Gedenktag:Knobloch fordert Unterstützung für den Landkreis

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Beim Gedenken an die Opfer des Olympia-Attentats lobt die Präsidentin der Kultusgemeinde die Erinnerungsarbeit in Bruck

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Was haben die Angriffe der Hamas gegen Israel und der IS-Terror in Irak und Syrien mit dem Olympia-Attentat von vor 42 Jahren zu tun? Diese Frage hat sich die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, gestellt und bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Attentats von 1972 am Freitag in Fürstenfeldbruck so beantwortet: "Weil die Terroristen unser Konzept von Frieden, Freiheit und Humanität nicht akzeptieren." Mit diesen Ideen sei 1972 auch die israelische Mannschaft zu den Olympischen Spielen nach München gekommen, in ein Deutschland, das begeistert gewesen sei. Damals, so Knobloch, habe sie wieder "Freude und Stolz über die wiedergewonnene Heimat" gehabt. Doch dieser Traum vom friedlichen Zusammenleben sei durch die palästinensischen Attentäter zerstört worden. Dem Gedenken an die damals elf ermordeten israelischen Sportler und den beim missglückten Befreiungsversuch getöteten Polizeibeamten nehme sich der Landkreis in besondere Weise an, sagte Knobloch lobend: "Es zeigt eine kluge und vorwärtsgewandte Erinnerungskultur in unserem Land."

Für Landrat Thomas Karmasin, der die Gedenkstätte am Eingang des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck initiierte und der derzeit im Urlaub ist, sprach sein Stellvertreter Johann Wieser. Er erinnerte an das unermessliche Leid, das den Angehörigen zugefügt worden sei. Wieser erinnerte auch an die Kerzen, die zum 40. Jahrestag 2012 bei der Gedenkveranstaltung - damals innerhalb der Kaserne - brannten: "Erinnern, gedenken, hoffen", sei darauf gestanden: "Das wird der Landkreis auch in Zukunft tun."

Wie an jedem 5. September seit 1999 wurden die Namen der Getöteten verlesen. Die der israelischen Sportler Moshe Weinberg und Josef Romano, die in München ermordet worden waren, und die weiterer neun Geiseln - David Berger, Ze'ev Friedman, Yossef Gutfreund, Eliezer Halfin, André Spitzer, Amitzur Schapira, Kehat Schorr, Mark Slavin, Yakov Springer - die auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck starben. Dabei wurde auch der Polizist Anton Fliegerbauer getötet, dessen Witwe und Angehörige wieder nach Fürstenfeldbruck gekommen waren. Ihnen sprach Knobloch ihren Dank aus, weil sich Fliegerbauer damals an dem Befreiungsversuch beteiligt habe. Den Opfern ist der Gedenkstein des Gröbenzeller Künstlers Hannes L. Götz gewidmet, an dem die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung nach jüdischem Brauch kleine Steine ablegten.

Charlotte Knobloch legt im Beisein von Landrats-Vize Johann Wieser und Landtags-Vize Reinhold Bocklet einen Stein an der Gedenkstätte ab. (Foto: Günther Reger)

Für die Präsidentin der Kultusgemeinde ist Fürstenfeldbruck "der zentrale Ort der Erinnerung". Dort erwartet sie eine Erinnerungsstätte, an der die Menschen gedenken und sich begegnen könnten. Sie appellierte in ihrer Ansprache an die bayerische Staatsregierung, dass zwischen den geplanten Erinnerungsstätten in München und in Fürstenfeldbruck "absolute Gleichberechtigung" herrschen müsse. Beide Stätten sollten sich gegenseitig ergänzen. Knobloch wünschte sich auch, dass der Freistaat den Landkreis Fürstenfeldbruck "finanziell und ideell unterstützen solle, damit der die Reihe der Gedenkveranstaltungen fortsetzen könne.

Knobloch, die dem Expertenkreis des bayerischen Kultusminister Ludwig Spaenle für die Errichtung der Gedenkstätten im Münchner Olympiagelände sowie in Bruck angehört, forderte den Bund als Eigentümer nachdrücklich auf, den historischen Tower auf dem Fliegerhorstgelände als Gebäude für eine Gedenk- und Begegnungsstätte zur Verfügung zu stellen. Gerade durch die wachsende Distanz zu den Ereignissen von 1972 werde es immer wichtiger, einen Ort zu schaffen, an dem auch die Jugend etwas darüber erfahre, was damals passiert sei und welche Zusammenhänge es bis heute gebe.

© SZ vom 06.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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