Fürstenfeldbruck:Zapfenstreich für Backzauberei und Kindergold

Zwei kleine Geschäfte schließen wieder. Wegen familiärer Überlastung und auch wegen eines unzureichenden Umsatzes

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Neben der Parkplatzsituation setzen kleinen Läden vor allem die Folgen uneinheitlicher Öffnungszeiten zu. Mittagspausen, Schließungen am Mittwoch oder Mittwochnachmittag, generell bereits um 18 Uhr, am Samstag um 14 Uhr - für manchen Kunden, der sich an die Vorzüge des liberalisierten Ladenschlussgesetztes und die 20-Uhr-Marke gewöhnt hat, nicht hinnehmbar. "Heute erst ab 15 Uhr geöffnet", steht auf einem handgeschriebenen Zettel, der an der Tür der "Backzauberei" an der Schöngeisinger Straße hängt. Daneben sind die uneinheitlichen Öffnungen an den Wochentagen aufgelistet und einzeln die geöffneten oder geschlossenen Tage in den Schulferien. Am 30. September wird dann endgültig geschlossen. Die Sache mit den Öffnungszeiten habe sich in der Praxis durchaus als schwierig erwiesen, räumt Ladeninhaberin Corinna Schneider ein. In den sozialen Medien hatte es sogar Anfeindungen und Beschwerden gegeben, und kleine Läden wie ihrer waren in die Schusslinie geraten.

Fürstenfeldbruck: Schluss nach zwei Jahren: Die Backzauberei wird es künftig nur noch online geben.

Schluss nach zwei Jahren: Die Backzauberei wird es künftig nur noch online geben.

(Foto: Fotos: Carmen Voxbrunner)

Was die Kritiker nicht bedenken: Corinna Schneider hat zwei kleine Kinder und arbeitet nach dem Ende ihrer Mutterzeit wieder halbtags in einer Steuerkanzlei - zusätzlich! Und nicht alle Aushilfskräfte, die im Laufe der vergangenen zwei Jahre für sie einspringen sollten, erschienen zu den vereinbarten Schichten. Das brachte durchaus Umsatzeinbußen. Etwas wehmütig ist Schneider schon. Denn das Sortiment - von Backformen und Plätzchenförmchen über Zuckerdekor, laktosefreie Backmischungen bis zu Konditoreizubehör für Hochzeiten - sei allen Unkenrufen zum Trotz durchaus nachgefragt worden. Darauf ließen auch die bedauernden Reaktionen auf die bevorstehende Geschäftsaufgabe schließen.

Fürstenfeldbruck: Der auf originelle Geschenkideen und Kindersachen spezialisierte Laden Kindergold macht bald endgültig dicht.

Der auf originelle Geschenkideen und Kindersachen spezialisierte Laden Kindergold macht bald endgültig dicht.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

"Der Laden hat sich relativ schnell getragen", sagt Corinna Schneider. Doch die Dreifachbelastung wurde schließlich zu groß. Sie schließe also "aus persönlichen Gründen", werde aber nach Abschluss des Räumungsverkaufs mit seinen stark reduzierten Preisen das Geschäft in reduzierter Form als Onlineshop weiterführen. Und sie will nicht ausschließen, dass sie irgendwann einmal erneut ins kalte Wasser springt und wieder einen Laden eröffnet - "denn ich habe es nie bereut".

Fürstenfeldbruck: Sehr gut läuft hingegen offenbar das Nagelstudio ein paar Meter weiter stadtauswärts an der Schöngeisinger Straße.

Sehr gut läuft hingegen offenbar das Nagelstudio ein paar Meter weiter stadtauswärts an der Schöngeisinger Straße.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Vor allem eine One-Woman-Show war auch "Kindergold", ein paar Meter weiter Richtung Marktplatz. Vor kurzem wurde der Laden, der sich auf ausgefallene Kindersachen und Spielzeuge sowie Geschenkideen spezialisiert hatte, zugesperrt. Vom 13. bis zum 16. September wird ein letztes Mal für den Räumungsverkauf geöffnet, dann ist Schluss. Es ist ein weiteres Indiz, dass es gerade die ganz kleinen Läden, die vor allem von einer Person getragen werden, sehr schwer haben, dass sie ein perfektes Sortiment haben müssen, die Besitzer gute Branchenkenntnisse und auch einen langen Atem, was die Finanzierung in den ersten Monaten und Jahren betrifft. Stadt- und Regionalmarketing-Experte Michael Seidel hatte 2011 in seinem Gutachten denn auch auf die Schattenseiten des durchaus reizvollen, kleinteilig strukturierten Fürstenfeldbrucker Einzelhandels verwiesen: 66 Prozent aller Ladenlokale im Zentrum wiesen vor sechs Jahren Verkaufsflächen von unter hundert Quadratmetern auf, 41 Prozent sogar von unter 50 Quadratmetern - viel geändert haben dürfte sich seither kaum. "Nur in wenigen Sortimentsbereichen" aber ließen sich Läden mit weniger als hundert Quadratmetern rentabel betreiben, so Seidel in der Studie.

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