Fürstenfeldbruck:Zweifel am Klimaziel

Stadtwerkechef Enno Steffens hält den kompletten Umstieg auf regenerative Energiequellen bis 2030 für unrealistisch

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

An der Spitze der Brucker Stadtwerke werden Zweifel laut, dass der Landkreis seine selbst gesteckten Ziele beim Klimaschutz erreichen kann. Enno Steffens, Geschäftsführer des Energie- und Wasserversorgers, hält es eher für unrealistisch, dass von 2030 an der Energiebedarf komplett aus regenerativen Quellen gedeckt werden kann. Vor allem werde es "ohne Verhaltensänderung" der Bevölkerung kaum gehen. Klingt plausibel, ist eine Trendwende hin zu leistungsstärkeren Autos, größeren Häusern und längeren Fernreisen doch nicht absehbar.

Vor einem Jahr haben die Stadtwerke bereits auf hundert Prozent Ökostrom umgestellt. Dieser wird freilich großteils von anderen Produzenten zugekauft. Der Anteil der regenerativen Eigenproduktion liegt mit 16,6 Potent immerhin 1,6 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Viel Luft nach oben gibt es aber nicht mehr, nachdem vor allem beim Hoffnungsträger Windkraft Flaute herrscht: Über die zwei bestehenden Anlagen in Mammendorf und Malching hinaus wird, vor allem bedingt durch die 10-H-Regelung sowie strengere Vorgaben des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), kaum mehr Potenzial gesehen. "Die Windkraft kochen wir auf kleiner Flamme", so Steffens am Rande der Vorstellung des Geschäftsberichts 2016 am Montag. Das Autarkieziel, an dem der Klimawendeverein Ziel 21 unbeirrt festhält, sei "aus heutiger Sicht kaum machbar." Rechnet man beispielsweise privat betriebene Fotovoltaikanlagen hinzu, dann summiert sich der Anteil regenerativ erzeugter Energie im Landkreis nach Schätzung der Stadtwerke immerhin auf 40 Prozent.

Etwa die Hälfte zum Klimaziel 2030 beitragen soll die Einsparung von Energie. Die Stadtwerke sehen sich da auf einem guten Weg. Im Sommer 2019 wollen die Mitarbeiter von der Lände in den inklusive aller Kosten auf 17 Millionen Euro veranschlagten Neubau an der Cerveteristraße umziehen. Die neuen Gebäude erfüllen zwar nicht den für städtische Neubauten mittlerweile üblichen Passivhausstandard, unterschreiten mit KfW 55 aber die gesetzlichen Anforderungen. Zudem stellen die Stadtwerke Teile des Fuhrparks auf Erdgas- sowie Elektroantrieb um. Wer sich beim Strom mit Öko-Qualität von der Billigkonkurrenz abheben will und gleichzeitig als Bauherr auftritt, darf nicht geizig sein, muss also Geld in die Hand nehmen. Für Bruck, das gerne von Überschüssen profitiert, klingt das nicht so schön - auch wenn Steffens betont, die hundertprozentige städtische Tochter werde im Zuge der Quersubventionierung weiter das Defizit der Amperoase von mehr als einer Million Euro ausgleichen. Kaum halten lassen wird sich gleichwohl das wirtschaftliche Ergebnis. Künftig dürfte man bei den Stadtwerken schon zufrieden sein, wenn überhaupt ein Plus übrig bleibt. Trotz der Belastung durch den Neubau soll noch Geld übrig bleiben für Investitionen in Hallen- sowie Freibad und in den für Anfang 2018 geplanten Erwerb des Erdgasnetzes im Zuge einer Kooperation mit Energie Südbayern. Die Sanierung des Wassernetzes, mit dem Ziel, die Wasserverluste deutlich zu reduzieren, wird durch die zweite Stufe der bereits 2015 beschlossenen Erhöhung der Trinkwasserpreise mitfinanziert. Sie tritt zum 1. August in Kraft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: