Fürstenfeldbruck:Tipps zum Gärtnern ohne Torf

Fürstenfeldbruck: Torfmoore bilden artenreiche Lebensräume, die zerstört werden, wenn der Torf abgebaut wird. Dann werden auch große Mengen klimaschädliche Gase frei.

Torfmoore bilden artenreiche Lebensräume, die zerstört werden, wenn der Torf abgebaut wird. Dann werden auch große Mengen klimaschädliche Gase frei.

(Foto: Manfred Neubauer)

Bund Naturschutz Fürstenfeldbruck erklärt, wie man auch auf dem Balkon nachhaltig pflanzen kann. Das tut auch die Stadtgärtnerei.

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Der erste und wichtigste Tipp zum nachhaltigen Gärtnern lautet: Keine torfhaltige Erde verwenden. So erklären es Holde Tietze-Härtl und Angelika Singer vom Bund Naturschutz Fürstenfeldbruck an ihrem Stand auf dem Viehmarktplatz. Immer wieder bleiben Leute stehen, die auf dem Wochenmarkt einkaufen wollen.

Sie stecken Flyer oder Samentütchen ein und lassen sich erklären, womit man den Stoff ersetzen kann, ohne den noch vor einigen Jahren keine Erde auskam. Dabei kam Torf laut BN erst vor etwa 60 Jahren sozusagen "in Mode". Davor wurde jahrhundertelang ohne Torf gearbeitet. Womit also ersetzen? Beispielsweise mit "alter" Erde, erklärt Singer. Die brauche man, wenn sie ausgelaugt sei, nicht entsorgen. Mit dem passenden, nicht mineralischen Dünger oder mit Kompost sei sie schnell wieder einsatzbereit. Singer hält ohnehin nicht viel von Torf. "Wenn Torf einmal trocken wird, wird er nicht wieder feucht", erklärt sie. Torf in der Erde vernichte die Moore, erklären die beiden Frauen, und damit wertvolle Lebensräume. Sie können große Mengen Wasser speichern, das hilft gegen Überschwemmungen. Zudem wirken Moore dem Klimawandel entgegen - aber nur, wenn sie intakt sind.

Fürstenfeldbruck: Torf und die möglichen Alternativen zeigt der BN an seinem Infostand.

Torf und die möglichen Alternativen zeigt der BN an seinem Infostand.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Aus diesen Gründen verzichte auch die Stadtgärtnerei seit vier Jahren auf den Einsatz von Torf, sagt Christian Metzger, stellvertretender Leiter der Stadtgärtnerei und gelernter Baumschulgärtner. "Das funktioniert." Verwendet würden nun torffreie Erde und Tonsubstrat, für Beete auch Rindenkompost. Eine große Umstellung sei das nicht gewesen. Die 30 Kubikmeter Substrat, die für die Flächen der Stadt jährlich gebraucht würden, beziehe man über die Firma Süd-Erde, die auch an Endverbraucher verkaufe.

Den BN freut es sehr, dass die Stadt mit guten Beispiel vorausgeht. Angelika Singer gärtnert auf ihrem großen Balkon in Fürstenfeldbruck nachhaltig und möchte auch ihre Erfahrungen damit weitergeben. Auf dem Tisch des Infostands: Ein großer Balkonkasten, in dem eine Taubnessel purpurfarben blüht. Daneben spitzen ein paar Gänseblümchen und Traubenhyazinthen heraus.

Fürstenfeldbruck: Angelika Singer (links) und Holde Tietze-Härtl erklären, wie man nachhaltig gärtnert. Im Balkonkasten wuchert die Taubnessel.

Angelika Singer (links) und Holde Tietze-Härtl erklären, wie man nachhaltig gärtnert. Im Balkonkasten wuchert die Taubnessel.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Kasten hat eine Botschaft: "Die bunte Vielfalt im Baumarkt ist nicht bienenfreundlich." So sagen es Singer und Holde Tietze-Härtl, Ortsvorsitzende des BN. Geranien hätten Insekten wenig zu bieten, anders als Taubnessel und Gänseblümchen. Nachhaltig seien sie auch nicht, denn man müsse die Pflanzen ja jedes Jahr neu kaufen. Die große Taubnessel dagegen wachse im Kasten schon mehrere Jahre, versichert Tietze-Härtl. Pflanzen, die man auch auf dem Balkon mehrere Jahre kultivieren könne, werden auf einem Plakat mit vier Beispielen für nachhaltig bepflanzte Blumenkästen gezeigt.

Bergminze, Thymian und Wollziest werden ebenso vorgeschlagen wie Glockenblumen und Felsen-Fetthenne. Tietze-Härtl und Singer empfehlen aus eigener Erfahrung noch Salbei und Akelei, sowie Pflanzen, die sich über ihre Samen verbreiten: Borretsch zum Beispiel, Kornblumen oder Mohn. Die Pflanzen oder ihre Samen könne man unter anderem bei der Gärtnerei Würstle in Fürstenfeldbruck und bei der Staudengärtnerei Strasser in Schöngeising bekommen.

Ziel der nachhaltigen Balkonbepflanzung ist nicht nur, die Moore und die Geldbeutel der Balkonbesitzer zu schonen, sondern auch Insekten Nahrung zu bieten. Auf insektenfreundliche Bepflanzung achten auch die Brucker Stadtgärtner weiterhin. Die Stadt hat sich 2018 an der Aktion "Brucker Land blüht auf" beteiligt. Selbst bei den Flächen am Ortseingang, die "repräsentativ" wirken sollen, an den Ecken Münchner und Emmeringer Straße sowie Fürstenfelder und Schöngeisinger Straße, setze man vermehrt auf solche Pflanzen, erklärt Metzger.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: