Die Mitglieder des Männerballetts der Olchinger Tanzfreunde (OTF) sind schon frühzeitig ins Puchheimer Kulturzentrum (Puc) gekommen. Auch Trainerin Petra Schüler beobachtet gerade das Bühnenprogramm beim großen Gardefestival, das erneut von der Faschingsgilde (FGO) organisiert und präsentiert wird. Soeben zeigt Hollaria Augsburg eine Art Varieté-Programm aus den 1920er-Jahren mit Tänzerinnen in dunkelroten Korsagen mit vielen Federbüschchen. Das Gardefestival ist eine Art Messe der Showtanzgruppen im Fasching. Das Männerballett fällt da etwas aus dem Rahmen und wird in dem Sechsstunden-Programm erst gegen Ende seinen Auftritt haben.
Diese Messe zeigt einige Unterschiede im Stil der jeweils präsentierten Schau. Zwölf Garden haben sich im Puc versammelt, die alle ihren Anhang mitgebracht haben und den großen Saal ziemlich komplett füllen. Vorn auf der Bühne moderieren Ludwig Gruber und Guido Amendt als bewährte Hofmarschalle der FGO im Zusammenspiel mit Luca Maier gekonnt das Geschehen. Die eigene Showtanzgruppe „Spirit of Motion“ des Vereins muss immer noch mit der eingeschränkten Mobilität der Prinzessin Maria I. auskommen, die nach vor unter einer Fußverletzung leidet und auch im Puc nur mit Krücken des Weges gehen kann. Das Programm „Hercules“ gelingt der Formation mit einer Prinzessin, die von ihrem Prinzen Alexander I. auf einem Bein stehend gekonnt umtanzt wird, trotzdem sehr formidabel. Vorher war der Nachbarverein der Olchinger Tanzfreunde mit den „OTF-Kids“ an der Reihe gewesen. Etwa 40 Kinder und Jugendliche von sechs bis 18 Jahren, mittendrin das Jugendprinzenpaar Amelie II. und Ferdinand I., haben unter dem donnernden Applaus des Saales ihre Schau „Sonne. Mond und Sterne“ gezeigt.
Die OTF-Kids bestehen aus vier Altersgruppen, die getrennt trainiert werden, aber zusammen auftreten. „Das funktioniert gut, das ist eine schöne Gemeinschaft“, sagt Nadine Graef, die Mutter des 16-jährigen Prinzen Ferdinand, die bis vor Kurzem noch dem Vereinsausschuss angehörte. „Die Kleinen bewundern die Großen und die Großen lernen Verantwortung zu haben.“ Auch Andreas Graef, der Zwillingsbruder von Ferdinand und die Schwester Kim, 14, gehören zu den „OTF-Kids“. Da ist die Mutter im Fasching ziemlich viel unterwegs. „Heute Morgen waren beim Prinzenpaartreffen in Benediktbeuern und jetzt schon wieder hier“, erzählt Nadine Graef. Die junge Formation lässt das Risiko akrobatische Teile einzubauen bewusst weg und legt hauptsächlich Wert auf den Tanz. „Menschenpyramiden bauen ist uns zu gefährlich“, so Graef nachdrücklich.

Das überlassen die „OTF-Kids“ Gruppen wie Fun Unlimited aus Germering bei ihrer Show „Spotlight and Shadows“. Da kann man turnerische Elemente bestaunen und die Tänzerinnen zeigen auf der dem dafür nicht gerade idealen Puc-Bühnenboden schon mal den einen oder anderen Flick-Flack. Je voller die Bühne mit Tänzerinnen und Tänzern desto wirkungsvoller ist die Schau. Das ist bei Hollaria Augsburg der Fall, die mit 24 Akteurinnen gekommen sind und die Prinzessin eindrucksvoll auf einem Schild hereintragen. Auch die Heimatgilde Fürstenfeldbruck ist mit 19 Tänzerinnen und zwei Tänzern abgerückt und legt bei ihrem Programm „Magie versus KI“ „viel Wert auf Choreografie und Tanz“, so Sprecherin Veronika Droth. Die Gruppe „No Limits“ der Heimatgilde versteht sich als Geschichtenerzählerin unter den Showgarden. Das setzen sie wieder sehenswert um.
Das Männerballett ist diesmal im „Dschungel - auf der Suche nach dem Feuer des Glücks“, so heißt das neue Programm. Petra Schüler leitet und trainiert die 17 Tänzer seit fast 30 Jahren, nur zwei Jahre Babypause hat sie sich zwischendurch mal gegönnt. Die Männer zwischen 30 und 60 Jahre und älter sind fast alle seitdem bei der Stange geblieben. „Sie sind ganz brav und artig“, sagt Schüler und schmunzelt. „Es macht uns allen einen großen Spaß und das Feedback des Publikums ist jedes Mal toll“, bestätigt auch Tänzer Karsten Fahrer, 55. Das Ballett tritt das ganze Jahr auch bei Geburtstagen, Hochzeiten, im Altenheim oder bei Firmenevents auf. „Bis Faschingsdienstag stehen erstmal noch 30 Auftritte an“, so Fahrer. Da gilt es durchzuhalten. Der Faschingsabschluss ist wieder am 15. März in Mammendorf mit dem Männerballett-Treffen. 13 Gruppen haben sich dazu angesagt. Im Puc erfreut die Männerformation das staunende Publikum mit Tarzan, Jane, vielen Affen und einem Elefanten. Die Faschingsversammlung spart dann auch nicht mit berechtigtem Applaus.