Fürstenfeldbruck:Werbung für Wunderheiler

Bruno Gröning, 1953

Großer Kropf: Bruno Gröning behauptete, Heilkräfte zu besitzen.

(Foto: SZ Photo)

Gröning-Freundeskreis zeigt Film in Fürstenfeld und im Estinger Treff

An Scharlatanen und Gurus ist kein Mangel, in guten wie in schlechten Zeiten. In der Nachkriegszeit tingelte ein Gelegenheitsarbeiter als Wunderdoktor durch die Lande und lockte die Massen an. Bruno Gröning beklagte eine Abkehr der Menschen von Gott und rief zur Umkehr auf. Gröning behauptete, Kranke mithilfe eines göttlichen "Heilstroms" behandeln zu können. Diese magische Kraft habe er in seinem großen Kropf und in Kugeln aus Stanniolpapier gespeichert. Tausende kamen zu den Auftritten von Gröning, etwa auf dem Zitzstaudenhof bei Olching. Einige Zeit logierte Gröning bei einem Gönner in Grafrath, wo ebenso wie in Bruck auf einmal viele Leute solche Kügelchen besaßen.

Kritische Ärzte stellten bald fest, dass die Heilmethode reine Suggestion war und allenfalls bei psychosomatischen Beschwerden half. Gröning wurde in mehrere Prozesse verwickelt, weil er weder Medizin studiert noch eine Zulassung als Heilpraktiker besaß, aber Menschen durch ihn zu Schaden kamen. Ein Diabetiker starb, dem Gröning eingeredet haben soll, er sei geheilt und solle die Insulinspritzen absetzen. Zum Verhängnis wurde Gröning der Tod einer 17-Jährigen, die an Tbc erkrankt war, und die er vom Besuch eines Arztes abgehalten haben soll. In zweiter Instanz wurde Gröning wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. Das Revisionsverfahren erlebte er nicht mehr. Der Wunderheiler starb 1959 an Magenkrebs.

Seine Anhänger werben bis heute für ihn. Der "Bruno-Gröning-Freundeskreis" lädt am Sonntag, 21. Mai, um 11 Uhr ins Veranstaltungsforum Fürstenfeld ein, wo eine fast fünfstündige Dokumentation gezeigt werden soll. Für Sonntag, 18. Juni, kündigte die Gruppe eine Aufführung im Sozialzentrum Estinger Treff an. Beides sind öffentliche Einrichtungen.

Die Leitung des Veranstaltungsforums teilte mit, bei ihnen könne jeder auftreten, nur nicht "extreme Gruppierungen und Parteien sowie Gruppierungen, die unzweifelhaft Sekten sind". Scientology etwa bekäme keine Räume. Man schätze diese Thematik jedoch als zwar "befremdlich" aber "unkritisch" ein. Bei dem Freundeskreis handele es sich um einen regionalen Verein, der Vortrag werde lediglich in kleinem Kreis stattfinden, es würden offensichtlich keine kommerziellen Interessen verfolgt, weil der Eintritt frei sei. Vergleichbare Veranstaltungen fänden in zahlreichen deutschen Veranstaltungshäusern statt, auch in öffentlichen Einrichtungen. "Alles in allem schätzen wir das Phänomen Bruno Gröning als unschädlichen Aberglauben ein", teilte Pressesprecherin Marita Kuhn der SZ mit.

Im Olchinger Rathaus war die Veranstaltung nicht bekannt. "Wir haben dem Freundeskreis keine Räume überlassen", versicherte Jürgen Koller, der geschäftsleitende Beamte. Er wollte aber nicht ausschließen, dass eine Einzelperson sich um die Räume bemüht hat. Man werde den Fall überprüfen, versprach Koller.

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