Fürstenfeldbruck:Zu Besuch bei den Pandemiebekämpfern

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Die örtlichen Abgeordneten der CSU lassen sich durch das Fürstenfeldbrucker Impfzentrum führen. Die Experten des Roten Kreuzes erklären ihnen, was sie brauchen, um schneller mehr Menschen immunisieren zu können

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Wolfgang Kaufmann, (von links), Matthias Skrzypczak und Rainer Bertram informieren die Abgeordneten Benjamin Miskowitsch, Alexander Dorow und Katrin Staffler. Mit dabei: Lena Deininger vom BRK (zweite von rechts). (Foto: Günther Reger)

Wer ins Impfzentrum in der Industriestraße in Fürstenfeldbruck-Buchenau will, muss an einer Sicherheitskontrolle vorbei. Martina Kienle überprüft, ob die Besucher überhaupt hinein dürfen und ob sie die nötigen Papiere dabei haben. "Alles da, sehr schön", sagt Kienle, eine freundliche Frau in schwarzer Kleidung mit schwarzen Wollmütze, auf der "Security" steht. Sie befestigt alle Unterlagen auf einem Klemmbrett und sucht auf ihrer Liste nach dem Namen des Mannes, der gleich seine Spritze erhalten wird. "Und da hab ich Sie auch schon gefunden, Termin um zehn Uhr." Sie lächelt den älteren Mann freundlich an.

An der Security müssen auch die drei Abgeordneten vorbei, die dem Impfzentrum des Landkreises an diesem Samstag einen Besuch abstatten: Katrin Staffler, Bundestagsabgeordnete, sowie die Landtagsabgeordneten Benjamin Miskowitsch und Alexander Dorow, alle CSU. Sie wollen sich zum einen bei den Mitarbeitern bedanken und überreichen deshalb eine Schachtel mit Süßigkeiten. "Das Rote Kreuz ist der beste Partner", sagt Miskowitsch. Zum anderen suchen sie den Gedankenaustausch mit den Verantwortlichen des Roten Kreuzes und des Landratsamts. Die Politiker wollen wissen, wie man die Impfkampagne beschleunigen kann, wenn von April an mehr Impfstoff zur Verfügung steht, und wie man die Hausärzte einbinden kann. "Wir wollen nach oben tragen, was man besser machen kann", sagt Miskowitsch.

Die Rettungsassistenten Ralph Westenrieder (links) und Raphael Heinz bereiten die Spritzen vor. (Foto: Günther Reger)

Zunächst aber lässt sich die Gruppe durch das Impfzentrum führen, einen ehemaligen Discounter, wie die gelben Bodenfliesen zeigen. Innen hat das Rote Kreuz aus Fertigteilen Kabinen und Wartebereiche aufgebaut. Alle Flächen werden immer wieder desinfiziert, jeder trägt FFP2-Maske, es wird auf den Abstand geachtet. An der Anmeldung liegen Aufklärungsbögen in mehreren Sprachen aus. Viele bringen die schon ausgefüllt mit, man kann sie aus dem Internet ausdrucken. Hier erklären Rainer Bertram, Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes, und der verantwortliche Impfarzt Matthias Skrzypczak, wie sehr sie sich über das Interesse der Abgeordneten freuen. Qualifiziertes Personal, geeignete Räume und ein ausreichender zeitlicher Vorlauf, das sind ihre Hauptwünsche, um die Zahl der Impfungen hochfahren zu können. Der Landkreis brauche genug Zeit, um Räume für weitere Impfstellen suchen und herrichten zu können, sagt Wolfgang Kaufmann, der bei der Kreisbehörde dafür zuständig ist. "Wir sind in der Lage, agil zu handeln, wenn Sie uns lassen."

An den Impfkabinen wird unter anderem die Art des Impfstoffs angezeigt. (Foto: Günther Reger)

Die Bundestagsabgeordnete Staffler antwortet, hundertprozentige Planbarkeit könne man nicht garantieren. Denn die Hersteller könnten selbst noch nicht sagen, wann sie wie viel Impfstoff bereit stellen könnten. "Wir bemühen uns um so viel Planbarkeit wie möglich", verspricht sie. Bertram schlägt vor, die Hausärzte samt ihren Patienten in neue Impfzentren einzuladen. "Rent a Impfspur" nennt der BRK-Geschäftsführer das. Denn der Verwaltungsaufwand und der Platzbedarf für die Ärzte wäre in deren Praxen sehr groß. Den Vorschlag finden die Politiker interessant.

