Bildung in Fürstenfeldbruck:Zu wenig Bauern für den Lehrgang

Amt für Landwirtschaft

Gähnende Leere: So unbelebt wie auf diesem Foto bleiben die Unterrichtsräume der Erstsemester in der Landwirtschaftsschule in Puch voraussichtlich in diesem Wintersemester. Es sei denn, die Rektoren finden noch eine Lösung.

(Foto: Günther Reger)

Erstmals hat die Landwirtschaftsschule in Puch nicht genug Anmeldungen fürs erste Semester. Kurzfristig wird der Unterricht abgesagt. In Erding gibt es das gleiche Problem. Nun sollen die Schulleiter eine Lösung finden

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Die Nachricht kam überraschend und sehr kurzfristig. Der nächste Lehrgang für Landwirte an der Landwirtschaftsschule Fürstenfeldbruck kommt nicht zustande. Es gibt zu wenig Schüler. Eigentlich hätte er kommenden Montag beginnen sollen. Einige angemeldete Schüler sagten kurzfristig ab, und so hat die Schulleitung die Schüler erst Anfang der Woche informiert. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums gibt es in Erding dasselbe Problem. Deshalb sollen an diesem Donnerstag die betroffenen Schulleiter mit den Kollegen der Nachbarschulen über mögliche Lösungen beraten.

"Wir sind momentan einfach nur geschockt, stinksauer und frustriert", heißt es auf der Facebook-Seite von Spargel Erdbeeren und Apfel Wolf, München. Der Betrieb in Ebersried (Kreis Dachau) existiert seit mehr als 40 Jahren, im Maisacher Ortsteil Frauenberg sind zurzeit wieder die Äpfel zum Selberpflücken reif. Sohn Florian, 20, sollte am Montag an der Landwirtschaftsschule in Puch den drei Semester dauernden Lehrgang für Landwirte besuchen. Er wollte ihn mit der Meisterprüfung beenden. Im Anschluss war die Höhere Landbauschule, ebenfalls in Puch, eingeplant. Am Dienstag nun kam die schriftliche Absage, nachts folgte der Post im Internet. Die 17 Ausrufezeichen hinter "Jetzt kann man nicht mal mehr eine Woche voraus planen" belegen eindrücklich die Fassungslosigkeit des Verfassers.

"Wir haben noch nie nicht eröffnet", betont Marianne Heidner mit Verweis auf das Gründungsjahr 1922. Die stellvertretende Behördenleiterin ist für den Schulbetrieb verantwortlich. Wie sie berichtet, war es in der Vergangenheit eigentlich nie ein Problem, genügend Schüler zu bekommen. In der Regel seien es in den Vorjahren zwischen 16 und 19 gewesen.

Das Ministerium für Landwirtschaft hat als Minimum 16 Schüler festgelegt; mit mindestens 14 kann eine Landwirtschaftsschule aber eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Laut Heidners Kollegen, Behördenleiter Günther Biermayer, haben sich zwei Schüler "überraschend abgemeldet". Deshalb wird nun die Mindestschülerzahl unterschritten. Aktuell sind an der Landwirtschaftsschule Fürstenfeldbruck für das erste Semester nur noch zwölf Schüler angemeldet. Eine Erklärung dafür hat Schulleiterin Heidner nicht. Biermayer sieht "ein Problem, das über ganz Bayern hinweg geht". Es komme häufiger vor, dass die Landwirtschaftsschulen gerade so das Minimum an Schülern vorweisen könnten. Für den Behördenleiter liegt das auch daran, dass der Beruf des Landwirts wenig populär in der Gesellschaft sei.

In Erding hat die Landwirtschaftsschule genau das gleiche Problem. Auch dort gibt es nur zwölf Anmeldungen. Wie am Mittwoch berichtet wurde, gab es wegen beiden Fällen offenbar auch Gespräche mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Die brachten aber keine Lösung. Die Pressestelle des Landwirtschaftsministeriums ließ schließlich verlauten: "Angesichts dieser deutlichen Unterschreitung der Mindestzahl konnte diesen beiden Fachschulen in Bayern (die Landwirtschaftsschulen Fürstenfeldbruck und Erding, d. Red.) keine Ausnahmegenehmigung erteilt werden. Derzeit arbeiten wir an Alternativen beziehungsweise denkbaren Lösungen für die insgesamt 24 betroffenen jungen Menschen. So könnten zusätzliche Anmeldungen gegebenenfalls eine Sonderzulassung rechtfertigen." Zudem hofft man auf das Treffen der Schulleiter am Donnerstag.

Der Allinger Landwirt und Landtagsabgeordnete der Freien Wähler, Hans Friedl, meldete sich in einer Pressemitteilung zu Wort: "Der Schulbetrieb muss beginnen. Die landwirtschaftliche Ausbildung ist wichtig."

Derweil hofft Teresa Mayer, dass sie bald erfährt, wie es für sie weitergeht. Die junge Frau aus Esting wollte in Fürstenfeldbruck auf die Landwirtschaftsschule und hat sich jetzt noch schnell in Pfaffenhofen beworben. Die sei eine gute Stunde Autofahrt entfernt und schon "ziemlich voll". Am Freitag bekommt sie eine Antwort.

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