Werden Häuser und Straße überflutet, gar Eigentümer enteignet? Wegen der geplanten Renaturierungsmaßnahmen des Palsweiser und Fußbergmooses kursieren Misstrauen, Ängste und auch Falschinformationen in den Anliegergemeinden. Projektmanagerin Elisabeth Göpfert vom Bund Naturschutz möchte bei einem Informationsabend an diesem Dienstag in Überacker (Gemeinde Maisach) erklären, was geschehen soll und die Bedenken so ausräumen. Andreas Fuchs, Agraringenieur und Moorberater des Landkreises Dachau, und Umweltingenieurin Fenja Thomas vom Wasserwirtschaftsamt München halten entsprechende Vorträge.
Göpfert zufolge kursiert beispielsweise eine Moorbodenkarte, die so interpretiert werde, dass sie die Gebiete zeige, die wiedervernässt werden sollen. Das sei jedoch nicht der Fall, sagt Göpfert. „Es handelt sich um eine geologische Karte“. Sie zeige, wo es Moorboden gibt. „Es werden keine Häuser enteignet“, stellt sie klar. Selbst wenn man das wollte, was nicht der Fall sei, bräuchte es jahrelangen Vorlauf und „wahnsinnig viele Gutachten“.
Bisher sei auch nirgends wiedervernässt worden, sagt Göpfert. Viele Flächen seien heuer unter Wasser gestanden wegen der heftigen Niederschläge: „Das Jahr war einfach wahnsinnig nass.“ Während ein intaktes Moor auch viele Niederschläge aufsauge wie ein Schwamm, könne ein trockenes so viel Wasser einfach nicht aufnehmen.
Um die Interessen der Grundstückseigentümer und besonders der Landwirte zu vertreten, hat sich in diesem Jahr die Interessengemeinschaft Moos gegründet. Laut ihrer Homepage geht es der IG darum, bestehende Lebensräume und die Wohnbebauung im Moorgebiet zu erhalten. Auch die Existenz der Landwirtschaft soll gesichert werden. Göpfert berichtet von einem konstruktiven Gespräch mit Michael Kappelmeir, dem Vorsitzenden der IG Moos. Sie sei froh, einen Ansprechpartner zu haben.
Auf viel Unverständnis stößt Göpfert zufolge auch, dass im Moorgebiet Bäume gefällt und Gebüsche gerodet werden. Die Gehölze könnten dort nur wachsen, weil die Flächen sehr trocken seien. Und sie entziehen dem Boden weiter Feuchtigkeit. Zudem beeinträchtigen sie den Lebensraum von Wiesenbrütern wie dem Kiebitz und dem Großen Brachvogel, die früher dort zahlreich waren und offene Flächen brauchen.
Intakte Moore sind nicht nur wichtig für den Arten-, sondern auch für den Klimaschutz, wie Göpfert erklärt. Pro Quadratmeter können Moorflächen mehr Kohlendioxid speichern als Wälder. Wenn Moore austrocknen, wird aber der Torf im Boden zersetzt, dabei entweichen Klimagase in die Luft. Der Schutz der Moore sei deshalb in den Fokus gerückt – auch in den der bayerischen Staatsregierung, sagt Göpfert.
Acht Prozent der bayerischen Treibhausgase kommen aus entwässerten Mooren
„Moorschutz ist aktiver Klimaschutz“, sagte der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) zu Beginn des Jahres. „Entwässerte Moore in Bayern setzen pro Jahr rund 6,7 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente frei. Das sind rund acht Prozent der Gesamtemissionen Bayerns.“ Göpfert hofft, „dass es tatsächlich was wird mit dem Moorschutz“. Es gebe „unfassbar viele Eigentümer“. Die Renaturierung sei „ein langer Prozess, der schon längst hätte losgehen müssen“.
Palsweiser und Fußbergmoos werden oft als Maisacher Moos zusammengefasst. Das Gebiet gilt als Naturjuwel und gehört zu einem Projekt des Bundes Naturschutz in Bayern – zur Niedermoorachse Erdinger-Freisinger-Dachauer Moos. Es erstreckt sich über die Landkreise Fürstenfeldbruck, Dachau, Freising und Erding und war früher ein riesiges, zusammenhängendes Feuchtgebiet, in dem viele Säugetiere, Vögel, Schmetterlinge und andere Insekten lebten. Die noch vorhandenen Flächen sollen geschützt, Teilgebiete, wenn möglich, wieder vernässt werden, um die Freisetzung von Treibhausgasen zu stoppen. Die noch vorhandenen Lebensräume sind dem BN zufolge Heimat für zahlreiche bedrohte und stark gefährdete Pflanzen- und Tierarten.
Infoveranstaltung des Bund Naturschutz zum Maisacher Moos, Dienstag, 12. November, 19.30 bis 21.30 Uhr, Sportheim Überacker, Bergstraße 44 in Maisach/Überacker. Anmeldung bei Elisabeth Göpfert unter Telefon 0170/57 24 38 oder per E-Mail an elisabeth.goepfert@bund-naturschutz.de.