Das Prozedere im Impfzentrum sei immer wieder verbessert worden, sagt Bertram. Sieben Tage pro Woche, von acht bis 21 Uhr, wird geimpft. Wer schlecht zu Fuß ist, kann das Vakzin im Auto auf dem Parkplatz erhalten. 103 Mitarbeiter in zwei Schichten halten das Impfzentrum am Laufen. Sie alle werden täglich getestet, die meisten sind bereits selbst geimpft. 21 000 Impfdosen seien im Landkreis bis Samstag verabreicht worden, täglich kämen etwa 600 bis 700 dazu, erklärt Impfarzt Skrzypczak. Wolle man die Zahl der Impfungen wie geplant verdreifachen, brauche man auch dreimal so viel Personal, erklärt Bertram. Skrzypczak sagt: "Wir haben kontinuierlich impfen können. Der Impfstoff ist gerade so ausreichend." Noch nie habe man eine Dosis weggeworfen. Wenn nicht alle Impfkandidaten erschienen und abzusehen sei, dass Vakzin übrig bleiben werde, rufe man Menschen auf einer Warteliste an. Auf diese Warteliste könne man sich nicht setzen lassen, betont der Arzt. Sie werde ebenso von der Impfsoftware zusammengestellt wie die Impfreihenfolge. Die Algorithmen, die das tun, sind geheim, damit niemand sie manipulieren und sich selbst oder andere unrechtmäßig auf die Liste setzen kann. Die Software beachtet das Alter der Impfwilligen, Vorerkrankungen und den Beruf.

Momentan sind die meisten Impfkandidaten älter als 80 Jahre. Viele kommen mit einem Rollator und einer Begleitperson ins Impfzentrum. Die Atmosphäre ist ruhig, man spürt so etwas wie freudige Erwartung. Gesprochen wird nur leise. Zunehmend sind Jüngere dabei. Sie haben eine schwere Vorerkrankung wie Diabetes oder Asthma. Oder sie gehören einer der Berufsgruppen an, die einem besonders hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind, arbeiten im Krankenhaus oder im Pflegeheim, als Lehrerin oder bei der Polizei. Alle haben vor dem Piks in einer abgeteilten Kabine ein Gespräch mit einem Arzt. Sie können Fragen stellen und sich die Impfstoffe erklären lassen.

Martina Kienle (links) kontrolliert am Eingang des Impfzentrums. (Foto: Günther Reger)

Welchen man bekommt, kann man nicht aussuchen, wie Skrzypczak erklärt. Wer den von Astra Zeneca nicht wolle, müsse ungeimpft wieder gehen. Das sei bisher aber nur acht Mal geschehen. "Es gibt einen höheren Aufklärungsbedarf, aber keinen Diskussionsspielraum", sagt er. Die weitaus meisten Leute verstehen, dass es besser ist, mit Astra Zeneca geimpft zu werden als gar nicht. Die Spritzen setzen Arzthelferinnen. Anschließend bleiben die Geimpften noch 15 bis 30 Minuten im Wartebereich, für den sehr seltenen Fall, dass sie allergisch reagieren oder Kreislaufprobleme bekommen. Wenn das geschieht, können sie sofort in einem Notfallraum behandelt werden. Nicht einmal zehn Mal sei das bisher geschehen, sagt Skrzypczak, allen sei es schnell wieder gut gegangen.

Im Labor, einem eigenen Kämmerchen, sitzen zwei Rettungsassistenten und bereiten die Spritzen vor. Weil dabei sehr sorgfältig und vor allem steril gearbeitet werden muss, haben zwei Krankenschwestern, die erfahren sind im Mischen von Infusionslösungen, die Oberaufsicht. Jeden könne man das nicht machen lassen, erklärt Bertram. Das ist eine der Hürde, wenn man die Kapazitäten ausbauen möchte - genug qualifiziertes Personal zu finden.

© SZ vom 08.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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