Fürstenfeldbruck:Wenn die Erinnerung verblasst

Theater Demenz

Schritt für Schritt müssen Mutter und Tochter lernen mit der Krankheit und immer neu miteinander umzugehen. Dabei entdeckten Christine Reitmeier (links) und Liza Riemann alte Geheimnisse, während der Abschied immer näher rückt.

(Foto: Veranstalter)

Ein berührendes Theaterstück will die Besucher für das Thema Demenz sensibilisieren. Anhand einer Mutter-Tochter-Geschichte zeigt die Inszenierung alle Höhen und Tiefen des Krankheitsverlaufs

Von Viktoria Lack, Fürstenfeldbruck

"Ich erinnere mich noch genau", sagt die Mutter zur Tochter. Doch das wird sich bald ändern, denn Martha ist an Demenz erkrankt. Die Krankheit wird nicht nur sie selbst, sondern auch die Beziehung zu ihrer Tochter Hannah auf eine harte Probe stellen. Mutter und Tochter, gespielt von Christine Reitmeier und Liza Riemann, sind die Hauptpersonen des Zwei-Personen-Theaterstücks zum Thema Demenz "Ich erinnere mich genau", das am Freitag, 24.November, in der Stadtbibliothek Aumühle aufgeführt wird.

Das Brucker Forum, das sich seit 2016 verstärkt des Themas Demenz im Bereich der Erwachsenenbildung annimmt, hat das Theaterstück in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Helfern für drei Termine in den Landkreis gebracht. Unterstützung erhielt das Brucker Forum vom Lib-Mehrgenerationenhaus und der ökumenischen Nachbarschaftshilfe. "Wir sind immer auf der Suche nach Möglichkeiten, das Thema Demenz mit einem gewissen Unterhaltungswert den Menschen im Landkreis näher zu bringen", erklärt Annette Koller, Fachreferentin für Seniorenbildung beim Brucker Forum. Demenz sei ein Thema, dass viele Menschen bewege, aber die meisten hätten trotzdem Schwierigkeiten, normal und offen mit der Krankheit umzugehen, weiß Koller. "Es täte der Gesellschaft gut, sich intensiver mit Demenz zu beschäftigen - vor allem auch jüngeren Menschen", so die Fachreferentin.

Im Anschluss an die Theateraufführung in der Aumühle wird Koller gemeinsam mit Sandra Koch vom Mehrgenerationenhaus ein Publikumsgespräch zum Thema moderieren. Das Stück transportiere unheimlich viel Emotion, die im Anschluss mit den Zuschauern und den Schauspielern diskutiert werden soll, erklärt sie. Die Darstellerinnen Reitmeier und Riemann standen bereits mehrmals gemeinsam auf der Bühne, unter anderem in "Oskar und die Dame in Rosa" am Theater an der Rott in Eggenfelden. Die freie Theaterproduktion, die 2013 in Zusammenarbeit der Schauspielerinnen mit dem Autor Brian Lausund und unter der Regie von Sebastian Goller entstanden ist, war bereits auf verschiedensten Bühnen in Bayern zu sehen.

Erzählt wird die Geschichte von Mutter und Tochter, die versuchen mit der Erkrankung der Mutter umzugehen. Dabei erleben die beiden die ersten Anzeichen der Krankheit auf humorvolle Weise, lüften alte Geheimnisse der Mutter, die sie gemeinsam verarbeiten und kommen dabei mit den Abgründen der Demenzerkrankung in Berührung - bis es Zeit für den Abschied wird.

"Man kann im Stück beobachten, wie sich nicht nur die Mutter, sondern auch die Tochter verändert. Dadurch werden wichtige Aspekte der Krankheit, wie beispielsweise Berührungsängste innerhalb einer Familie, thematisiert", erklärt Fachreferentin Koller. Man müsse Demenzkranke genauso integrieren wie Menschen mit Behinderung, denn die Krankheit selbst sei keine Gefahr - die Öffentlichkeit müsse nur normal mit den Erkrankten umgehen, so Koller. Ohne Inklusion könnten nicht nur die Erkrankten, sondern auch die Angehörigen schnell in eine gesellschaftliche Isolation rutschen. Um diese zu vermeiden, bietet die ökumenische Nachbarschaftshilfe am Theaterabend außerdem eine qualifizierte Betreuung für Menschen mit Demenz im Café-Bereich der Aumühle an. So wollen die Veranstalter eine Möglichkeit für Angehörige schaffen, die das Theater gemeinsam mit einem Erkrankten besuchen möchten.

Zwei weitere Aufführungen des Theaterstücks sind im kommenden März und April in Mammendorf und Puchheim geplant. Gefördert werden die beiden Veranstaltungen dabei wieder vom Brucker Forum, während die komplette Organisation vor Ort ausschließlich von den ehrenamtlichen Helfern aus Mammendorf, Althegnenberg und Puchheim übernommen wurde.

Theaterstück zum Thema Demenz "Ich erinnere mich genau" am Freitag, 24. November, von 19.30 Uhr an in der Stadtbibliothek Aumühle (Bullachstraße 26). Eintritt zehn Euro, Anmeldung und Reservierung unter 08141/3630910.

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