Fussballer im freien Fall:Gefühlt ganz unten

SCF

Einsamer Fan: Der SC Fürstenfeldbruck hat nur noch wenige Anhänger. Die Mannschaft des ehemaligen Bayernligisten kickt nun in der Kreisliga.

(Foto: Günther Reger)

Der SC Fürstenfeldbruck, im Vorjahr knapp der Insolvenz entronnen, ist nun abgestiegen in Liga acht

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Gefühlt ist er jetzt ganz unten, der Sportclub Fürstenfeldbruck, besser bekannt unter seinem Kürzel SCF. Liga acht unter den zwölf hierarchisch gegliederten Spielklassen des Amateurfußballs. Die nennt sich Kreisliga Zugspitze, die Gegner kommen aus der Nähe. Weit weg ist damit die große Fußballwelt, der der SCF einst angehörte als einer der besten Bayernligaklubs. Das ist einige Jahrzehnte her, die Bayernliga war damals die oberste Amateurspielklasse, Regionalliga oder dritte Bundesliga gab es noch nicht. In der abgelaufenen Saison spielte der SCF durchgehend gegen den Abstieg an, scheiterte am Ende in der Relegation. Einem 2:0-Sieg im Hinspiel gegen die SG Schönau folgte jetzt eine 0:5-Klatsche im Rückspiel. Aus war's, nach drei Jahren Bezirksliga - ausgerechnet zum 100-jährigen Geburtstag des Vereins in diesem Jahr.

Schon im Vorjahr war man dem Abstieg gefährlich nahe gekommen, damals war es vor allem ein drohendes Insolvenzverfahren, das automatisch den sportlichen Abstieg der Männermannschaft nach sich gezogen hätte. Nur weil Finanzamt, Stadt und Landratsamt auf fällige Steuernachzahlungen verzichteten, konnte der SCF überleben. Der sportliche Niedergang aber verzögerte sich lediglich um ein Jahr. Das Abschneiden rief sofort die Spötter in den sozialen Medien auf den Plan. Dort orakelt mancher, dass nun der Durchmarsch hinab in die C-Klasse folgen werde.

Vereine kommen und gehen, steigen auf und ab, haben Erfolg und verschwinden wieder. Das ist normal. Doch der SC Fürstenfeldbruck ist zu einem Politikum geworden. In den anderen Sportvereinen der Stadt begann es zu rumoren, weil man dort die SCF-Fußballer als übervorteilt erachtete und Grundsätze missachtet sah, wonach Vereine angehalten sind, seriös zu wirtschaften. Davon konnte im Fall des SCF nicht immer die Rede sein. Viel Geld wurde in der Vergangenheit hineingesteckt in den Verein, wie es verbucht wurde, hielt man vor den Mitgliedern gerne verborgen. Und sogar noch im vorläufigen Insolvenzverfahren waltete mancher Alt-Funktionär nach eigenen Regeln.

Kabale und Hiebe zwischen ehemaliger und aktueller Vereinsführung nahmen zu, die finanziellen Probleme auch. Der amtierende Präsident Jakob Ettner erwies sich als Störenfried für eine ehedem nach eigenem Gusto wirkende Vereinsführung. Doch einen Aufbau neuer Strukturen brachte er bislang nicht zustande. Es wird munter weitergekeilt, das Zuschauerinteresse am SCF erlahmt, die Heimspiele sehen häufig gerade mal 50 Fans. Im Vorjahr sagte Ettner die Neuwahlen des Präsidiums mit Verweis auf eine unklar formulierte Satzung am Wahlabend ab, für die jährliche Mitgliederversammlung gibt es derzeit noch keinen Termin. Man suche zunächst die gerichtliche Entscheidung darüber, wer sich seinerzeit illegal als Mitglied ausgegeben habe, sagt Ettner dazu.

Dass es nun zum Abstieg gekommen sei, sei ein Gefühl, das "du schon das ganze Jahr in dir trägst" resümiert der Vereinschef am Sonntag, denn der SCF sei schon vor Saisonbeginn als "Abstiegskandidat Nummer eins" gehandelt worden. Die neu formierte Mannschaft - nahezu alle bisherigen Spieler verließen 2018 den Verein - habe eine tolle Rückrunde gespielt, dennoch sei er "sauer", wie das Ergebnis nun zustande gekommen sei: Denn Teamkapitän Dzemil Spahic, beim Hinspiel nur auf die Bank beordert, und Innenverteidiger Aleksandar Spehar seien nicht zum Rückspiel erschienen. Ettner spricht von "Intrigen innerhalb der Mannschaft". Diese werde dennoch großteils auch in der Kreisliga zusammenbleiben - bis auf "die paar Jungs, die wenig Charakter gezeigt haben". Die Ränkespiele, sie gehen offenbar unbeirrt weiter.

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