Fürstenfeldbruck:Vielerlei Talent

Montessori-Schüler präsentieren ihre Abschlussarbeiten

Von Sabrina Küspert, Fürstenfeldbruck

Die Restauration eines Motorrads, ein eigenes Theaterstück, einen Schminktisch bauen, sich selbst ein neues Dirndl nähen. Solche Projekte entstehen, wenn 14-Jährige ihre Hobbys in einer Schularbeit einbringen dürfen. "Es ist für die Schüler einfach sehr wertvoll, in ihren Abschlussarbeiten vom rein Schulischen wegzukommen und ihre Interessen ausleben zu können", erklärt Anke Bille, Vorstand der Montessori-Schule Günzlhofen. Vor kurzem wurden die Arbeiten der Achtklässler dann vor 250 Anwesenden im Kleinen Saal des Veranstaltungsforums Fürstenfeld präsentiert.

Montessorischule

Die Montessori-Schüler Fabio Amberger und Moritz Aldini präsentieren restaurierte Motorräder.

(Foto: Günther Reger)

Bevor die 30 Schüler nämlich am Ende der zehnten Klasse den anerkannten mittleren Schulabschluss erwerben, arbeiteten sie in den vergangenen Monaten auf den internen "Montessori-Abschluss" hin. Dazu erstellte jeder Jugendliche eine Arbeit, die einen theoretischen und einen praktischen Teil umfasst. "Es ist einfach erstaunlich, was diese jungen Leute geleistet haben", meint Marlies Eller, eine der sechs Juroren, die die Arbeiten bewerteten. Da sie Schneidermeisterin ist, beurteilt sie die drei Design- und Kostümarbeiten. Besonders gut gelungen sei die Kollektion "Alice im Wunderland". Nicht nur das rot-weiße Kleid, das vom Disney-Charakter der Herzkönigin inspiriert ist, sei mit viel Talent geschneidert. Auch die Mappe mit den Skizzen, Bildillustrationen und der geschichtlichen Entwicklung der Mode zeige, an welche Herausforderungen sich die Achtklässler schon wagen.

Montessorischule

Jeder nach seiner Neigung: Anabel Münzenmeier mit ihrer eigenen Sportbekleidung.

(Foto: Günther Reger)

Insgesamt sei aber wirklich jede einzelne Arbeit bemerkenswert, sind sich die Juroren einig. Man habe den Eindruck, dass es jedes Jahr aufs Neue eine Steigerung gebe. Dabei sollten Rückschläge aber keinesfalls verschwiegen werden. "Die Schüler schildern ja auch ihre Probleme und Hindernisse bei der Erstellung. Dadurch wirken die Arbeiten einfach so authentisch", erklärt Eller. Da hatte eine Schülerin zum Beispiel nicht die richtige Maschine zur Verarbeitung des Stoffs, das Einstudieren der Choreografie war doch schwieriger als gedacht und das restaurierte Motorrad ist beim dritten Versuch nicht mehr angesprungen.

Montessorischule

Sophia Fischer zeigt ihren Mosaiktisch.

(Foto: Günther Reger)

Diese Schwierigkeiten erzählten die Jugendlichen dann auch auf der Bühne dem Publikum. So präsentierte beispielsweise Tristan Hahn seine Arbeit, wie er - passend zu seinem Namen - einen Hahn schnitzte. Das eindrucksvolle Tier aus Holz wurde in einem Stück aus einem Baumstamm gefertigt, der nun den Sockel der insgesamt anderthalb Meter hohen Statue bildet. "Als ich dachte, ich wäre schon fertig mit allem, hat der Stamm plötzlich geschimmelt. Das war dann ein ziemlicher Rückschlag", erzählt Tristan. Doch abgeschliffen und mit Speziallack behandelt, ist das Kunstwerk jetzt fertig.

Viele der Abschlussarbeiten sind genau wie die Schnitzerei Handarbeit. So zimmerten Schüler auch einen Tisch mit Mosaikoberfläche, fertigten selbst Geräte für den Hundesport Agility oder bauten einen Hydraulikroboter mit Kamerahaltung. Aber auch künstlerische Arbeiten sind vertreten. Da wurde ein Tierfilm gedreht und mit der Kamera per Langzeitbelichtung Light Painting erzeugt.

Jedes Werk zeigt also das individuelle Talent des Schülers. Doch auch wenn der Großteil der Abschlussarbeiten von den 14-Jährigen allein erarbeitet wurde, hatte trotzdem jeder einen Mentor. Das konnten die Eltern, aber auch ein Handwerker, Artist oder Autor sein. Dieser gab Tipps und vermittelte den Jugendlichen sein fachliches Wissen. Und genau diese vielfältigen Ansprüche schätzt Bille von der Montessori-Schule so sehr an dieser Aufgabe. "Die Schüler erstellen eben nicht nur großartige und kreative Arbeiten. Sie lernen auch noch, sich jemanden an die Seite zu holen und auf großer Bühne ihr Werk zu präsentieren."

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