Süddeutsche Zeitung

Ganztagsschule in Gröbenzell:Schlechte Noten für die Gemeinde

Noch denkt man Gröbenzell über die Ganztagsschule nach. Doch schon vorab kommt Kritik vom ehemaligen Schulrat.

Wolfgang Krause

Kurz vor dem Informationsabend der Gemeinde am Mittwochabend hat der ehemalige Schulamtsleiter Joachim Linkert das Vorgehen bei der Einführung der Ganztagsschule in Gröbenzell kritisiert. Bei einer SPD-Veranstaltung sprach sich Linkert dafür aus, alle drei Schulstandorte zu erhalten, die Gröbenbachschule durch eine Sprengeländerung zu stärken und zunächst mit einem Ganztagszug zu starten. Die von der Gemeinderatsmehrheit favorisierte Idee, die Schule an der Bernhard-Rößner-Straße zu einer Dependance der Ährenfeldschule zu machen oder gar ganz aufzulösen, lehnte Linkert ab. "Eine Dependance in dieser Größe ist schlichtweg ein Unsinn", sagte er.

Linkert, der seit September im Ruhestand ist, berichtete, dass er der Gemeinde noch als Schulamtsleiter davon abgeraten hatte, an zwei Schulen gleichzeitig Ganztagsklassen einzuführen. Obwohl erklärter Befürworter der Ganztagsschule, bezweifelt er, dass in einer wohlhabenden Gemeinde wie Gröbenzell das Interesse so groß ist, dass genügend Kinder zusammenkommen. "Ich würde mich freuen, wenn es so wäre", sagte er unter Verweis auf das Scheitern der Ganztagsschule in Eichenau.

Von der laufenden Umfrage, die die Gemeinde nach einem Muster des Kultusministeriums gestaltet hat, erwartet sich Linkert keinen Aufschluss über den tatsächlichen Bedarf. "Die Fragestellung ist so wischiwaschi, dass daraus überhaupt nichts abzulesen ist", sagte Linkert. Die Eltern sollen bis 19. November unverbindlich angeben, ob sie ihr Kind "auf jeden Fall" für die Ganztagsschule anmelden wollen, "ernsthaft interessiert" sind oder sich "eventuell vorstellen" können, dass ihr Kind eine Ganztagsschule besucht.

Wie die SPD plädiert Linkert dafür, zunächst mit einer Ganztagsklasse für Schüler aus ganz Gröbenzell zu starten. Er habe der Gemeinde dafür ursprünglich die Gröbenbachschule empfohlen, weil dort nach dem Auslaufen der Mittelschule freie Klassenzimmer zur Verfügung stünden. Da dort aber die Schülerzahlen so zurückgingen, dass die Zweizügigkeit in Gefahr sei, biete sich eher die große Ährenfeldschule an. Unabhängig von der Einführung der Ganztagsschule empfahl Linkert, die Schulsprengel zu ändern. Von den rund 330 Schülern der Ährenfeld- könnten welche der Gröbenbachschule zugeschlagen werden, die in den nächsten Jahren zwischen 130 und 160 Schülern hätte. Die Rößner-Schule mit rund 170 Schülern bei steigender Tendenz sei dagegen nicht gefährdet.

Die Gemeinde Gröbenzell lädt für den heutigen Mittwoch um 19.30 Uhr zu einer Informationsveranstaltung zur Ganztagsschule in den Saal des Freizeitheims an der Wildmoosstraße.

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Quelle:
SZ vom 14.11.2012
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