Gastronomie:Geduldsprobe für Biergartenliebhaber

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Gut Freiham soll wieder Ausflugsziel werden, aber dies wird noch ein paar Jahre dauern

Von Karl-Wilhelm Götte, Freiham/Germering

Germering ist nicht nur eine Volksfest-Diaspora, auch ein gemütlicher Biergarten fehlt der Großen Kreisstadt. Deshalb schauen die Germeringer immer zum nahen Gut Freiham, wo sie einst per Rad in den Biergarten der Schlosswirtschaft eingekehrt sind. Die dortige Gastwirtschaft mit Biergarten ist schon seit einigen Jahren geschlossen, so dass die Germeringer in die doppelt entfernte "Aubinger Einkehr" ausweichen müssen. "Der Biergarten kommt", verkündete jetzt Catherine Demeter, die Vorsitzende der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung, die Mehrheitsgesellschafterin der Augustiner-Brauerei, bei der Vorstellung der Bauplanungen auf Gut Freiham. Doch er kommt erst, wenn alle sonstigen Renovierungs- und Sanierungsarbeiten auf dem Areal abgeschlossen sind. Das kann in etwa vier bis fünf Jahren der Fall sein.

"Es macht keinen Sinn", sagte Demeter auf Nachfrage der SZ, "den Biergarten zu eröffnen und die Baufahrzeuge fahren dort ständig vorbei". Lärm und Staub würden das Vergnügen stark einschränken. Die Chefin der Stiftung, die die umfassenden Bauarbeiten auf Gut Freiham betreibt, weiß um die Sehnsucht der nahen Germeringer Bevölkerung nach der Schlosswirtschaft mit Biergarten. "Wir wollen Freiham als Ausflugsziel besonders für die Familien wieder herstellen", versprach Demeter. In der großen soeben fertiggestellten "Informationshütte", die eher ein großer Pavillon ist, hängen die fertigen Pläne für alle Baumaßnahmen. "Die Attraktivität Freihams kann so wie Andechs werden", wagte Mathias Pfeil vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege einen Ausblick.

Freiham wurde im zwölften Jahrhundert erstmals erwähnt. Im 15. Jahrhundert entstanden die Wirtschaftsgebäude. "Das Gut wurde damals zur Hofmark mit niederer Gerichtsbarkeit", so Pfeil in seinem historischen Rückblick. 1818 wurde alles nach einem Brand wieder aufgebaut. Den Anfang hatte die Sanierung mit der Heilig-Kreuz-Kirche vor zwei Jahren gemacht. Ein Blitzeinschlag Ende 2017 hatte trotz Blitzschutz die Elektronik der Kirche zerstört. Doch das ist wieder behoben worden. Gerade ist der Bullen- und Pferdestall an der Reihe. Die Säulen sind dort freigelegt worden, genauso die Backsteinmauern. Dort sollen die Augustiner-Rösser untergebracht werden. Vor den weißen Decken hängen die Stromkabel für die Lampen bereits herunter. Andere Ställe sollen zu Veranstaltungsräumen für Hochzeiten, Taufen und Geburtstagsfeste werden. "Mit Oster-, Weihnachts- und Bauernmärkten wollen wir das Dorf des 19. Jahrhunderts wieder aufleben lassen", sagte Demeter. Weitere Sanierungsmaßnahmen der Fassfabrik, des Lagerhauses, der Hofwerkstatt und der Brennerei werden folgen. "Gut Freiham wird einen Perle werden in einem sich verändernden Umfeld", prophezeite Denkmalschützer Pfeil noch. "Es wird jedoch kein Museumsdorf werden und auch nicht auf den simplen Profit orientiert sein."

Gemeint ist auch die Umgebung mit einem riesigen Gewerbegebiet und in Freiham-Nord einem Wohngebiet mit 25 000 Bewohnern im Jahre 2030. 11 500 Wohneinheiten, zehn Schulen, 22 Kitas und 15 000 Arbeitsplätze sollen entstehen, wenn die Angaben in der Info-Hütte zutreffen werden. "Es ist die größte städtebauliche Projektentwicklung in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa", steuerte Stefan Diemling vom Kommunalreferat München bei. Groß soll auch der Biergarten werden. Den Plänen für den Außenbereich ist zu entnehmen, dass dieser etwa zwei- bis dreimal so groß ausfallen wird wie der alte. Er bekommt einen neuen Standort links von der Gastwirtschaft. Die Zielgruppe Familien mit Kindern soll mit neu gestalteten Spielplätzen in der Nähe der Gaststätte angelockt werden. 1500 Quadratmeter Spielplatz werden eigens für Teenager, die "etwas weg wollen von den Eltern", so Demeter schmunzelnd, angelegt. Ebenso ein Indoor-Spielplatz.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir fälschlicherweise geschrieben, dass die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung aus der Franziskaner-Brauerei hervorgegangen sei. Das ist falsch. Richtig, ist, dass die Stiftung die Mehrheitsgesellschafterin der Augustiner-Brauerei ist.

© SZ vom 15.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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