschule. Auch Tanja Stock von der Richard-Higgins-Volksschule hält sich beim Thema Pausenhof bedeckt. Doch sie deutet an, dass die Schule kein Interesse an einer längeren Sperrung des Hügels haben kann. Für Details verweist die Schulleiterin ebenfalls an die zuständige Stadt. Die ganze Sache sorgte in einem Ausschuss des Stadtrats für Wirbel, als Markus Droth den Hügel zur Sprache brachte und auf eine möglichst schnelle Lösung im Sinne der Kinder drängte. Für OB Sepp Kellerer ein Aufregerthema. Das Abtragen des Hügels würde 12 000 Euro kosten. Viel zu viel. Wenn es denn sein müsse, dann solle man eben "einen Blumenkasten draufstellen", sagte er ironisch. Und fertig. So viel Geld will auch Droth nicht ausgeben, der die Gefahr ebenfalls nicht dramatisieren will: "Das ist doch kein Mount Everest." Für BBV-Stadtrat Klaus Zieglmeier ist die ganze Diskussion ein weiterer Beleg für "die Verbotsrepublik Deutschland" in der versucht wird, jedem noch so kleinen Restrisiko vorzubeugen und sich x-mal abzusichern gegen alle Eventualitäten. Zieglmeier hatte in den vergangenen Jahren wiederholt mehr Anlagen für Breitensportler gefordert, so etwa einen Sprungturm fürs Pucher Meer. Zudem hatte er den Sinn von Badeverboten in der Amper bezweifelt.

Zu einem ernsten Unfall ist es auf dem Hügel des Pausenhofs bislang nicht gekommen, lediglich von "zwei kleineren Vorfällen" spricht die Stadt. Bei Nässe oder Frost " haben wir bisher eine Pylone oben hingestellt und die Kinder wussten, dass sie dann nicht raufgehen können", so Tanja Stock. Die Entfernung des grünen Hügels steht für sie gar nicht zur Debatte. Wichtig sei es grundsätzlich, "die Angebote in den Pausen zu optimieren". Weil ein gesperrter Hügel mit diesem Ziel kaum vereinbar ist, wünscht sich die Schulleiterin eine schnelle, unbürokratische Lösung.

Roland Klehr möchte nicht von einem großen Risiko sprechen. Rückfragen beim Unfallversicherungsverband hätten ergeben, dass der Belag nicht wirklich problematisch ist. "Wegreißen, das kann es sicher nicht sein." Um den Hügel wieder zugänglich zu machen, muss dennoch etwas passieren. Die Stadt favorisiert eine Seil- oder Netzbespannung, auch eine Art Geländer wird geprüft. "Wir sind ganz kurz vor einer Lösung" sagte am Montag ein Mitarbeiter der Stadt. Ob diese bis zum Schuljahresanfang umgesetzt ist, das freilich will auch Klehr nicht garantieren.

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