Süddeutsche Zeitung

Lesenswert:Bücher, über die man gerne redet

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In ihrer aktuellen Kolumne reisen Katrin Schmidt und Helen Hoff zurück in die Neunziger und zu einem Mord in Island.

Kolumne von Helen Hoff und Katrin Schmidt

Als mich, Katrin Schmidt, eine Freundin an Silvester ansprach, ob ich "dieses umwerfende Buch, das all ihre Freunde schon auf Englisch gelesen hätten", kenne, fiel mir auf, wie selten wir eigentlich mit anderen über Bücher reden - außerhalb der Buchhandlung. Die neuste Netflix Serie? Der letzte Urlaub? Klassische Themen. Aber Bücher? Warum reden wir so selten darüber? Ihre Frage hat mich richtig neugierig gemacht auf "Morgen, morgen und wieder morgen".

Das Buch handelt von zwei Freunden, Sam und Sadie, die in den Neunzigerjahren ein Videospiel entwickeln, worauf sich ihr Leben komplett verändert. Wir verfolgen das Leben der beiden über 20 Jahre; das Besondere ist jedoch nicht unbedingt das, was passiert, sondern die Art, wie es geschrieben ist. Es enthält jede Menge Sätze und Szenen, die man sich markieren möchte, weil sie so besonders sind. Dass der Titel ein Macbeth-Zitat ist, ist kein Zufall. Dennoch erzählt die Autorin Gabrielle Zevin über Sams und Sadies Leben mit großer Leichtigkeit. Ein Buch, dass ich fasziniert verschlungen habe, weil es in keine Schublade passt. Ich kann so gut nachvollziehen, dass so viele Menschen ihre Begeisterung für dieses Buch mitteilen wollten; es ist so zeitlos geschrieben ist, dass jeder, der es liest, egal welchen Alters, von der Geschichte mitgerissen wird.

Wenn Helen Hoff über Island spricht, dann strahlen ihre Augen. Sie war bereits mehrmals dort und dementsprechend neugierig auf "Verschwiegen" von Eva Björg Aegisdottir. Arkanes, eine Kleinstadt in der Nähe von Reykjavik: Elma ist hier aufgewachsen, dann aber nach Reykjavik gezogen, da es ihr in der Heimatstadt zu eng wurde, denn hier kennt jeder jeden. Als Polizistin kehrt sie jetzt - nach dem Ende einer Beziehung - dorthin zurück. Als kurz nach ihrem Arbeitsbeginn am alten Leuchtturm eine weibliche Leiche gefunden wird, ermitteln Elma und ihre Kollegen. Die Tote hatte als Kind bereits in Arkanes gelebt. Durch die Nachforschungen kommen immer mehr dunkle Geheimnisse der Einwohner ans Licht: was wurde alles verschwiegen, wo wurde weggesehen?

Mit den vielschichtigen Charakteren entdeckt man nach und nach die Abgründe in dieser Kleinstadt. Das ist für mich das Besondere dieses Buches: nicht nur eine gute Spannung zu haben, sondern mir als Leserin auch etwas zum Nachdenken zu geben. Nach mehreren Fotoreisen nach Island und als Krimiliebhaberin war dieser neue Krimi für mich wie ein Miniurlaub! Die Landschaftsbeschreibungen und die Charaktere sind absolut gelungen!

Erzählen Sie also nach dem nächsten Urlaub ihren Freunden und Kollegen nicht nur von der Reise, sondern auch von dem Buch, welches Sie dort gelesen haben. Was gibt es Besseres, als schöne Erlebnisse mit anderen zu teilen?

Helen Hoff und Katrin Schmidt sind die Inhaberinnen der Buchhandlung Lesezeichen in Germering. Regelmäßig stellen sie im Wechsel mit Nicola Bräunling von der Buchhandlung Bräunling in Puchheim ihre aktuellen Lieblingsbücher vor.

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