Er ist der vorerst letzte Festwirt des Maisacher Volksfests gewesen und eine Art Hoffnungsträger für die größeren Feste. Doch der Dachauer Gastronom Ewald Zechner wird nicht mehr zurückkommen auf den Volksfestplatz, denn er ist zahlungsunfähig und steckt deshalb in einem Insolvenzverfahren.
Am 13. August eröffnete das Amtsgericht München das Verfahren, nachdem Zechner die Zahlungsunfähigkeit Anfang Juli gemeldet hatte. In Dachau selbst ist die Nachricht nicht mit großer Überraschung aufgenommen worden. Schon Ende des vergangenen Jahres musste Zechner einige seiner Betriebe schließen. Im September dann wurde die Masseunzulänglichkeit festgestellt. Das heißt, dass Zechner zwar die Verfahrenskosten bezahlen könnte, aber die Masse nicht ausreicht, um alle Verbindlichkeiten zu bedienen.
Der aus Österreich stammende Zechner ist in der Dachauer Gastronomieszene kein Unbekannter: Er führte über Jahre einen Imbiss, einen Biergarten, mehrere Gaststätten, belieferte mit seiner Cateringfirma Kantinen und war Volksfestwirt. Dass es nicht mehr so läuft bei Zechner, das kündigte sich schon vor etwas mehr als einem Jahr an: Nachdem er neun Jahre lang Wirt des großen Festzelts gewesen war, kündigte er am letzten Tag des Dachauer Volksfests an, dass er 2024 nicht mehr als Festwirt zur Verfügung stehen werde. In diesem Jahr übernahmen dann Ludwig und Sandra Rettinger von der Tafernwirtschaft „Zum Fischer“ das Festzelt.

Die Gemeinde Maisach im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck hatte weniger Glück: Das Maisacher Volksfest musste 2024 langfristig abgesagt werden, nachdem Zechner auch hier nach nur einem Jahr bekannt gegeben hatte, nicht weitermachen zu wollen. Ein weiterer Grund waren die Zuschüsse, die die Gemeinde unter anderem für den Seniorennachmittag zur Verfügung gestellt hatte. Ausgaben, die nach mehrheitlicher Meinung angesichts schwindender Einnahmen nicht mehr sein müssten.
Im Laufe des vergangenen Jahres muss sich der wirtschaftliche Abschwung in der Zechner-Gastronomie abgezeichnet haben. Nach fünf Jahren gab Zechner den Imbiss „Zum Gasteiger“ in der Dachauer Altstadt auf. Ob es einen Nachfolger gibt, ist bis heute ungewiss. Auch den Betrieb des Klosterbiergartens in Markt Indersdorf führte Zechner nicht fort. Überraschend kam auch die Schließung des Wirtshaus Oberbräu in Nandlstadt im Landkreis Freising: Erst 2023 hatte Zechner die Wirtschaft übernommen. Außerdem belieferte der Gastronom Kantinen, etwa die des Landratsamtes Dachau. Dieses setzt derweil auf einen externen Brotzeitanbieter und betreibt keine Kantine mehr, wie das Landratsamt mitteilt. Die genauen Gründe für die Insolvenz will Zechner auf Nachfrage nicht nennen. Fest steht: Allein ist er mit seiner Krise nicht. Die deutsche Gastronomiebranche ist gebeutelt – von der Pandemie, vom Fachkräftemangel und vom niedrigen Konsumverhalten der Kunden. Laut einer Studie der Wirtschaftsauskunft Creditreform hat 2023 jedes zehnte Unternehmen in der Gastronomie aufgehört.


Allerdings, so ganz verabschiedet aus der Gastroszene hat sich der 47-Jährige noch nicht: Das Gasthaus Liegsalz in Pellheim und seine Cateringfirma will Zechner weiterführen. Wie es ansonsten nach der Abwicklung des Insolvenzverfahrens weitergehen soll, möchte Zechner erst mal nicht verraten: „Das ist im Moment nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.“
In Maisach war nach dem Volksfest, das erstmals unter dem Motto „Maisacher Sommer“ im Juli stattfand, eine zweite Auflage bereits angedacht. Vom 12. bis 21. Juli sollte das Fest heuer Publikum anziehen, doch vor genau einem Jahr sollte die endgültige Entscheidung fallen. Ewald Zechner gab sich vor dem entscheidenden Gespräch noch recht positiv. „Mir hat das Volksfest Spaß gemacht“, blickte er damals auf die Festwoche im Juli zurück, die durch zwei Großveranstaltungen von CSU mit Ministerpräsident Söder und den Freien Wählern mit Hubert Aiwanger umrahmt wurde. Gelohnt haben muss sich der Ausflug des Dachauer Wirtes nach Maisach aber nicht: „Wir haben Geld mitbringen müssen.“ Ob es am neuen Festzeltkonzept mit extra Weinzelt und Lauben lag oder an der fehlenden und für ein Volksfest unbedingt nötigen Ausstattung mit Fahrgeschäften und Buden, war im Nachhinein nicht festzustellen. In Maisach wurde auch eine gewisse Feiermüdigkeit ausgemacht, zudem saßen wohl der Euro aufgrund der allgemeinen Teuerung nicht mehr so locker.
Der langjährige Betreiber sagt kurzfristig ab
Zechner hatte nicht nur mit seinem Zelt eine Tradition gebrochen, sondern auch mit dem angestammten Termin. Bis einschließlich 2022 – für viele Maisacherinnen und Maisacher das eigentliche Schicksalsjahr des Volksfests – hatte die Festwoche im September während der Sommerferien stattgefunden. Zu einer Zeit also, in der noch viele im Urlaub waren – oder das Geld für die wenig später stattfindende Wiesn sparten. In den beiden Corona-Jahren war die Maisacher Wiesn jedenfalls ausgefallen. Und die Festwoche im Jahr 2022 stand bereits früh im Jahr unter einem schlechten Stern, weil der langjährige Festwirt Jochen Mörz seinen Vertrag nicht mehr erfüllen wollte.
Maisach wird aber nicht ganz ohne Fest bleiben. Im kommenden Jahr könnte man den 150. Geburtstag von Mathias Kneißl begehen, dem Verbrecher, der im Jahr 1902 wegen zweifachen Mordes hingerichtet worden war. Kneißl ist Namenspatron des dunklen Biers der Brauerei Maisach, und dass es diese Sorte auch weiterhin geben wird, liegt in der Verantwortung von Umberto Freiherr von Beck-Peccoz, dem Bräu aus Kühbach im Wittelsbacherland. Der übernahm in diesem Jahr die im Februar zahlungsunfähig gewordene Brauerei Maisach und kündigte an, neben dem Hellen mit dem Namen „Perle“ auch das Dunkle weiter in Maisach produzieren zu wollen.
Der Wunsch des Barons aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, in und um die Brauerei ein Fest im Jahr 2025 auszurichten, könnte in Erfüllung gehen, wenn es die erforderlichen Genehmigungen gibt und Maisacher Vereine zum Gelingen der Festtage beitragen.