Fürstenfeldbruck:Zu wenig Schnee für zwei schmale Spuren

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Seltener Anblick: Langläufer auf dem Golfplatz in Rottbach. (Foto: Günther Reger)

Langlaufen wäre eine ideale Wintersportart vor der Haustür. Doch Loipen zu präparieren, gilt als unwirtschaftlich

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Wenn Petra Stadler auf die Anmeldelisten für die Langlaufkurse im Januar schaut, dann sieht sie dort nur Leere. Niemand hat sich dieses Jahr für die Ausbildung auf den schmalen Skiern beworben, und so muss die Schatzmeisterin und Programmgestalterin der TSG Maisach nicht weiter tätig werden. "Es ist wenig Interesse da", sagt Petra Stadler, die Frau des TSG-Vorsitzenden Bernd Stadler über die Sportart. Und auch Jens Bücker, Manager des Golfklubs Rottbach befindet: "Es ist kein Bedarf, um für Langläufer zu spuren." Eine selbst getretene Loipe liegt über den Fairways der Golfanlage, nur selten sieht Bücker dort jemanden laufen.

Mangelhafte Schneeverhältnisse in den vergangenen Jahren im Landkreis und das für die Mehrheit der Wintersportler attraktivere Alpinskifahren haben die Langläufer zu einer völlig unbedeutenden Minderheit werden lassen. Vor zehn Jahren, erinnert sich Bücker, habe Hellmuth Pfeiffer vom Tennisklub Kreuzlinger Forst in Germering zum letzten Mal mit einem Spurgerät eine Loipe über die Felder gelegt. Bücker kann sich aber nicht erinnern, ob es seither entsprechende Aktivitäten gegeben hat. Bücker überblickt die Anlagen der Golf Ranger GmbH in Germering, Rottbach und Augsburg. Er weiß, dass zumindest die Mitglieder der Golfklubs so gut wie kein Interesse an Langlauf haben. Dennoch ist er der festen Überzeugung, dass die Nachfrage zunehmen würden, wenn gespurt werden würde.

Dass mal der eine oder andere Langläufer über die derzeit unter der Schneedecke nicht erkennbaren Bahnen der Golfanlage in Rottbach ziehen, stört den Manager nicht. Er würde nur einschreiten, wenn die Spuren über die Grüns gingen. Dort solle sich Schnee nicht verdichten, das schädige den Rasen. Die Mitglieder, lässt Bücker wissen, gingen auch im Winter auf die Driving Range, zum Abschläge zu üben.

Auch dem Skiclub Fürstenfeldbruck genügen die Verhältnisse im Landkreis Fürstenfeldbruck nicht. In der bereits zehnten Langlaufsaison des Spartenleiters Alexander Beukemann lauten die Zielgebiete heuer Werdenfelser Land, Allgäu und Chiemgau. "Diese Gebiete sind aufgrund der dort vorhandenen Loipen gut für Einsteiger geeignet", schreibt er in seinem Tourenprogramm für Januar und Februar. So geht es nach Reit im Winkl oder auf die anspruchsvolle Loipe nach Klais bei Mittenwald oder am letzten Termin im Februar nach Oberstdorf. Eingeübt wird dort die klassische Langlauftechnik in der Ebene und mit leichtem Gefälle. Die Langläufer des Skiclubs Fürstenfeldbruck fahren vorbildlich mit der Bahn ins jeweilige Skigebiet und müssen auch keine eigene Ausrüstung anschaffen. Die kann ausgeliehen werden.

Das hat für Beukemann nur Vorteile. Niemand müsse ein Auto steuern, gute Unterhaltung und Spaß bei der Bahnfahrt seien garantiert, die Zahl der Teilnehmer sei flexibel, und es gebe keinen unnötigen Schadstoffausstoß. Beukemann hat, wie viele andere auch, festgestellt, dass sich die Schneeverhältnisse in der Region in den vergangenen Jahren sehr verschlechtert haben. "Sogar in Langlaufhochburgen wie Reit im Winkl gab es letztes Jahr erst ab dem 13. Januar Schnee." Dieses Jahr sehe es aber besser aus. Die Schneehöhe ist auch das größte Problem. Denn um Loipen für den klassischen Langlaufsport spuren zu können, sei eine Mindestschneehöhe Voraussetzung, "die wir in den letzten Jahren nur sporadisch hatten". Ein fester Langlauftermin, sagt Beukemann, sei ein halbes Jahr im Voraus "absolut nicht mehr planbar".

Im Landkreis mit Maschinen Loipen zu präparieren sowohl für den klassischen Laufstil als auch die Skate-Technik, davon hält auch Petra Stadler nicht viel. "Das rentiert sich nicht", sagt sie und verweist auf den "Buckel von Landsberied", wo noch ein kleiner Skilift in Betrieb ist. "Man muss den Aufwand und den Nutzen sehen." Aber wenigsten gebe es in Landsberied die Möglichkeit, dass Kinder sich im Winter vor der Haustür ein wenig bewegen könnten. Dabei ist es nicht so, dass Jugendliche nur noch vor irgendwelchen Bildschirmen und Displays hocken. Der Jugendanteil bei der TSG beträgt nach Stadlers Angaben derzeit 55 Prozent. "Er lag schon bei 69 Prozent", sagt die Funktionärin, die auch für die Mitgliederverwaltung zuständig ist. Inzwischen sei man sehr gern im Verein, sodass die Zahl der 18- bis 40-Jährigen wieder größer geworden sei, weil man diese Mitglieder für die aktive Vereinsarbeit benötige. Aber auch unter denen gibt es offenbar keinen, der ein Interesse daran hat, dass auf den Fluren Maisachs für Langläufer gespurt wird.

© SZ vom 24.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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