Fürstenfeldbruck:Zahlen, bitte!

Charlotte Dietze zum Bundeswettbewerb Mathematik.

Unpopuläre Leidenschaft: Charlotte Dietze studiert Mathematik und ist für den Bundeswettbewerb qualifiziert.

(Foto: privat)

Studentin Dietze qualifiziert sich für das Finale des Bundeswettbewerbs Mathematik

Von Maren Jensen, Fürstenfeldbruck

Glänzend weiß liegt ein Blatt Papier vor der 18 Jahre alten Charlotte Dietze. Vier Aufgaben sind darauf abgedruckt, darüber prangt in leuchtend roten Buchstaben die Überschrift "Bundeswettbewerb Mathematik". Die Mathestudentin hat sich vor einer Woche den Landessieg in dem Wettbewerb gesichert. Im Januar wird die 18-jährige Fürstenfeldbruckerin im Bundesfinale antreten.

Ganz in Ruhe liest sich die ehemalige Schülerin des Graf-Rasso-Gymnasiums die Aufgaben durch. Systematisch arbeitet sie sich Zeile für Zeile voran. "Zwölf 1-Euro-Münzen werden flach so auf einen Tisch gelegt, dass ihre Mittelpunkte die Ecken eines regelmäßigen 12-Ecks bilden und sich benachbarte Münzen berühren. Zeige, dass sich weitere sieben 1-Euro-Münzen in das Innere dieses Rings aus Münzen flach auf den Tisch legen lassen", lautet die erste der Aufgaben. Für den einen eine Herausforderung, für den anderen eine leichte Rechenübung: bei der Mathematik spalten sich die Gemüter. Doch Dietze kennt sich aus in der Zahlenwelt. Die Studentin benötigt nur ein paar Stunden, um alle Aufgaben korrekt zu lösen. "Die erste Runde war nicht so schwer", sagt Dietze. Ohne Komplikationen schaffte sie es in die zweite Runde, in der die Anforderungen deutlich höher sind. "Ich hatte drei Monate Zeit die Aufgaben zu lösen", sagt sie.

Nach Abschluss ihres Abiturs im Sommer diesen Jahres begann Dietze Mathematik in München zu studieren. Der Studiengang sei genau das richtige für sie. "Ich bin sehr glücklich mit der Wahl, außerdem denke ich, dass das die beste Vorbereitung auf das Finale ist", sagt sie.

Schon im letzten Jahr versuchte die damalige Schülerin ihr Glück bei dem Wettbewerb, in der zweiten Runde schied sie jedoch mit einem dritten Preis aus, nur die Erstplatzierten kommen weiter. "Ich habe nicht einfach aufgegeben", sagt die Studentin. Auch ihre Eltern seien sehr stolz auf sie. "Meine Familie steht immer hinter mir und hat sich genau so gefreut wie ich", strahlt die 18-Jährige.

Vor einigen Tagen lag ein kleines Päckchen im Briefkasten der Familie Dietze. Der Absender: Bildung und Begabung, das Talentförderzentrum des Bundes und Veranstalter des Wettbewerbes. Aufgeregt riss Dietze den Umschlag auf. In dem Päckchen befanden sich ihre korrigierten Aufgaben und die dazugehörigen Lösungen. Schnell blätterte die Studentin durch die Seiten. Auf der letzten Seite war ihre Punktzahl geschrieben. Erster Preis. Qualifikation für das Finale. "Ich konnte es erst gar nicht fassen. Ich war überglücklich", lacht die Bruckerin. Schon in Kindheitstagen konnte sich die 18-Jährige für die Welt von Algebra, Geometrie, Zahlentheorie und Kombinatorik begeistern. "Ich habe einfach Spaß daran, der Logik zu folgen und die Aufgaben zu lösen", sagt das Mathegenie. Neben der Mathematik spielt die Studentin leidenschaftlich Geige. "Die Musik ist ein toller Ausgleich", stellt sie fest.

An dem Bundeswettbewerb Mathematik, der von dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, nehmen jährlich etwa 1500 Jugendliche teil, nur fünfzig davon schaffen es ins Finale. "Ich hätte es wirklich nicht erwartet", freut sich Dietze. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Freude an der Mathematik zu wecken und wach zu halten. Mit anspruchsvollen Aufgaben sollen Fähigkeiten erprobt und weiterentwickelt werden. "Zwar gibt es in dem Wettbewerb keine Alters- oder Klassenbeschränkungen, es zeigt sich jedoch, dass meistens die Älteren in die letzte Runde einziehen", sagt der Kommunikationsreferent von Bildung und Begabung, Dirk Lichte.

Während in den ersten zwei Runden die Aufgaben schriftlich gelöst und per Post eingereicht werden mussten, erwartet die Studentin in der dritten Runde ein so genanntes " Kolloquium". Dort versucht Dietze ihre Fähigkeiten in einem mündlichen Gespräch zu beweisen. In Zusammenarbeit mit einem Mathematik-Professor muss sie ein mathematisches Problem diskutieren. "Wer sich in diesem Gespräch gut präsentieren kann, hat gute Chancen auf den Bundessieg", so Lichte

Noch ist Dietze nicht aufgeregt. Durch die ständige Übung im Studium fühle sie sich sicher: "Ich kann mir nicht vorwerfen, mich schlecht vorzubereiten." Sollte sie im Bundesfinale gewinnen, winkt der 18-Jährigen eine Aufnahme in die "Studienstiftung des deutschen Volkes". Damit könnte sie ihr Studium finanzieren. Aber auch mit einem schlechteren Abschneiden scheint Dietzes eine Zukunft als Mathematikerin bevorzustehen.

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