Fürstenfeldbruck:Zwischen Bodentrampolin und Wasserkanone

Mit dem Trend zur Ganztagsbetreuung und immer längeren Unterrichtstagen verändern sich auch diePausenhöfe der Grundschulen im Landkreis. Dabei gibt es für individuelle Gestaltung viel Spielraum

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Wasserkanonen, Boulderwand, Barfußpfad und grünes Klassenzimmer auf dem Pausenhof - das klingt nach Spaß, Abwechslung und ein bisschen auch nach Luftschloss. Aber geht es nach der Grundschule Olching, dem zuständigen Planer und der Stadt, soll das an der Schule an der Martinstraße in naher Zukunft Realität werden. Die Planung zur Umgestaltung des momentan zu kleinen und wenig abwechslungsreichen Pausenhofs wirft aber zumindest die Frage auf, wo in der Pausenhofgestaltung an Grundschulen die Grenzen liegen. Und ob es so viel Zerstreuung in einer pädagogischen Einrichtung überhaupt braucht.

Schulamtsleiterin Bettina Betz findet: ja, das braucht es. Denn die Schüler verbringen immer mehr Zeit in der Schule. "Wenn die Schule der Ort ist, an dem Kinder einen Großteil ihrer Lebenszeit verbringen, ist es sinnvoll, zu schauen, wie man sie gestalten kann", sagt sie. Wie viele der rund 30 Grundschulen im Landkreis ihre Pausenhöfe in welcher Art und Weise bereits umgestaltet haben, darüber liegen dem Schulamt keine Zahlen vor. Aber grundsätzlich gehe der Trend eindeutig zur Ganztagsschule und man könne beobachten, dass sich damit auch die Pausenhöfe verändern. "Grundsätzlich ist da sehr viel individuelle Gestaltung möglich", sagt Betz. Natürlich müssen etwa Spielgeräte grundsätzlich vom TÜV abgenommen und regelmäßig kontrolliert werden. Und man sollte sich Gedanken darüber machen, wo ein Spielgerät platziert wird. Von ihrer Zeit als Schulleiterin der Ährenfeldschule in Gröbenzell kann Betz berichten, dass die Boulderwand dort kaum genutzt wurde. "Der Platz war zu schattig, durch die nahen Bäume lag dort oft Laub. Der Platz war vielleicht nicht so adäquat ausgesucht, dass man gesagt hätte, wir wollen da hin", sagt sie. "Vielleicht macht eine Boulderwand auch an Schulen mit älteren Kindern mehr Sinn", ergänzt sie. Grundsätzlich aber entscheide jede Schule je nach örtlichen Gegebenheiten und Bedürfnissen der Schüler selbst über Sinnhaftigkeit und Grenzen der Pausenhofgestaltung. Am Besten in enger Absprache mit Schülern, Lehrern und Eltern. Vom Schulamt gibt es dafür keine Vorgaben. "Die Schule muss dabei schauen, was sie pädagogisch verantworten kann", sagt sie.

Schule Süd

Die Schaukel in der Schule-Süd in Puchheim.

(Foto: Günther Reger)

An diesem Punkt sieht vor allem Tomas Bauer, CSU-Fraktionsvorsitzender im Olchinger Stadtrat, bei den an der Grundschule Olching geplanten Wasserkanonen ein Problem. Der Elternärger sei programmiert, befürchtet er. Beim ersten Kind, das mit nassem T-Shirt nach Hause zurückkehre, so prophezeit Bauer, würden die Eltern mit Beschwerden bei der Stadt auf der Matte stehen. Viel schlimmer noch malt er sich die Reaktionen auf die geplanten Boulderwand aus: "Da sehen sie ihre Kinder mit gebrochenem Genick unten liegen", meint er. Seine Forderung an die Stadt und den Planer: "Gehen Sie wirklich noch einmal auf die Eltern zu und fragen Sie, ob die das so wollen."

