Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Zu viel Chemie im Grundwasser

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Vor allem im nordwestlichen Teil des Fliegerhorsts werden Messungen zufolge die Grenzwerte für PFC überschritten

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Untersuchungen des Grundwassers auf dem Gelände des Fliegerhorsts geben Grund zur Besorgnis: Es bestehe "der Verdacht einer Altlast oder schädlichen Bodenverunreinigung", heißt es in einer Mitteilung des Landratsamts. Den Trinkwasserversorgern empfiehlt die Kreisbehörde deshalb auch "eine vorsorgliche Untersuchung des Trinkwassers auf PFC". Per- und polyfluorierte Chemikalien gelten laut Bundesamt als gesundheitlich bedenklich und möglicherweise krebserregend. Die Chemikalie ist nur schwer abbaubar und reichert sich in der Umwelt sowie in Organismen an. Der nun offenbar in besorgniserregenden Dosen gemessene Schadstoff war unter anderem in Löschschaum enthalten, der früher auf dem Fliegerhorst verwendet wurde. Auf dieses Risiko hatte wiederholt auch der Brucker Umweltbeirat und Geologe Martin Höckenreiner hingewiesen und Analysen des Grundwassers angemahnt.

Bei routinemäßigen Beprobungen der Maisach in diesem Jahr durch das Wasserwirtschaftsamt München an einer Messstelle nahe Günding im Landkreis Dachau sowie Analysen des dortigen Grundwassers hatten sich zunächst leicht erhöhte PFC-Werte ergeben. Es folgte eine "orientierende Untersuchung" durch das Wasserwirtschaftsamt. Dabei wurde auch Grundwasser aus vorhandenen Entnahmestellen des Fliegerhorsts untersucht. Festgestellt werden nun Überschreitungen der Schwellenwerte von PFOS (Perfluoroktansulfonsäure) und PFNA (Perfluornonansäure). Im nordöstlichen Bereich des ehemaligen Fliegerhorstes wurden die höchsten PFC-Werte nachgewiesen. Die aktuellen Ergebnisse begründen den Verdacht einer Altlast oder schädlichen Bodenverunreinigung auf dem Militärareal, auf dem die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr mit einer "historischen Erkundung" begonnen haben - dabei werden auch alte Dokumente und Luftbilder ausgewertet. Im Blickpunkt stehen nicht zuletzt mögliche Eintragungsorte für PFC-belasteten Feuerlöschschaum. Den Inhabern von Einzelwasserversorgungen im Umkreis von 1,5 Kilometern um den belasteten Bewässerungsbrunnen östlich des Ortes Gernlinden wird die vorsorglich Untersuchungen auf PFC "an geeigneten Stellen ihrer Trinkwassergewinnung" empfohlen.

Die Belastung des Grundwassers kann Auswirkungen auf Bauvorhaben stromabwärts des Fliegerhorstgeländes haben. Bei Bauwasserhaltungen und beim Erdaushub können zusätzliche Anforderungen an eine Reinigung des Wassers vor Wiedereinleitung in ein Gewässer sowie bei der Entsorgung des Bodenaushubs erforderlich sein. Das Landratsamt begleite die notwendigen Schritte federführend, heißt es. Wasserwirtschaftsamt, Landesamt für Umwelt und Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit seien als externe Fachstellen eingebunden. Die Untersuchungsergebnisse für das Trinkwasser der Gemeinde Maisach, des Wasserbeschaffungsverbandes Germering, der Stadtwerke Germering sowie des Amperverbandes sind nach Angaben einer Sprecherin des Landratsamts unauffällig. Details und Ergebnisse der Untersuchungen sind online abrufbar unter https://www.wwa-m.bayern.de/grundwasser_boden/grundwasserqualitaet/index.htm.

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Quelle:
SZ vom 11.12.2019
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