Die Forderung der Grünen in Olching ist nicht neu. Sie orientiert sich an dem von 2026 an geltenden Rechtsanspruch, dass Grundschulen ein Ganztagsangebot machen müssen. „Wir wünschen uns mittelfristig ein Angebot für eine gebundene Ganztagsschule an mindestens einer der Olchinger Grundschulen“, bekräftigte die Parteispitze kürzlich. Ganztagsbetreuung – jedoch in der ungebundenen offenen Form – gibt es in der Amperstadt bisher nur an der Grundschule im Stadtteil Graßlfing. Die Martinschule in der Ortsmitte und die Grundschule Esting bieten zurzeit eine sogenannte Mittagsbetreuung an, die allerdings auch bis 15 oder 16 Uhr gehen kann.
Welche Form der Nachmittags- oder Ganztagsbetreuung in der Grundschule stattfindet, wenn dafür dort die Voraussetzungen gewährleistet sind, entscheiden letztlich die Eltern. „Die Schule führt eine Elternbefragung durch und macht eine Bedarfsanalyse“, erläutert Kristina Heller vom Schulamt in Fürstenfeldbruck. Die Schulamtsdirektorin zählt von 33 Grundschulen sechs im Landkreis auf, an denen Ganztagsklassen existieren. Bis zu einer Klasse pro Jahrgangsstufe gibt es an der Grundschule Mitte und an der Grundschule an der Cerveteristraße in Fürstenfeldbruck, an der Ährenfeldschule in Gröbenzell, in Puchheim an der Grundschule am Gerner Platz und an der Grundschule Süd. Auch in Germering existiert an der Kirchenschule in jeder Grundschul-Jahrgangsstufe eine Ganztagsklasse und eine ganztägige Deutschklasse mit Schülern der dritten und vierten Klasse. „Für eine Ganztagsklasse gibt es jeweils zusätzlich ein Lehrerstundendeputat von zwölf Stunden“, erklärt Heller weiter. Gebundene Ganztagsschule bedeutet, die Kinder sind an mindestens vier festen Tagen von acht Uhr morgens bis etwa 16 Uhr in der Schule. Sie werden dann auch nachmittags von Lehrerinnen und Lehrern sowie Fachkräften in der Regel im festen Klassenverband unterrichtet. Am Freitag ist auch für die Ganztagskinder schon mittags Schulschluss.
„Die Vorteile“, sagen die Grünen um Ingrid Jaschke und Marina Freudenstein, sind „mehr Unterricht in Deutsch, Mathematik und Englisch“. Auch „interkulturelles Lernen und die sprachliche Integration“ würden sich dann verbessern. Ebenso gebe es mehr Chancen für Kinder mit Lernschwierigkeiten und auch für Kinder mit besonderer Begabung. „Die Schüler sollen auch Gelegenheit haben, sich zu entspannen, zu spielen, kreativ zu sein und soziale Kontakte pflegen“, so die grüne Vorstellung. Demgegenüber seien die Möglichkeiten der offenen Ganztagsschule „deutlich reduziert“. Allerdings fällt bei der gebundenen Form die Wahlfreiheit für die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern komplett weg. So könne auch bei schönem Wetter im Juni und Juli ein spontaner Schwimmbadbesuch am Nachmittag nicht stattfinden, erklärt Angelika Schäfer, die neue Schulleiterin der Grundschule Graßlfing.
Die Wahlfreiheit ist zwar auch bei der offenen Form eingeschränkt, aber doch eher gegeben. So können die Eltern wählen, ob sie bis 16 Uhr buchen oder nur für eine Kurzgruppe bis 14 Uhr. Genauso können sie statt vier Tage ihre Kinder auch nur für zwei oder drei Tage anmelden. An diese Buchungen sind die Eltern und ihre Kinder dann aber auch das gesamte Schuljahr gebunden. Auch die offene Ganztagsschule ist ein Schulbetrieb, aber nicht mit Lehrern, sondern mit Sozialpädagogen und Erzieherinnen. Auch Eltern kommen zum Einsatz bei der Hausaufgabenbetreuung und bei Fördermaßnahmen. Ebenso Übungsleiter aus Sportvereinen, weil auch Freizeitangebote mit Sport, Musik und Kunst im Angebot sind. Entspannen und spielen wird auch gewährleistet.
Gebundene Ganztagsschule braucht mehr Lehrkräfte
Die Forderung der Grünen nach einer gebundenen Ganztagsschule würde vor allem mehr Lehrpersonal erfordern. Für die Graßlfinger Rektorin Schäfer ist die offene Variante die bevorzugte, auch weil die Eltern so votieren. „Ich stehe hinter diesem Konzept“, bekräftigt die Schulleiterin. Die offene Ganztagsschule betreibt Graßlfing mit dem Olchinger Sozialdienst als Kooperationspartner. Nicht alle Grundschüler sind nachmittags in der Schule. „Etwa 30 bis 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler gehen nach dem Unterricht nach Hause“, weiß Schäfer. Im ersten Schuljahr würden mehr Kinder die offene Form sozusagen testen, sind die Grundschüler älter, gingen sie meist schon mittags heim.
Die Martinschule und die Estinger Grundschule warten noch auf bauliche Veränderungen, um überhaupt den Platz für eine Ganztagsbetreuung zu schaffen. Die Planungen für die Um- und Anbauten haben begonnen, so dass voraussichtlich im Schuljahr 2026/2027 mit zusätzlichen Räumen zu rechnen ist. Bisher betreiben beide Grundschulen Mittagsbetreuung für die angemeldeten Kinder, wobei die Klassen durchmischt werden und die Hausaufgaben nicht zwingend gemacht werden müssen. Etwa 60 Prozent der 500 Schülerinnen und Schüler der Martinschule nehmen daran teil. Gleichzeitig gibt es auch noch den Kinderhort mit festen Gruppen. Entscheidend wird also sein, ob die räumlichen und organisatorischen Voraussetzungen für eine gebundene Ganztagsschule in Olching vorhanden sind. Und noch wichtiger, ob die Eltern dafür votieren oder ob sie mehr Flexibilität für ihren Nachwuchs oder für sich selbst wollen.

