Fürstenfeldbruck:Weihnachtsfriede in der Jugendhilfe

Die Jugendhilfe soll günstiger werden. Landrat Karmasin verzichtet auf Kündigung der Verträge mit den freien Trägern - die wollen dafür selbst nach Einsparmöglichkeiten suchen.

S. Salger

Es ist so etwas wie ein Weihnachtsfrieden nach einer turbulenten Adventszeit: Die Verträge mit den freien Trägern der Jugendhilfe werden nun doch nicht gekündigt. Landrat Thomas Karmasin hat am Montag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit deren Vertretern bekannt gegeben, auf dieses Druckmittel zu verzichten. Als Gegenleistung werden die Verbände, darunter Kreisjugendring, Arbeiterwohlfahrt, Caritas und Diakonie, versuchen, selbst Einsparmöglichkeiten aufzuzeigen. Diese sollen möglichst bereits im kommenden Jahr greifen und dem Landkreis einen Teil der 2010 aufgewendeten rund zwei Millionen Euro sparen helfen.

Bruck / München: Landkreispolitiker beim CSU-Parteitag

Landrat Thomas Karmasin will die Jugendhilfekosten senken.

(Foto: Johannes Simon)

Hätte der Landkreis zum Jahresende gekündigt, dann hätte er die mindestens einjährige Kündigungsfrist abwarten müssen. Erst dann hätte er sparen können-indem er weniger "Leistungen" einkauft oder dafür weniger bezahlt. Unter den Trägern herrscht große Erleichterung über die Lösung, die sich bereits nach der ergebnislos verlaufenen jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Donnerstag abgezeichnet hatte. Weil die Ladungsfrist nicht eingehalten worden war, hatte Markus Rainer (Grüne) die Absetzung des Punktes von der Tagesordnung durchgesetzt. Etwa zwei Stunden hatte sich Karmasin daraufhin spontan mit den zahlreich erschienenen Vertretern der Träger an einen Tisch gesetzt. "Ich habe mich auch selber verstanden gefühlt", sagte Karmasin am Montag. Er habe Befürchtungen zerstreuen können, der Landkreis wolle "mir nichts, dir nichts ins Blaue hinein kürzen". Dass die Träger sich bereit erklären, selbst Vorschläge auszuarbeiten und damit bereits für 2011 "ein Zeichen zu setzen", sei sehr positiv. Karmasin kündigte an, sich aus den Gesprächen auf fachlicher Ebene weitgehend herauszuhalten, regte aber ein Treffen mit den Trägern ein- oder zweimal im Jahr an, um direkt miteinander ins Gespräch zu kommen. Was passiert, wenn die Träger dem Kreis nicht weit genug entgegenkommen, ließ der Landrat offen. Für die Gespräche gebe es keine "Deadline".

Die Caritas-Kreisvorsitzende Claudia Ramminger begrüßte, dass nun wieder Rechtssicherheit herrsche und Mitarbeitern die Angst vor Kündigungen genommen wird. Wichtig sei es, dass die Träger als Partner ernst genommen werden und auf gleicher Augenhöhe verhandeln können. Gleichwohl warnt sie davor, bewährte Strukturen zu zerstören. In der Jugendhilfe könne nicht so vorgegangen werden, wie dies möglicherweise mit öffentlichem Nahverkehr oder bei der Müllabfuhr möglich ist. Uwe Reebs von der Diakonie wies darauf hin, dass die Träger in den zurückliegenden Jahren bereits geblutet hätten-viele Stundensätze seien seit 2003 nicht mehr angehoben werden. Spielräume sieht denn auch Claudia Ramminger nur sehr begrenzt: So könnte beispielsweise in der Elternarbeit versucht werden, Einzel- zugunsten von Gruppenberatungen zu reduzieren.

Die Träger hoffen, dass sich die Lage nach dem schwierigen Haushaltsjahr 2011 wieder entspannt. Karmasin dämpfte solche Hoffnungen: "Wir müssen uns fragen, welche Standards wir haben müssen." Man werde nicht an einer gesamtgesellschaftlichen Diskussion über die Jugendhilfe vorbeikommen. (Kommentar)

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