Fürstenfeldbruck:Vorbereitung auf Kinderimpfung

Das Gesundheitsamt hat bereits ausreichend Dosen für Fünf- bis Zwölfjährige geordert. Liegt die Zulassung der Stiko vor, könnte noch vor Weihnachten mit den Immunisierungen begonnen werden

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Jahreschronik 2021

Im Ausland wie hier in den USA werden Kinder zwischen fünf und elf Jahren schon gegen das Coronavirus geimpft.

(Foto: Paul Vernon/dpa)

Eine immense Nachfrage gibt es im Landkreis zurzeit nach der dritten Auffrischungsimpfung, unter dem Eindruck der stark gestiegenen Infektionszahlen und der zunehmenden Einschränkungen im Alltag in etwas geringerem Umfang auch nach Erstimpfungen. Seit es erste Berichte über die baldige Immunisierung von fünf- bis zwölfjährigen Kindern gibt, stehen in Impfzentrum und Gesundheitsamt die Telefone nicht mehr still. Die Einrichtungen des Landkreises haben zwar bereits Vakzin in großem Umfang bestellt. Aber es wird wohl noch mehr als zwei Wochen dauern, bis dieses lieferbar ist. Vor allem warten Mediziner und Eltern auf eine Freigabe durch die Ständige Impfkommission (Stiko).

Matthias Skrzypczak, der medizinische Leiter des Impfzentrums, dessen Kapazität derzeit kontinuierlich hochgefahren wird, bestätigte dies am Mittwoch. Er spricht von einem "gewaltigen Interesse" und erzählt von Müttern und Vätern, die von weit herkommen und offenbar alle Impfzentren in der Münchner Region abklappern. So standen vor ein paar Tagen sichtlich verzweifelte Eltern mit ihren drei kleinen Kindern vor dem umfunktionierten Aldi-Gebäude im Westen der Kreisstadt und wollten wissen, ob diese immunisiert werden könnten. Kurz nach Mitternacht waren sie in Münster aufgebrochen. Das deutet nach Skrzypczaks Worten auf den "großen Druck" hin, der auf den Familien lastet. Denn Kinder ab zwölf Jahren können sich zwar seit Juli ohne Probleme impfen lassen, nicht aber die jüngeren Geschwister. Im Gegensatz zu anderen Impfzentren lehnt jenes in Fürstenfeldbruck dies seit der offiziellen Eröffnung im Januar nicht kategorisch ab, legt die Latte aber sehr hoch. Zum Zug kommen nur Buben und Mädchen mit schweren Vorerkrankungen, Herzfehlern oder gravierenden Schädigungen an Organen. Kriterien sind auch überstandene Transplantationen oder laut Gesundheitsamt "spezielle Kontaktsituationen". Dies wird überprüft, und Eltern werden sehr detailliert über Nutzen, aber eben auch Risiken aufgeklärt. Bis zu acht Kinderärztinnen und -ärzte sowie entsprechend geschulte Arzthelferinnen zählen mittlerweile zum Team. Beide Elternteile müssen einer Impfung nach Einzelfallprüfung zustimmen - auf eigenes Risiko und unter Verzicht auf eine Haftung des Staates, wie sie im Fall einer Stiko-Empfehlung gewährleistet ist. Etwa 17 000 Kinder im Landkreis zählen einer Sprecherin des Landratsamts zu dieser Altersgruppe und damit etwas mehr als der Gruppe der Zwölf- bis 17-Jährigen.

Corona-Lage im Landkreis

Aktuell (Vgl. Vortag)

Infizierte gesamt: 16 195 (+ 188)

Sieben-Tage-Inzidenz*: 449,4 (440,7)

Tote mit Covid-Befund: 179 ( + 1)

Klinik/beatmet: 29/5 ( 28/6)

Menschen mit 1. Impfung: 132 651 ( + 185)

Menschen mit 2. Impfung: 133 853 (+ 136)

Menschen mit 3. Impfung: 27 659 (+ 1699)

Impfquote 2. Impfung: 61,1 (61,0)

Quelle: Landratsamt, *RKI, Impfungen Stand 30.11.

Die strengen Auflagen sind der Grund, warum in Fürstenfeldbruck in den ersten neun Monaten nur sehr wenige unter Zwölfjährige eine Spritze bekamen. Deren Zahl dürfte sich im hohen zweistelligen Bereich bewegen, genaue Statistiken gibt es nicht. Skrzypczak kann auch nicht mit Sicherheit ausschließen, dass niedergelassene Ärzte ebenfalls schon Kinder unter zwölf Jahren geimpft haben - er hält dies aber für eher unwahrscheinlich. Sobald der Impfstoff zugelassen ist, könnte es aber durchaus Kooperationen mit niedergelassenen Kinderärzten geben - die an einigen Tagen ins Impfzentrum kommen.

Die für Erwachsene vorgesehene Dosis wird bislang auf ein Drittel reduziert. Das ändert sich, sobald der vom Landkreis georderte reguläre Impfstoff für Fünf- bis Zwölfjährige geliefert wird, den Biontech/Pfizer produziert. Die bisherigen Erfahrungen zeigen laut Gesundheitsamt "eine problemlose Anwendung und äußerst gute Verträglichkeit des Impfstoffes auch bei kleineren Kindern". Studien gibt es beispielsweise in den USA, wo seit Anfang November bereits mehr als zwei Millionen Kinder unter Zwölf geimpft worden sein sollen. Das Impfzentrum erwarte "eine hohe Wirksamkeit und Schutz der Kinder vor Covid-19", heißt es.

Eltern von Kindern unter zwölf Jahren, die frühzeitig einen Termin vereinbaren wollen, sollten unter www.impfzentren.bayern eine Registrierung vornehmen und sich dann bei der Hotline des Fürstenfeldbrucker Impfzentrums unter Telefon 08141/519-7100 melden.

75-jährige Frau stirbt

Die Pandemie hat im Landkreis ein weiteres Todesopfer mit Covid-Befund gefordert: eine 75 Jahre alte Frau. Das Gesundheitsamt meldete am Mittwoch vier mutmaßliche Impfdurchbrüche, die "symptomatisch" verlaufen. Davon ist eine Person coronabedingt stationär behandlungsbedürftig. Im Vergleich zu den 188 gemeldeten neuen Infektionsfällen ist diese Zahl gering und eher ein Beleg, dass Impfen zwar nicht gänzlich vor einer Weiterverbreitung und Ansteckung schützt, wohl aber vor schweren Krankheitsverläufen. Auf zusätzliche Quarantänemaßnahmen für ganze Schulklassen (mindestens je zwei Infektionen) konnte verzichtet werden. Neun Schulen sind von einem neuen Corona-Fall betroffen, bei einer der Schulen gibt es jeweils einen Fall in zwei verschiedenen Klassen. In einer Kita wurden drei Mitarbeiterinnen positiv getestet. Zum Vergleich die RKI-Werte für die Nachbarlandkreise: Fürstenfeldbruck 449,4; München 386,9; Starnberg 471,7; Dachau 490,6; Aichach-Friedberg 591,0; Landsberg 596,6; .slg

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: