Fürstenfeldbruck:Zankapfel Schleifring

Firma Schleifring

Auf beiden Seiten der Maisacher Straße (rechte Bildseite) dürfen nun Bäume gefällt werden.

(Foto: Günther Reger)

Hauchdünne Mehrheit stimmt in Bruck für die Erweiterung

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Nur mit denkbar knapper Mehrheit hat der Brucker Bauausschuss am Mittwoch den Erweiterungsplänen der Firma Schleifring zugestimmt. Vor allem die Vertreter von SPD und Grünen sowie Teile der BBV stimmten gegen die erforderliche Änderung des Flächennutzungsplans sowie den Bebauungsplan, unterlagen in beiden Abstimmungen aber jeweils mit sechs gegen sieben Stimmen.

Der Stadtrat wird am 31. Januar einen Schlusspunkt unter die lange, vor gut drei Jahren ins Rollen gebrachte Debatte setzen. Die dreht sich um die zentrale Frage: Was ist wichtiger - einem großen Arbeitgeber und Steuerzahler die Erweiterung ermöglichen oder ein Waldstück erhalten? Etwas verzögert hatte sich das Genehmigungsverfahren zusätzlich dadurch, dass eine bereits vor mehreren Jahren vom Besitzer des Schleifring-Grundstücks vorsorglich bepflanzte Ausgleichsfläche vom Forstamt nicht anerkannt und nun eine Ersatzfläche ausgewiesen wurde.

Solche Flächen müssen als Ausgleich für Flächenversiegelungen in der Nähe "neu und zusätzlich" geschaffen werden. Die knapp 1,4 Hektar große "Ersatzaufforstungsfläche", etwa 800 Meter nordwestlichwestlich von Schleifring westlich der Staatsstraße 2054 gelegen, wurde also nicht angerechnet für die Erweiterung von Schleifring. Deshalb wurde nun direkt nördlich dieser Fläche, ebenfalls auf ehemaligem Kieswerkgrund, eine zusätzliche, ebenfalls 1,4 Hektar große Fläche ausgewiesen, die nun aufgeforstet werden muss. Dieser zusätzliche Waldausgleich, deutlich über das Maß der gefällten Bäume hinaus, ist auch für die Gegner der Erweiterung ein gewisser Trost.

Gleichwohl wehren sich viele Stadträte dagegen, dass ihnen das Bauamt - in der Sitzungsvorlage - das Fällen von Bäumen nördlich und südlich der Maisacher Straße als "eine wertvolle Arrondierung der Ortsrandsituation in Richtung Wald" schmackhaft machen will. Eine Aufwertung des an anderer Stelle als "wertgebender Trockenwald-Magerrasen-Komplex" bezeichneten Erholungsgebiets durch eine Begradigung des Waldrandes erkennt auch Ulrich Schmetz nicht. Der SPD-Politiker blieb dabei: man sollte lieber die Finger lassen von dem geschlossenen Waldgebiet. Christian Stangl und Alexa Zierl (Grüne) bedauern bei allem Verständnis für die Expansionspläne der namhaften Hochtechnologiefirma, dass Vorschläge des Bundes Naturschutz nicht berücksichtigt wurden und ein Wachstum in die Höhe nicht an die Stelle eines Wachstums in die Fläche treten kann. Der BN hatte den Bau eines Parkdecks im Norden des Hauptgebäudes angeregt und daran die Hoffnung geknüpft, dass dadurch der Wald erhalten werden kann. Jens Streifeneder (BBV) will mit seinem Widerstand gegen die Erweiterung klar machen, "dass Bürgerinteressen wichtiger sind als Unternehmensinteressen".

Auch Befürworter wie Franz Höfelsauer (CSU) räumten ein, ihnen sei die Entscheidung in diesem Fall mitnichten einfach gefallen. Es sei vielmehr "eine Gratwanderung". Nach reiflicher Abwägung habe man sich aber letztlich entschlossen, "zu dem Betrieb zu stehen" und die Voraussetzung für die Erweiterung zu schaffen, so Andreas Lohde (CSU). Stadtbaurat Martin Kornacher rief in Erinnerung, dass man dem Betrieb ohnehin bereits einen Kompromiss abgerungen habe. Dieser hatte zunächst geplant, deutlich größere Flächen in östlicher Richtung zu bebauen und es als nicht praktikabel bezeichnet, einen Teil des Betriebsgeländes südlich der Maisacher Straße zu errichten. Dort sollen Parkplatzanlagen und eine Halle entstehen, die laut Kornacher nicht ebenerdig und damit flächenzehrend sein werden, sondern durchaus "gestapelt".

Zudem hat sich Fürstenfeldbruck in einem städtebaulichen Vertrag von Schleifring zusichern lassen, dass über die aktuelle und damit bereits zweite Betriebserweiterung hinaus in östlicher und südlicher Richtung das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Damit soll Schluss sein mit der "Salamitaktik", die Kritiker dem prosperierenden Apparatebauer vorgeworfen hatten.

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