Fürstenfeldbruck:Volles Haus

Nach den Vorfällen der vergangenen beiden Jahre verläuft das dreitägige Altstadtfest heuer ruhig. Bis zu 40 000 Besucher genießen Konzerte, Vorführungen und eine abwechslungsreiche Gastronomie

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Haribo-Herbert lässt seinen Blick über die Hauptstraße schweifen. Er überlegt, wie sich das Brucker Altstadtfest in den vergangenen Jahren verändert hat, und kommt zum Schluss: "Nur positiv." Der Süßwarenverkäufer muss es wissen, immerhin ist er seit über vierzig Jahren auf Volks- und Stadtfesten präsent. Und dabei ist ihm vor allem eines aufgefallen: In Bruck ist das Angebot besonders vielfältig. "Wenn ich mir andere Stadtfeste so anschaue, sind das Rentnerkonzerte", sagt der Mann, der seinen bürgerlichen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. In Bruck wird mehr geboten, meint er. Und das Fest sei immer gut besucht. "Wer hier nicht auf seinen Nenner kommt, ist selbst schuld." Offenbar ist auch die Organisation und Anmeldung unkompliziert, denn nach einem stummen Augenblick schiebt Haribo-Herbert noch hinterher: "Die Jungs vom Amt sind auch gut drauf."

Altstadtfest

Party am Marktplatz: Am frühen Samstagabend heizt die Band "Saustoi" den Besuchern ein.

(Foto: Günther Reger)

Mindestens so gut drauf sind offensichtlich auch die "Mädels vom Amt". Am städtischen Infostand sitzen Sophie Trnka und Michaela Landmann. "Man merkt, die Leute wollen raus und feiern", sagt Trnka. Das Wetter sei bis auf kurze Phasen am Sonntag sehr gut gewesen und schätzungsweise waren in diesem Jahr wieder zwischen 30 000 und 40 000 Besucher auf dem Altstadtfest. Glücklicherweise sei das Fest heuer ruhig verlaufen. Denn im vergangenen Jahr wurde die Veranstaltung vom Amoklauf in München überschattet und ein Jahr zuvor war es auf einer der Bühnen zu einem schweren Unfall gekommen. Ein Musiker erlitt nach einem Konzert einen schweren Stromschlag, musste reanimiert und ins Klinikum gebracht werden. "Dieses Mal gab es keine Zwischenfälle", sagt Trnka. "Da können wir uns als Veranstalter nicht beklagen."

Altstadtfest

Heuer sorgt auch tagsüber patrouillierende Polizei für Sicherheit.

(Foto: Günther Reger)

Neu auf dem Brucker Altstadtfest sind heuer die vielen Foodtrucks. Von Burger bis hin zu Bagels haben die bunten Gastro-Mobile ziemlich alles im Angebot, was das kulinarikaffine Herz begehrt. "Man merkt den Trend schon", bestätigt Trnka. "Was uns besonders freut, ist, dass viele aus der Region kommen", sagt sie. Auch Leonie Schöller und Elisa Schmitt, die als Besucherinnen durch die Altstadt schlendern, sind die Foodtrucks in diesem Jahr besonders aufgefallen. Schmitt erinnert an das nicht lange zurückliegende und extrem gut besuchte Foodtruck-Festival. Das Konzept scheint auch im Landkreis einen Nerv getroffen zu haben. Die beiden Freundinnen haben fast nur Positives über das Fest zu sagen. Einzig die Taschenkontrollen hätten sie als unnötig empfunden. "An sich ist das nicht schlecht, aber ich finde es unsinnig", sagt Leonie Schmitt. Dass sich so ein gezielter Angriff wirklich verhindern lässt, bezweifelt sie.

Altstadtfest

Die Brucker feiern friedlich, tummeln sich zwischen den Ständen und halten Ausschau nach dem perfekten Lebkuchenherz.

(Foto: Günther Reger)

Wenige Meter weiter am Leonhardsplatz wartet Claudia Winter auf ihre Tochter Charlotte. Die lässt sich gerade das Gesicht mit pinken Glitzerblümchen verzieren und ist von ihrem Spiegelbild begeistert. Claudia Winter lobt am Fest vor allem das abwechslungsreiche Bühnenprogramm. Pflichttermine sind für die junge Mutter jedes Jahr auch das Kinderschminken, der Besuch beim Clown und die Taekwondo-Aufführung ihrer Töchter.

Auch die meisten Gastronomen und Verkäufer zeigen sich am Sonntag zufrieden. Francesca Nabucco vom gleichnamigen Restaurant findet sogar, es sei besser besucht gewesen als in den Vorjahren, vor allem von jungen Leuten. Sari Siegl von der Brucker Trendsportfirma Almighty Boards meint, dass vor allem am Samstag der aufgebaute Parcours mit Slacklines, Slackdecks und Balance Boards gut angenommen wurde - bevorzugt von Kindern. Christopher Pink, der das Game Asylum betreibt, öffnet seinen Laden täglich während des Fests. Dass er die Möglichkeit dazu hat, freut ihn, wenn es auch mehr Stress bedeutet. "Aber als Selbständiger muss man das mitnehmen", findet er. Abends ist auch am Stand des Greasy Spoon Grill & BBQ am meisten los. Das bestätigt Alex Schröcker, der findet: "Es ist viel zu früh Schluss. Wenn es richtig losgeht, ist es schon vorbei."

Vor der Veranstaltungsbühne am Marktplatz wippen Bernd und Elke Pulfer im Takt von Frank Sinatras "My Way". "Wunderschön", finden sie. Bernd Pulfer kommt als gebürtiger Brucker jedes Jahr. Die beiden "weit über 70-Jährigen" freuen sich besonders, dass das Stadtfest auch von den Jungen so gut angenommen wird. Obwohl sie meist schon heimgehen, wenn die Kinder und Enkelkinder erst losziehen. Aber geboten ist in Bruck für jeden etwas, da sind sie sich einig.

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