Fußball-Testspiel:Ein Abend mit Jupp und Janik

3300 Zuschauer bescheren dem SC Fürstenfeldbruck eine Rekordkulisse. Sie wollen sehen, wie der FC Bayern 7:0 gewinnt

Heike A. Batzer und Stefan Salger

SCF FCB

Bayern-Trainer Jupp Heynckes mit dem Brucker Nachwuchs.

(Foto: Günther Reger)

Jupp Heynckes hatte vorab nicht viel zu tun. Das Aufwärmen seiner Fußballer beaufsichtigte sein Trainerstab, der Chef hatte also Gelegenheit, sich volksnah zu geben. Bereitwillig gesellte er sich zu Fürstenfeldbrucks Nachwuchsfußballern aufs Bild, Mamas und Papas zückten ihre Handykameras. Auch den Ruf des siebenjährigen Janik, der sich auf die Bande gesetzt hatte, überhörte er nicht. Janik hielt ihm sein rotes Stirnband hin, darauf steht jetzt Jupp Heynckes.

Seine Rekonvaleszenten und diejenigen Profis, die zuletzt wenig zum Einsatz kamen, wollte der 67 Jahre alte Fußballlehrer am Donnerstagabend im Fürstenfeldbrucker Techno-Markt-Stadion testen. 3300 Zuschauer wollten dies sehen und verliehen der Sportstätte im Herzen der Stadt an diesem milden Herbstabend eine Fußballatmosphäre, die der SCF nicht mehr gewohnt ist, seit seine Künste in der Bayernliga selten mehr als 200 Fans anlocken.

Mit Namen wie Claudio Pizarro, Rafinha, David Alaba, Diego Contento und Anatoli Timoschtschuk tut man sich da leichter. Die wissen, dass ein Freundschaftsspiel in der Provinz nicht nur dem eigenen Körper als Fitnesstest dient, sondern dem Verein immer auch Imagepflege ist. Claudio Pizarro klatscht die Brucker Nachwuchsfußballer, die sich bereits in ihren blau-gelben Trikots aufgestellt haben, alle nacheinander ab, als er nach dem Aufwärmen in Richtung Kabine läuft. Kurze Zeit später kommt er mit seinen Teamkollegen zum Einmarsch zurück, und damit auch jeder Nachwuchskicker dabei sein kann, hat jeder Bayern-Profi gleich links und rechts einen jungen Kicker als Eskorte dabei.

"Ein Volksfest ist das heute", freut sich Ehrenpräsident Albrecht Huber. Ein bisschen ist der Maisacher an diesem Abend auch stolz auf das zahlreich erschienene Brucker Publikum. Lediglich zehn Minuten vor Schluss gab es so etwas wie einen Aufreger: Fans brannten auf der Südtribüne Feuerwerkskörper ab. Die Polizei musste aber nicht einschreiten. Ansonsten verlaufe alles sehr ruhig, lobte Hauptmeister Bernhard Stöffel. Er ist zwar kein allzu großer Fußballfan, hatte diesen Dienst aber eigentlich ganz gerne übernommen.

Für die Fürstenfeldbrucks Fußballer dagegen war es ein Event, wie er sich nur selten ergibt. Sie hielten dagegen, auch wenn die Bayern-Stars nicht mit letzter Kraft zu Werke gingen. Besonders im Blickpunkt stand Bayern-Linksaußen Alexander Sieghart: Der 18-jährige gehört zur U19-Mannschaft der Münchner, bis zum C-Jugendalter hatte er beim SCF gespielt. Noch vor der Pause machte er zwei Tore, zum 2:0 und zum 3:0. Gleich zu Beginn hatte Toni Vastic getroffen. Dass es nicht beim 3:0 bleiben würde, vermutete auch Robert Berens aus Gernlinden, der gemeinsam mit seinen beiden Kindern, Carolin, 12, und Sebastian, 9, ins Stadion gekommen war.

Er sollte Recht behalten. Das Ergebnis war für die Familie, die sich für die Halbzeitpause mit einer Brotzeitbox mit Fleischpflanzerln und Tomaten gerüstet hatte, freilich zweitrangig. Viel wichtiger war es, die Stars einmal "in natura" zu sehen. Schon beeindruckend, wie schnell die sprinten und auf Angriff umschalten", fand Berens, der den Bruckern attestierte, gut dagegenzuhalten. Carolin ist ein Fan von Claudio Pizarro - auch wenn der im Fernsehen irgendwie immer viel größer wirke als auf dem Feld des SCF. In der Allianz-Arena haben die Berens' bislang lediglich Spiele der Sechziger gesehen. Aus Kostengründen und weil Sebastian halt ein Sechziger ist.

In der zweiten Halbzeit bemühen sich die Bayern, ihn für sich zu gewinnen, indem sie einen Zahn zulegen. Zwei Minuten nach Wiederanpfiff sorgt Toni Vastic für das 5:0, bevor nach einer kurzen Atempause alles ganz schnell geht: Schlitzohr Pizarro macht in der 64. Minute das 5:0, zwei weitere Treffer lässt der eingewechselte Pascal Reinhardt dann im Zweiminutentakt folgen. In der 76. Minute verpasst der SCF noch den Ehrentreffer, als Armin Lange im Sechzehner mutterseelenallein vor Bayern-Keeper Tom Starke auftaucht, dieser den Schuss aber pariert. Immerhin, die Einnahmen des Abends kann der SCF behalten und mit 0:7 fiel die Niederlage letztlich moderat aus - und ein Tor niedriger, als dies auf der Anzeigetafel zu lesen war.

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