Auf Wasserkanonen und deren Potenzial, Elternbeschwerden auszulösen, angesprochen, kann sich Elisabeth Krause ein amüsiertes Lachen nicht verkneifen. "Wir wollten die Möglichkeit haben, im Sommer, wenn es richtig heiß ist, Wasserspiele zu machen, so dass die Kinder auch mal in Badehosen über den Pausenhof laufen und sich abkühlen können", erklärt sie. "Die Wasserkanonen werden natürlich an normalen Tagen in den Pausen und während des Winters nicht an sein", sagt sie. Eltern müssen sich also nicht sorgen, nach Schulschluss ein bis auf die Knochen durchnässtes und bibberndes Kind vorzufinden. Die Wasserkanonen könnten außerdem auch in den Unterricht einbezogen werden, wo es passe, etwa bei verschiedenen Versuchen.

Olching: Öffentlicher Rundgang durch die neue Mittelschule

Die Boulderwand im Schwaigfeld.

(Foto: Johannes Simon)

Die Vorbereitung auf die Umgestaltung in Olching hat rund ein Jahr gedauert, meint Krause. Dabei hat man auf die Absprache mit sämtlichen Beteiligten geachtet. Es gab Umfragen, Schulprojekte, einen hauseigenen Arbeitskreis und Austausch mit dem Elternbeirat, bestätigt der Olchinger Schulreferent und CSU-Stadtrat Maximilian Gigl. Dass einige Stadtratskollegen auf den ersten Blick die Gefahren solcher Umgestaltungen sähen, könne er zwar verstehen, aber, das betont Gigl, das pädagogische Konzept, das hinter der Planung stecke, sei allein Sache der Schule. Diese könne am besten beurteilen, welche Spielgeräte angemessen sind und zur Einrichtung passen. In diesem Zusammenhang verweist Gigl auch auf die Überlegung, an der Grundschule Graßlfing im Zuge des anstehenden Umbaus ein Bodentrampolin zu installieren. Auch dabei gebe es Bedenken. Aber andere Schulen hätten solche oder ähnliche Projekte schon umgesetzt und damit durchwegs positive Erfahrungen gemacht.

Dazu gehört etwa die Grundschule Puchheim-Süd. Dort gibt es seit rund drei Jahren ein großes Bodentrampolin, von dem Schulleiterin Rosmarie Ehm nach wie vor begeistert ist. "Das tut den Kindern sehr gut", sagt sie. Die Bewegungserfahrung, Koordination und die Möglichkeit, sich in den Pausen auszutoben, wirke sich auf die Stimmung der Schüler aus. Und verletzt habe sich bisher niemand. Einerseits wurden besonders weiche Baumaterialien verwendet, um das Verletzungsrisiko zu senken, andererseits gibt es für die Nutzung des Trampolins Regeln. "Die Kinder halten sich daran und es macht ihnen irre viel Spaß", sagt Ehm. Außerdem werden sämtliche Spielgeräte während der Schulzeiten ausschließlich unter Aufsicht genutzt. Der Pausenhof der Schule Süd ist mit Spielgeräten sehr gut ausgestattet. So gibt es etwa Hängebrücken, ein Karussell und großzügige Schaukeln. "Am Wochenende dürfen auch Familien den Pausenhof nutzen", sagt Ehm. "Wenn ich im Büro sitze, sehe ich ganz oft, wie Väter auf dem Bodentrampolin hüpfen und die Kinder dabei zuschauen." Von Elternseite habe es wegen des Trampolins auf jeden Fall noch keine Beschwerde gegeben.

Fürstenfeldbruck: Der bislang öde Pausenhof der Martinschule in Olching.

Der bislang öde Pausenhof der Martinschule in Olching.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

In Olching hätten die Bauarbeiten noch in diesem Schuljahr beginnen sollen, allerdings hat die Regierung von Oberbayern einen vorzeitigen Baubeginn vor Kurzem abgelehnt. Frühestmöglicher Beginn sind nun die Herbstferien, wie Bürgermeister Magg während einer vergangenen Ausschusssitzung mitteilte. Allerdings sei fraglich, ob man tatsächlich mitten im Schuljahr mit der Umsetzung des Projekts anfangen könne, sagt Magg. Diese könnten den Pausenbetrieb nach den Ferien erheblich einschränken und somit rückt der Traum vom Spieleparadies ein Stück weit in die Ferne. Ein endgültiger Starttermin steht noch nicht fest. Aber die Freude auf den neuen Pausenhof ist schon groß, sagt Krause

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