Furthmühle Egenhofen:Aus voller Kehle

Beim 24. Deutschen Mühlentag stimmen Menschen aus drei Generationen lustig-derbe Kinderlieder und Gstanzln an. Die Veranstalter freuen sich über 1200 Besucher

Von Erich C. Setzwein, Egenhofen

Die Verse sind lustig und derb, doch alle singen sie gerne und aus voller Kehle mit. Es werden wohl etwa 90 Menschen aus mindestens drei Generationen sein, die gegen Ende der Singstunde mit Ernst Schusser in der Furthmühle noch einmal alles geben. Acht Volkslieder sind dann gesungen worden, doch Schusser lässt nicht locker und ermuntert sein Publikum zu weiteren 13 Vierzeilern, unter anderem über den Müller der Furthmühle.

Es ist Mühlentag in Egenhofen. Und es ist an diesem Pfingstmontag sehr warm im ehemaligen Stall, doch keiner, der um 14 Uhr einen Stuhl ergattert hat, verlässt ihn bis 15 Uhr. Junge Eltern mit Kindern sitzen da, die Großeltern sind dabei, ältere Ehepaare stimmen mit ein, als Ernst Schusser vom Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern, begleitet von der Maisacherin Claudia Harlacher, die vier Strophen von "Herr Maier kam geflogen" vorsagt. Ein Lied, dessen Ursprung wohl aus dem München der Jahrhundertwende stammt, aber dessen Zeilen schnell eingängig sind. Die Franzosen kommen darin vor, die auf Herrn Meier mit Sauerkraut und Speck schießen, und eine dicke fette Sau, die Herr Meier aus Versehen küsst, und die sich - so ein Zufall - auf Frau reimt. Den Leuten im Stallgebäude, die den Autokennzeichen auf den Parkplätzen nach an diesem Tag zum Teil weite Wege in Kauf genommen haben, gefällt diese Art der Feiertagsunterhaltung. Hernach drängen sie auf Schusser zu, wollen die Zeitschriften und Liedtexte haben, die das oberbayerische Volksmusikarchiv publiziert hat.

Das offene Singen ist ein Teil des 24. Deutschen Mühlentags in der Furthmühle, die in diesem Jahr selbst ihr 25. Mühlenfest feiert. Nach dem Gottesdienst haben die Führungen durch die betriebsfähige Mühle großen Zulauf. Klaus Reindl vom Förderverein berichtet davon, dass es schon kurz nach der Mittagszeit etwa 330 Teilnehmer gewesen seien. Bis zum Abend seien es wohl um die 1200 Besucher gewesen, die sich in dem überschaubaren Mühlengelände umgeschaut hätten. Das Programm ähnelt dem früherer Jahre, die Kinderbetreuung nimmt einen wichtigen Platz darin ein, auch die Schlepperfreunde aus Kissing sind aus dem Kreis Aichach-Friedberg herübergetuckert, um ihre Deutz-, Lanz-John-Deere-, Hanomag- und MAN-Traktoren zum Anschauen aufzureihen, und mitten auf dem Hof zwischen den Bierbänken spielen die "Original Fremdgänger" Blasmusik. Das Besondere an dieser weit über die Grenzen des Landkreises hinaus bekannten und beliebten Veranstaltung sind freilich die Führungen, bei denen Basiswissen vermittelt wird. Woher kommt das Getreide, wie wird es gemahlen, was wird aus dem Mehl gemacht, und vor allem: wie funktioniert das alles in der Mühle ohne App und Smartphone-Steuerung?

Während nebenan im Stall Ernst Schusser "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach" anstimmt, füllt sich der erste Stock der Furthmühle mit Besuchern, die sich für die Fotografien von Marie-Thérèse Ritz-Burgstaller interessieren. Deren Sicht auf Fauna und Flora der Furthmühlen-Umgebung ist faszinierend, überraschend und für Menschen mit Phobien auch erschreckend. Die gebürtige Belgierin lässt mit einer perfekten Makrofotografie die kleinsten Käfer und Larven, die Mücken und Blindschleichen, die größeren und kleineren Vögel oft größer und plastischer erscheinen, als sie das menschliche Auge in der Natur wahrnimmt. Wenn es sie überhaupt erkennt. Dass sich nicht nur ein Blick lohnt, macht die Fotografin durchaus deutlich. Gleichzeitig will sie bewusst machen, dass die Vielfalt in der Natur abzunehmen droht, dass es immer weniger Arten geben wird, dass es sich möglicherweise um die letzten Exemplare handeln könnte, die zumindest mit dem Kameraobjektiv eingefangen wurden.

Flora Fauna Furthmühle - unsere Heimat - unsere Natur bis 26. November 2017 in der Furthmühle Egenhofen, sonn- und feiertags 13.30 bis 17 Uhr.

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