Süddeutsche Zeitung

Mitten in Fürstenfeldbruck:D'rothagnan und die Brucker Avengers

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Ein bemaltes Plakat des Freie-Wähler-Kandidaten eröffnet das Rennen um den coolsten Superhelden der Kreisstadt

Kolumne von Florian J. Haamann

Wahlkampfzeit ist Vandalismuszeit. Die Plakate können gar nicht so schnell aufgehängt werden, wie sich jemand findet, der das Porträt des oder der Abgebildeten mit Schnurrbart und Teufelshörnern "verschönert" oder um einen mal mehr, mal weniger dummen Spruch ergänzt. Dass der Grat zwischen Vandalismus und Kunst aber immer auch im Auge des Betroffenen liegt und ein entspannter Umgang mit Schmierereien harmloserer Art sogar höchst sympathisch wirken kann, macht aktuell Markus Droth vor, der Brucker OB-Kandidat der Freien Wähler.

Strategisch klug hat er eines seiner Plakate an der Kreuzung Stockmeierweg/Hans-Sachs-Straße aufgehängt, so dass auf dem Weg von der S-Bahn in die Stadt kein Weg an ihm vorbeiführt. So prominent platziert, ist das Plakat aber direkt Opfer einer Guerilla-Umgestaltung geworden. Nun empfängt Droth die Pendler mit sauber gezwirbeltem Oberlippenbart und einem dünnen Streifen über dem Kinn. So weit, so häufig gesehen. Was allerdings überrascht, ist der Spruch, der ebenfalls auf dem Plakat prangt.

Denn es ist weder eine politische Botschaft, noch eine Beleidigung oder ein Kalenderspruch. Vielmehr ist dort zu lesen "Lieber Künstler, der Bart gefällt mir besser. 'Einer für alle,....!' Gruß Markus". Der Betroffene selbst, so hat es den Anschein, hat also durchaus Gefallen an der Umgestaltung gefunden.

Mehr noch, er scheint dadurch inspiriert. Wer will schon Oberbürgermeister einer Kreisstadt sein, wenn er - quasi per Federstrich - in den Olymp der sagenumwobenen Musketiere aufsteigen kann. Markus, der fünfte Musketier, Seit' an Seit' mit Athos, Porthos, Aramis und D'Artagnan. Der passende Name liegt ganz nahe: D'rothagnan! Und, seien wir ehrlich, "Einer für alle" klingt wesentlich besser als sein bisheriger Wahlkampfslogan "Zuhören - Entscheiden - Anpacken".

Kaum hat der Wahlkampf begonnen, hat Fürstenfeldbruck also schon seinen ersten Superhelden. Für die fünf Konkurrenten und Konkurrentinnen heißt es nun schleunigst nachzulegen. Denn Fürstenfeldbruck hat seine eigenen Avengers verdient: Iron Götz, Hawkeye-Heimerl, Captain Lohde und Ant-Alexa. Und weil alle Helden einen würdigen Gegenspieler brauchen, schickt Die Partei mit dem Jo(e)ker einen ins Rennen, der möglicherweise wieder die Amperbrücke sprengen und auch sonst ein wenig Anarchie verbreiten will.

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