Süddeutsche Zeitung

Gastronomie in Fürstenfeldbruck:Auszeit für den Stammtisch

Nach der ersten Woche Biergartenbetrieb darf nun auch die Innengastronomie wieder öffnen. Die Wirte haben sich auf die neuen Vorschriften vorbereitet, werden aber nicht alle Wünsche ihrer Gäste erfüllen können

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Die Gastronomen im Landkreis dürfen nun auch drinnen wieder Gastgeber sein. Nach einer Woche Biergartenbetrieb ist seit diesem Montag auch die Innengastronomie wieder erlaubt, allerdings nach detaillierten Hygieneregeln sowohl für den Wirt als auch für den Gast. Das ist für beide Seiten neu, besonders für die gemütlich zusammensitzenden Stammtischler. Sie werden wohl in den kommenden Monaten nicht an einem Tisch sitzen dürfen.

Zwei Haushalte pro Tisch, aber kein weiterer Gast, so streng sieht es das "Hygienekonzept Gastronomie" vor, das in einer gemeinsamen Bekanntmachung der Bayerischen Staatsministerien für Gesundheit und Pflege und für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie am 14. Mai veröffentlicht wurde. Der bayerische Hotel- und Gaststättenverband hat darüberhinaus einen ganzen Ordner mit Hygieneregeln und Vorschlägen seinen Mitgliedern angeboten, damit nicht nur in der seit einer Woche erlaubten Außengastronomie alles problemfrei ablaufen kann, sondern von diesem Montag eben auch drinnen. Die Wirtinnen und Wirte haben sich darauf eingestellt, doch ein einheitliches Konzept, auf das sich die Gäste einstellen müssten, gibt es wegen der Unterschiedlichkeit der Gaststättenkonzepte ohnehin nicht.

Dass von Montag an alle Lokale wieder aufmachen - eine Illusion. "Wir werden erst am Mittwoch wieder öffnen", sagt Josef Hartl vom Gasthof Zum Unterwirt in Türkenfeld. Er hat seinen Gästen während der Schließzeit Essen zum Abholen angeboten, deshalb auch weniger Personal benötigt. Die Mitarbeiter holt er nun nach und nach aus der Kurzarbeit. Die Servicekräfte werden aber nur jeden zweiten Tisch bedienen, können doch die Hälfte der Tische wegen der vorgeschriebenen Abstände nicht benutzt werden. Reservieren seien deshalb dringend erwünscht, sagt Hartl, aber eben nicht für Stammtische.

Dem Familienbetrieb von Dragomir Ledic werden die Veranstaltungen in der Friesenhalle fehlen. Dort tagt derzeit alle drei Wochen der Eichenauer Gemeinderat, aber bewirten kann Ledic dort auf absehbare Zeit nicht. So will er zumindest versuchen, seinen Gästen in den Bürgerstuben wieder ein guter Wirt zu sein. "Es war nötig, dass wir jetzt wieder öffnen können", sagt Ledic, der die beliebte Wirtschaft zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn führt. Von den fast 90 Plätzen, die er in drei Räumen bedienen könnte, darf er "vielleicht ein Drittel bis die Hälfte" benutzen. Dazu hat er im Außenbereich einige Tisch - alles mit viel Abstand zueinander.

Auf Distanz ist man auch in der Gastronomie am Pucher Meer eingestellt, doch das offene Konzept von vor Corona lässt sich nicht mehr durchhalten. "Wir haben einen Zugang und einen Ausgang", erklärt Nadin Fischer von der Mahavi Group aus Fürstenfeldbruck die Maßnahmen. Wie früher, einfach nur über die Terrasse vom Badesee zu kommen, sei nicht mehr möglich. Schon allein wegen der Pflicht der Gäste, sich zu registrieren. Auch diese Aufgabe ist neu für die Gastronomen, denn sie müssen die Listen aufheben für den Fall, dass einer der Gäste mit dem Coronavirus infiziert gewesen sein sollte. Dann sollen alle weiteren Gäste, die sich in dessen Nähe befanden, informiert werden können.

"Die Gäste sind diszipliniert, sie zeigen Verständnis", sagt Gerhard Kohlfürst vom "Fürstenfelder". Er kann davon berichten, weil er am Vatertag etwa 1000 Gäste in seinem Biergarten bewirtet hat und "alles entspannt" abgelaufen sei. "Die Leute haben mitgespielt." Dass sie das auch tun werden, wenn die Innengastronomie wieder zugelassen ist, davon geht Kohlfürst erst einmal aus. Als einen Vorteil sieht es der Gastronom und Hotelier an, dass er sein Restaurant im vergangenen Jahr hat umbauen lassen. Das erleichtere ihm nun, die Abstände einzuhalten. Sein Hygienekonzept sieht den obligatorischen Mund- Nasenschutz für alle Mitarbeiter vor, "stündliche Desinfektionsrundgänge" und einen "eigenen Laufweg für die Toiletten".

Harry Faul, Chef des Maisacher Bräustüberls und Sprecher der Wirte im Landkreis, unterstreicht, wie wichtig die Regelungen für Gäste wie für Gastronomen seine. Abstand, Masken und Desinfektion seien "der richtige Schritt zurück zur Normalität im Gastgewerbe". Faul ist davon überzeugt, dass sich "Biergarten und Gasthaus in einer netten, lockeren und sympathischen Art präsentieren können und sich die Gäste trotz der Umstände wohlfühlen werden".

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SZ vom 25.05.2020
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