Fürstenfeldbruck:Vorurteile überwunden

Kinder-Musical

Noch sind Zebras und Giraffen verfeindet, doch nach einem Löwenangriffen schaffen es die Erdmännchen zu vermitteln.

(Foto: Günther Reger)

Selbstbewusst führen 100 Kinder der Heinrich-Scherer-Musikschule ein Musical über eine besondere Freundschaft auf

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

"Wir wollen Freunde sein" oder auch "Wir wollen zusammen leben" - Das Anderssein akzeptieren, aufeinander zugehen, neugierig auf neue Begegnungen sein, so lautet die Botschaft des Musicals "Tuishi pamoja - eine Freundschaft in der Savanne", das von etwa hundert Kindern der Heinrich-Scherrer-Musikschule zwischen fünf und zwölf Jahren im großen Stadtsaal im Veranstaltungsforum Fürstenfeld aufgeführt wurde und etwa 500 Zuschauer begeisterte. Das unter der Gesamtleitung von Monika Stöhr einstudierte Musiktheater, "passt gut in die Zeit", befand eine der anwesenden Großmütter, denn manche Menschen würden Flüchtlinge wie Aussätzige behandeln. Tuishi pamoja" bedeutet in der Sprache der Swahili in Ostafrika so viel wie, "ohne Vorurteile den anderen respektieren". "Daran sollten wir uns halten", merkte ein Besucher an: "Ich glaube nicht, dass Trump das Musical kennt".

Die Aufregung vor der Aufführung war groß, denn die meisten Kinder betraten zum ersten Mal eine große Bühne, dies aber mit einem auffällig ausgeprägten Selbstbewusstsein und einer Spiel- und Tanzfreude, die von den Zuschauern, in der Mehrzahl Eltern, Großeltern und Verwandte der jungen Bühnengrößen, mit tosendem Applaus belohnt wurde.

Es wäre unfair, die Leistung einzelner Darsteller oder Debütanten besonders herauszustellen, doch dem "Erzähler" Lennart Eikemeier, der die parabelartige Freundschaftsgeschichte des langhalsigen Giraffenkinds Raffi und des selbstbewussten jungen Zebra Zea pointiert kommentierte, die Besucher aufforderte, die Handys auszuschalten, weil er sonst die Löwen von der Leine lasse, und am Schluss alle Beteiligten vorstellte, gebührt wegen seiner konzentrierten, deutlichen und lässigen Vorträge besonderes Lob. "Des wird a moi a Poilitiker, moan I", meinte scherzhaft ein Besucher.

Hervorzuheben ist auch - jedoch rollenbedingt - die schauspielerische Leistung der Erdmännchen, die sich aufgeregt wispernd, lispelnd und tippelnd, streitend und kümmernd letztlich erfolgreich darum bemühen, dass Giraffen und Zebras althergebrachte Abneigungen und Vorurteile ablegen und sich künftig freundschaftlich begegnen, ganz nach dem Versöhnungsspruch der Erdmännchen: "Man kann doch Freund sein und trotzdem bei seiner Herde bleiben". Das Musical spielt in der afrikanischen Steppe, die das Bühnenbild von Angela Winckhler gekonnt mit Solitärbäumen und einem Felsen nachzeichnete. Etwa je 30 Zebras und Giraffen, sechs Erdmännchen und sieben Löwen (tolle Kostüme von Magdalena Süß) eröffneten das Musical mit einem Lied über die Freundschaft.

Dann zeigte sich schnell, dass es mit der Gemeinsamkeit in der Savanne nicht weit her ist, weil die gepunkteten Giraffen mit den gestreiften Zebras nichts zu tun haben wollen und ihre eigne Herde für das einzig sichere Umfeld halten. Nur das Zebrakind Zea und die kleine Giraffe Raffi sehen das etwas anders. Durch den Angriff hungriger Löwen werden die zwei von ihren Herden getrennt und sind nun gemeinsam in der weiten und gefährlichen Steppe auf sich allein gestellt. Während sich die restlichen Giraffen und Zebras noch streiten, haben Raffi und Zea unter gewiefter Mitwirkung der Erdmännchen schon längst zueinander gefunden, gemeinsam den Gefahren der Steppe getrotzt und sich auf den Heimweg begeben. In der Zwischenzeit mahnen die Erdhörnchen, dass der Streit den anderen wohl wichtiger scheine, als das Wohl der vermissten Kinder.

Diese Scharfsinnigkeit schafft Erkenntnis und die Zebras vertragen sich mit den Giraffen. Nachdem Raffi und Zea wieder bei ihren Herden sind, singen alle Tiere gemeinsam das Lied "Wir wollen Freunde sein - ganz egal wie bunt du bist". Nach Ansicht eines Vaters, konnte man in der Aufführung "den moralischen Zeigefinger ganz klar sehen". Dennoch hat es sicher nicht nur die den jungen Besucher fasziniert.

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