Fürstenfeldbruck:Voll im Trend

Trendsportart

Viele Jugendliche wollen vor allem Spaß bei ihrem Sport. Spiele und Turniere interessieren sie immer weniger.

(Foto: Privat)

Mehrere Sportvereine im Landkreis reagieren mit einem erweiterten Angebot auf die neuen Bedürfnisse junger Menschen. Statt für klassische Wettkampfspiele wie Fußball oder Handball interessieren diese sich für neue Disziplinen wie Parkour oder Slacklining

Von Julia Kiemer, Fürstenfeldbruck

Vor einigen Jahren waren es noch Skateboard fahren, Snowboarden, Aerobic, Breakdance und Inlineskaten - die Trendsportarten schlechthin. Anfangs kannte sie niemand, plötzlich waren sie überall beliebt und fanden immer mehr Anhänger. Einige mutige Vereine haben sich damals an die unerforschten Sportarten heran gewagt und diese in ihr Angebot aufgenommen. Der Mut wurde belohnt, denn die genannten Trends sind geblieben. Aus ihnen sind sogar etablierte Sportarten geworden. Parkour ist eine der Sportarten, die derzeit als trendig gelten. Aber auch Stand-Up-Paddling, Slacklining oder Floorball sind "in". Im Landkreis zeigen sich die Sportvereine begeistert und offen gegenüber den neuen Sportarten. Die meisten davon bieten sie schon an und haben damit teilweise auch eine neue Zielgruppe erreicht.

Der Vorreiter in Sachen "Trendsportarten" ist wohl der TuS Fürstenfeldbruck. In der Abteilung Free Arts, die von Dominik Schmoll vor fünf Jahren ins Leben gerufen wurde, kann man Slacklining, Parkour und Free Running, Tricking und Almighty Boards trainieren. Man wolle es als Alternative zu herkömmlichen Sportarten anbieten und somit vor allem Jugendliche ansprechen, so Schmoll. Das sei auch das Ziel des SV Esting, seit September 2014 werde "Parkour", eine Form des Hindernislaufs, angeboten, so Hermann Glas, Geschäftsführer des Estinger Sportvereins. Man sei sehr offen für neue Sportarten und wolle vor allem Jugendliche und Kinder ansprechen, die Sport als Freude an der Bewegung und nicht als Wettkampf betreiben wollen. Slacklining habe man ebenfalls im Angebot gehabt, in Moment gebe es dafür aber keine festen Kurse mehr. Auch die Sportler vom TSV Unterpfaffenhofen-Germering haben die Trendsportarten für sich entdeckt. Dort kann man seit einem Jahr Parkour betreiben. Zusätzlich biete der TSV auch andere trendige Sportarten wie Piloxing, eine Mischung aus Tanzen, Boxen und Pilates, an, so Irmi Gmeinwieser, Abteilungsleiterin der Sparte Turnen. Nicht nur Parkour, sondern auch Floorball, eine Art von Hallenhockey, kann man bei den Sportfreunden Puchheim betreiben. Mit den Trendsporten wolle man etwas anbieten, was nicht jeder habe, und so möglichst viele Kinder und Jugendliche in den Verein holen, so Nadine Nitschke. Beim SC Gröbenzell kann man Parkour-Bogenschießen oder Slacklining trainieren. Reines Parkour gebe es nicht, dafür fehlten die Räumlichkeiten. Die Hallenkapazität sei derzeit ausgeschöpft, so Thomas Baumüller, erster Vorstand des Gröbenzeller Vereins. Slacklining sei aber dafür schon seit längerem ein integrativer Bestandteil bei den Turn- und Leichtathletikgruppen. Auch Bouldern, eine Art des Kletterns, kann man seit einem halben Jahr in Gröbenzell. Für Trendsporten sei man immer offen. "Wenn wir die Chance haben, eine neue Sportart zu etablieren, dann machen wir das auch", so Baumüller. Man müsse sich dem Thema einfach stellen, um die Jugendlichen im Verein zu halten.

Über fehlendes Interesse können sich die Vereine nicht beschweren. Beim TUS Fürstenfeldbruck zählt die Abteilung mittlerweile 100 Mitglieder, jede Altersklasse trainiert zwei bis dreimal pro Woche. Die neue Sportart "Parkour" sei auch beim SV Esting super angekommen, erzählt Glas. Anfangs seien nur einige Jugendliche da gewesen, aber das habe sich schnell geändert. "Es hat sich in der Altersgruppe schnell verbreitet, dass da etwas neues angeboten wird", so Glas. Zehn bis fünfzehn Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahre treffen sich nun regelmäßig in der Halle und trainieren Salti, Sprünge über Hindernisse und Co. Die Begeisterung für die Trendsportart können auch Irmi Gmeinwieser und Nadine Nitschke bestätigen. In Germering sei der Kurs regelrecht explodiert, man habe das Interesse aus Platzgründen fast bremsen müssen, so Gmeinwieser. Zweimal in der Woche trainieren die zwanzig Jugendlichen nun in der Halle des TSV. In Puchheim habe man seit zwei Jahren eine stabile Anzahl von zehn Teilnehmern im Jugendalter, so Nitschke. Auch Floorball erfahre großen Zuspruch.

Die Trendsportarten kommen an, das hat auch Thomas Baumüller vom SC Gröbenzell bemerkt. Etwa 30 bis 40 Mitglieder habe er so neu gewinnen können. Das liegt seiner Meinung nach an der veränderten Einstellung der Jugendlichen. Diese würden nicht mehr regelmäßig Zeit in normale Sportarten wie Handball oder Fußball investieren. "Sie wollen Spaß haben und Sport machen, am besten in der Gruppe und draußen". Bloß nicht an starre Regeln halten müssen, meint er. Beim Parkour sollen Grenzen ausgetestet werden und der Erfolg ließe auch nicht so lang auf sich warten, wie es bei anderen Sportarten der Fall sei. Schmoll stimmt dem zu: " Auf Autorität oder feste Trainingszeiten haben die Jugendlichen in dem Alter einfach keine Lust mehr. Dafür interessieren sie sich stark für Alternativen." Deswegen seien die Trendsportarten besonders bei Jugendlichen beliebt. Nadine Nitschke fügt hinzu, dass der dabei Spaß im Mittelpunkt stehe, nicht der Wettkampf, das sei ausschlaggebend für den Erfolg etwa von Parkour. Dieser Meinung ist auch Hermann Glas. Der SV Esting habe mit dem Anbieten der Trendsportart viele ehemalige Leistungsturner aufgefangen, die sich weiterhin bewegten wollten, aber eben ohne den ständigen Leistungsgedanken.

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