Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Wie in Neapel

Mit dem Caffè Roma in der Schöngeisinger Straße eröffnet der Fürstenfeldbrucker Gastronom Antonio Di Gorga einen zweiten Laden. Dort bietet er den Kunden Kaffee aus seiner Heimatstadt und kleine Snacks an

Von Johanna Kleinert, Fürstenfeldbruck

Warm und wohlig umhüllt der Duft von Kaffee die Gäste des "Caffè Roma" in Fürstenfeldbruck, die sich an den etwa fünf rechteckigen Tischen gegenübersitzen. Die Theke ist ausladend mit kleinen Törtchen und cremigen Desserts bestückt. In der linken Ecke der Auslage thront ein Kuchen, rote Beeren türmen sich in dessen Mitte auf zu einem fruchtigen Hügel. Was das ist, fragt eine Kundin, auf ein kugeliges, scheinbar schokoladiges Moussegebilde deutend. "Eine vegane Espressocreme", antwortet Antonio Di Gorga, Besitzer des kleinen Cafés.

Di Gorga, Brucker Vollblutgastronom, hat sein neues Bistro kürzlich unweit des Hauptplatzes eröffnet. Mit der Resonanz ist er bisher sehr zufrieden, erklärt der 50-Jährige. Neben Desserts bietet er im "Roma" auch Focaccia, Arrancini, das sind italienischen Reisbällchen, und Tramezzini an. Dazu serviert er frische Säfte und vor allem eben auch Kaffee.

"Ich lebe schon seit 30 Jahren hier, bin Beisitzer der CSU und kandidiere für den Stadtrat. Mittlerweile fühle ich mich als richtiger Brucker, aber mit italienischem Style. Das Flair meiner Heimat wollte ich auch in die Nähe des Hauptplatzes in Fürstenfeldbruck bringen", sagt er. Von einem eigenen Café habe er schon lange geträumt. Doch für eine weitere Eröffnung blieb neben dem Führen von zwei Restaurants zunächst keine Zeit. 2018 dann entschloss sich der Gastronom dazu, eines seiner Restaurants, das "Nabucco" aus Zeit- und Personalgründen zu schließen.

Verglichen mit der Arbeit in einem Restaurant ist die in einem Café weit weniger personalintensiv. "In einem Betrieb wie dem 'Brunello' muss man jede Position besetzen. Man braucht Kellner, einen Barista, einen Koch, einen Pizzabäcker und so weiter. Unser Café, das meine Frau Francesca leitet, kann im Winter von einer einzigen Person geführt werden. Im Sommer werden wir dann zwei zusätzliche Kräfte einstellen", erklärt der Roma-Chef. In den warmen Monaten will er zusätzlich die Terrasse bestuhlen, die Zusage erhielt Di Gorga von der Stadt bereits.

Zunächst jedoch erwies sich die Standortsuche unerwartet schwierig. Als die Geschäftsfläche in der Immobilie, die das Modehaus Kohl über 100 Jahre bespielt hatte, frei wurde, rief Di Gorga sofort beim neuen Immobilieninhaber an. Es sei möglich, dort ein Eiscafé zu eröffnen, hieß es von seitens des Eigentümers. "Ich bin gleich mit einem Architekten und Bauunternehmer gekommen. Der Mietpreis, fast alles war schon fix ausgemacht. Dann haben die Kollegen von der Eisdiele Wind davon bekommen und ein besseres Angebot gemacht", folgert der Gastronom. Mit den Kollegen von der Eisdiele meint Di Gorga Maximilian Nicola und Domenico Tarzia, die mittlerweile das "Bistrot Twenty" an der Hauptstraße betreiben.

Antonio Di Gorga erzählt von dem Kaffee, den er anbietet und von seiner Geburtsstadt Neapel. Etwa 400 Meter von der Wohnung seiner Großeltern entfernt, veredelt das Unternehmen "Kimbo" seinen Kaffee. "In Italien ist Kaffee von 'Kimbo' die Nummer 1. Ich bin mit der Marke aufgewachsen und freue mich deshalb umso mehr, dass ich den Kaffee hier vertreiben darf", erklärt der 50-Jährige. In Fürstenfeldbruck wird der 'Kimbo'-Kaffee nirgendwo sonst angeboten. Das Rezept für Di Gorgas Cocktails auf Espressobasis stammt ebenfalls von dem Unternehmen. Seinen Wein liefert, wie auch für das "Brunello", "Al Bano". Hinter dem Lieferanten steckt Alberto Carisi, Unternehmer und italienische Schlagergröße. Kennengelernt haben sich die beiden auf einer Weinprobe, wie Di Gorga erzählt.

Von der fehlgeschlagenen Bewerbung hat schließlich auch der Besitzer der Immobilie in der Schöngeisingerstraße Nummer 5 erfahren, ein alter Freund Di Gorgas. Seit 30 Jahren kennen sich die beiden schon, ursprünglich hatte der Inhaber die Ladenfläche für seinen Sohn vorgesehen. Preisvorschlag, Größe und Zuschnitt des Geschäfts haben dem Gastronom sofort gefallen, fasst er zusammen. "So wie es gelaufen ist, bin ich sehr glücklich. Nach vier Jahren hätte ich aus der anderen Immobilie sowieso rausgemusst. Jetzt habe ich einen längeren Vertrag, kann das Café sogar bis zur Rente oder noch länger weiterführen", lacht er.

Für den Sommer bereiten er und seine Frau sich schon jetzt vor. Eis wollen die beiden servieren, dafür haben sie bereits an einer Schulung teilgenommen. "Die Sorten werden je nach Saison variieren. Letzte Woche haben wir zum Beispiel ein Schokoladeneis mit Rum hergestellt, diese Woche war Tiramisu dran. Das lassen wir dann unsere Gäste probieren, um zu gucken, welche Sorten besonders gut ankommen", sagt Di Gorga.

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Quelle:
SZ vom 10.01.2020
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