Fürstenfeldbruck:"Wir verehren Symbole"

Der Künstler Miki Früh präsentiert neue Werke in Gröbenzell. Es geht um Werbung, Vorbilder und Produkt-Botschafterinnen

Interview von Viktoria Großmann

Miki Früh fühlt sich ein bisschen "verzauselt". Seit zwei Jahren hat er sich mit dem Thema beschäftigt, nun sind es nur noch ein paar Pinselstriche, dann ist sie fertig seine Ausstellung "die Königinnen". Am Freitag, 27. Juni, 19.30 Uhr, wird sie in der Galerie im Bürgerhaus Gröbenzell eröffnet. Im Interview spricht er über Folklore, Böllerschützen und Grace Kelly.

SZ: Monarchen haben in der Politik nicht mehr viel zu melden. Trotzdem werden ständig Königinnen gekrönt: für Bier, Wein, Äpfel. Fehlt uns der Adel?

Miki Früh: Es ist eher eine Sucht nach Symbolen. Wir haben kaum echte Vorbilder, nur so Abziehbildchen. Wir verehren Symbole. Königinnen sind Symbole, weil sie als Repräsentantinnen für etwas stehen. Die Person unter der Krone ist eigentlich wurscht. Die muss nur hübsch sein, gut lächeln können, Umgangsformen haben. Nehmen Sie zum Beispiel Grace Kelly. Sie war in jeder Hinsicht ein Symbol. Als Fürstin von Monaco und als Hollywoodstar. Auf meinem Bild stelle ich Grace Kelly bei der Oscarverleihung dar. Nur hält sie statt der Trophäe eine Salatgurke in der Hand. Ich kombiniere die Symbole neu. Dadurch entstehen Irritationen und Rätsel. Ich bin ja Kommunikationsdesigner und weiß, wie in der Werbung mit Symbolen jongliert wird, wie versucht wird, die Adressaten zu erreichen. Das läuft über Reize und diese Reize funktionieren über Ikonografie.

Die Königin ist zur reinen Werbefigur verkommen?

Sie wird instrumentalisiert, ja. Nicht nur für Marketingzwecke. Auch für Brauchtumspflege. Wobei beides oft vermischt wird. Brauereien und Modeunternehmen tun so, als würden sie Brauchtum pflegen wollen, wenn sie eine Dirndlkönigin suchen. Aber natürlich geht es um Werbung.

Warum gibt es fast nur Königinnen? Ein Bierkönig wäre doch naheliegend.

Vielleicht funktionieren Männer als Könige nicht so gut, weil die anders besetzt sind. In Bayern ist das Bild des Königs von Ludwig II besetzt. Königinnen, Prinzessinnen sind sympathisch. Wir denken sofort an Märchen. Beim König fehlt das Märchenhafte. Meistens sind es die Frauen aus einfachen Verhältnissen, die Königin werden, weil der Prinz kommt. Diese Verklärtheit steckt wohl in unseren Köpfen drin.

Miki Früh, AUSSTELLUNG ::: KÖNIGINNEN 

AUSSTELLUNG VOM 28.06. – 13.07.2014 
SAMSTAG 15.00 - 18.00 UND SONNTAG 11.00 - 18.00

ORT: GALERIE IM BÜRGERHAUS
RATHAUSSTRASSE 1, 82194 GRÖBENZELL

Als "eine Art Ethno-Pop" empfindet Miki Früh den Versuch einer Brauerei, eine Dirndlkönigin zu etablieren, den er hier im Bild festgehalten hat.

(Foto: Privat)

Haben Ihre Königinnen reale Vorbilder?

Die meisten. Ich habe viel recherchiert und ich habe versucht, sie zu kombinieren, zu überzeichnen. Oft braucht es das aber gar nicht: Beispielsweise gibt es ein Bild von Landwirtschaftsminister Brunner zwischen der Milchkönigin und der Milchprinzessin. Letztere stemmt mit angestrengtem Lächeln und angespannten Muskeln einen offenbar unglaublich schweren Korb, während er nur grinsend dabei steht. Das muss man nicht mehr persiflieren.

Haben Sie mal versucht, die Königinnen zu zählen?

Man kann tatsächlich den Überblick verlieren. Ich habe ja versucht, Königinnen zu erfinden und stellte fest: Die gibt es alle wirklich. Eine Weiherkönigin. Eine Feld-und Wiesenkönigin, eine Waldkönigin. Es gibt Lavendel- und Rosenköniginnen und eine Weißwurstkönigin. Ich glaube, eine Essiggurkenkönigin gibt es nicht.

Die Ausstellung ist an drei Wochenenden zu sehen bis Sonntag, 13. Juli. Geöffnet ist an den Samstagen von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Am Sonntag, 29. Juni, gibt es eine Matinee mit Künstler-Gespräch, die 11.15 Uhr beginnt.

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