Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Weihnachtseinkäufe unter Pandemiebedingungen

Einige Kunden haben bereits im November ihre Geschenke besorgt, andere kommen wegen der hohen Inzidenzen aktuell gar nicht

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Das Weihnachtsgeschäft für den Einzelhandel steht ganz unter dem Eindruck der vierten Pandemie-Welle. Offenbar halten sich viele Kunden zurück, andere haben aus Angst vor einem neuen Lockdown schon Mitte November eingekauft, berichten manche Händler. "Bei mir war tote Hose", sagt Juliane Egert aus ihrem Stoffladen in der Augsburger Straße im Zentrum Brucks über den ersten Adventssamstag. Die Leute seien verunsichert und hätten Angst aus dem Haus zu gehen. Sie fürchtet entweder einen dritten Lockdown, den sie nicht überstehen könnte, oder dass die Schulen wieder geschlossen werden und die Kinder zu Hause bleiben. "Wie soll ich das als selbständige Mama im Einzelhandel machen?", fragt Egert, die die Aktion Lokalhelden initiiert hat und sich in der Stadtmarketing-Gruppe engagiert. Schuld an der Misere seien die Politiker, die hätten es "vergeigt", rügt Egert.

Schräg gegenüber hat Annette Lastner unlängst erst einen Konzeptladen eröffnet, den "Siebenstern", der mit ausgewählten Produkten aus verschiedenen Sparten aufwartet. Nach der Eröffnung seien viele Freunde und Bekannte gekommen, jetzt habe es nachgelassen. Aber ein neues Geschäft müsse erst einmal eine Stammkundschaft zu gewinnen. Deswegen ist Lastner ganz zufrieden.

Richtig gut scheint es in der Goldschmiede Atrium in der Schöngeisinger Straße zu laufen. "Jeden Augenblick kommt jemand, gerade auch weil die Weihnachtsmärkte ausfallen", erzählt Margot Delcarpio. Für das Familienunternehmen Kreutzkrippen hat der Ausfall der Märkte ambivalente Effekte. Auf Einnahmen vom Münchner Christkindlmarkt und anderen Veranstaltungen muss man verzichten, aber dafür läuft der Verkauf im Geschäft in Gröbenzell gut. "Ich kann mich nicht beklagen", sagt Michael Jaumann, der Inhaber der Holzbildhauerei. Besonders gefragt seien Krippenfiguren und kleine Geschenke wie Holzsterne und Engel zur Dekoration.

In der Brucker Destille in der Pucherstraße erzählt Florian Namisla, dass die Kunden mit den Weihnachtseinkäufen früher begonnen hätten und sich jetzt etwas zurückhielten, vermutlich wegen der Pandemie. Eine ähnliche Beobachtung macht Nicola Bräunling in ihrer Buchhandlung im Zentrum von Puchheim. Aus Angst vor einem Lockdown, aber auch wegen der Berichte über Lieferengpässe etwa bei Papier, hätten manche Kunden schon Mitte November mit den Einkäufen begonnen. Besonders gefragt seien Krimis und "Wohlfühlliteratur", aber auch Schmöker wie die historischen Romane von Ken Follett.

Ihre Kollegin Katrin Schmidt von der Buchhandlung Lesezeichen in Germering vermisst die Weihnachtsstimmung. "Sonst kommen schon mehr Leute mit Wunschzetteln", berichtet sie. Viele Kunden seien wie schon im Vorjahr bereits im November gekommen, weil sie mit einem Lockdown rechnen. Was ausfällt, sei die Nachfrage nach spontanen Geschenken etwa für private Feiern oder Wichteln im Büro. Ein Plus sei der Onlineshop, in dem die Kunden Bücher bestellen und dann direkt im Buchladen abholen können. Insgesamt sei das Niveau der Verkäufe jedoch gut und entspreche etwa dem Niveau von 2019 vor der Pandemie.

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Quelle:
SZ vom 03.12.2021
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