Fürstenfeldbruck:Zurück auf der Piste

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Nach der Corona-Zwangspause in der vergangenen Saison kann die Fürstenfeldbrucker Skischule wieder Kurse anbieten. Das Infektions­geschehen und die Auflagen schrecken allerdings noch viele Menschen ab

Von Xaver Lallinger, Fürstenfeldbruck

Seit Anfang des Jahres ist auch die diesjährige Skischulensaison wieder angelaufen, nach einem Jahr und neun Monaten Zwangspause. So berichtet es Richard Müller, der Betreiber der gleichnamigen Skischule in Fürstenfeldbruck. Aufgrund der Corona-Pandemie und den Kontaktbeschränkungen war die komplette Saison 2020/2021 lediglich auf ein paar Tourenskigeher und Langläufer beschränkt gewesen. Somit fielen auch bei ihm alle Kurse aus.

Aus diesem Grund, so Müller, hätte er einen Großteil seiner Angestellten in Kurzarbeit schicken müssen. Da es sich hier im Landkreis mit "60 Prozent des Gehaltes" aber nur sehr schwer leben lässt, habe er für einige seiner festangestellten Skilehrer andere Lösungen gefunden. Einen Teil konnte er an die Skiindustrie vermitteln und einen anderen Teil, ausschließlich Fachsportlehrer, sogar an Universitäten. Somit hätte er ihnen eine Anstellung mit garantiertem Gehalt beschaffen können. Für viele scheinen diese Vorteile so bedeutend gewesen zu sein, dass sie auch für diese Saison nicht zu ihrer früheren Anstellung zurückkehrten. Die Unsicherheit durch die beständig wechselnden Regelungen sei einfach zu groß, so Müller. Dennoch konnte er mit je zehn Festangestellten und saisonalen Skilehrern beginnen.

Der Brucker Skischulenbetreiber Richard Müller kann seiner Arbeit wieder nachgehen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der "Zick-Zack Kurs" des Gesundheitsministeriums ist für den Fürstenfeldbrucker ein "völliger Wahnsinn". In Vor-Corona-Zeiten hätten die Eltern die Kurse für ihre Kinder schon sehr weit im Voraus gebucht. Doch in diesem Jahr geschieht dies alles viel kurzfristiger. Somit ist für ihn eine vorausschauende Planung unmöglich. Für Müller ist die Entscheidung der Eltern für oder gegen einen Skikurs sehr vom aktuellen Pandemiegeschehen abhängig. Da "fast jede Woche neue Nachrichten" über das Pandemiegeschehen kommen, verschieben viele Eltern ihre Entscheidung auf einen späteren Zeitpunkt. Dann hofften sie, "die Situation besser einschätzen zu können". Eine mögliche Ansteckung oder Quarantäne durch eine Teilnahme am Skikurs wollen viele Mütter und Väter für ihre Kinder natürlich verhindern. Trotz Lockerungen, die Skiunterricht wieder ermöglichen, seien die Anmeldungen somit bedeutend weniger. Lediglich "30 bis 50 Prozent des Vor-Corona-Niveaus" seien bisher erreicht, erklärt Müller.

Seine Skischule bietet Kurse für Kleine ab dem Kindergarten an. Die "Zwergerl", so nennt das Skischulteam die unter Sechsjährigen, können die ersten Skikenntnisse in Lenggries erwerben. Ab dem Schuleintrittsalter fahren die Kinder mit ihren Kursen zur Hausbergbahn nach Garmisch. Doch auch Kurse für Erwachsene bietet die Skischule an. Für alle jedoch gilt, die Hin- und Rückfahrten werden in klassischer Skischulen-Manier mit den extra angemieteten Bussen angetreten.

Die Ausrüstung für die Kurse ist bereit. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Um alle Schüler, die laut Müller vermehrt aus dem Münchner Westen kommen, anfahren zu können, gibt es Routen durch die ganze Region. Von Karlsfeld bis Landsberg am Lech beginnen verschiedene Busse, die Kinder und Skilehrer aufzusammeln und sie schlussendlich in Garmisch-Partenkirchen oder Lenggries auf die Pisten zulassen. Die einzelnen Kurse, zusammen mit der passenden Ausrüstung, können über die Internetseite gebucht werden. Nachdem man Größe, Gewicht und das Alter angegeben hat, wird die passende Ausrüstung zusammengestellt und am ersten Skikurstag in den Bus verladen.

Doch das Coronavirus ist auch auf 1300 Metern über dem Meeresspiegel, das ist die Höhe der Bergstation der Hausbergbahn, noch lebendig und kann sich in diesen Höhen verbreiten. Laut Müller ist das Infektionsrisiko jedoch bei einer Teilnahme bei einem Kurs insgesamt überschaubar. Unter seinen Mitarbeitern seien alle doppelt, ein Großteil sogar schon dreifach geimpft. Große Ansammlungen, wie bei den bisher üblichen Abschlussrennen, werden vermieden. Außerdem müssten sich die Skischule - wie alle anderen Besucher des Skigebietes auch - an die gängige Maskenpflicht und die Zutrittsbeschränkungen halten. Aktuell gelte hier die 2-G-Regelung für die Teilnehmer, ausgenommen schulpflichtige Kinder und Jugendliche bis 17 Jahren. In Innenräumen, hier also im Bus, in den Liften und in der Hütte, muss zudem ab einem Alter von sechs Jahren eine Maske getragen werden.

Skifahren will gelernt sein, Helme sollen vor Kopfverletzungen schützen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bilder von langen Schlangen bei der Kontrolle der 2-G-Nachweise, sowohl vor dem Lift als auch vor der Hütte, wecken natürlich Zweifel, ob ein Skikurs mit diesen Regeln überhaupt organisatorisch durchgeführt werden kann. Doch auch hier beschwichtigt Müller. Die Kinder müssten ihren 2-G-Nachweis noch vor dem Kurs an die Skischule senden. So könnten die Tickets im Vornherein gekauft werden und der Skilehrer könne mit einem ganzen Stapel an Nachweisen die Kinder bei der Hütte anmelden. Durch seine Kontakte sind sowohl die Parkplätze für die Busse, als auch die Plätze beim Mittagessen schon für die Skischule reserviert. Ein Skikurs "ohne Zeitverlust" sei hiermit gesichert. "Viele Eltern können es gar nicht glauben, dass etwas so durchgetaktet ist", so Müller. Dazu entgegnet er nicht ohne Stolz: "Wenn man etwas schon so lange macht, dann läufts!"

© SZ vom 18.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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