Fürstenfeldbruck:Veterinäramt empfiehlt Tierheim

PK Tierheim

Der Nachbarlandkreis macht's vor: In Dachau gibt es ein zentrales Tierheim. Dort können auch Hunde untergebracht werden.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Es wird immer schwieriger, Plätze für aufgefundene, ausgesetzte oder beschlagnahmte Tiere zu finden. Die Kreisbehörde rät zu einer zentralen Einrichtung. Zunächst soll ein Tierschutzfonds helfen

Von HEike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Wohin mit den Tieren, die gefunden oder ausgesetzt werden oder die von Amts wegen untergebracht werden müssen? Die Plätze, die es dafür bei Tierschutzvereinen im Landkreis gibt, sind zu knapp. Ein eigenes, zentrales Tierheim, wie es die Nachbarlandkreise haben, könnte deshalb eine Lösung sein. Das Kreisveterinäramt hält die Schaffung einer solchen Einrichtung, die Hunde, Katzen, Kleinsäuger und Vögel aufnimmt und auch über entsprechende Quarantänemöglichkeiten verfügt, zumindest mittelfristig für "unverzichtbar".

Das müsse nicht bedeuten, dass der Landkreis selbst ein eigenes Tierheim betreibe, konkretisiert Veterinäramtsleiter Hans-Werner Merk auf Fragen der SZ. Vorbild könnten die umliegenden Landkreise sein. In Dachau und Starnberg werden die Tierheime von Tierschutzvereinen betrieben. Die schließen Verträge mit den Kommunen ab. Die Kommunen zahlen eine Pauschale und dürfen dann kostenfrei Tiere unterbringen. "Das ist auch administrativ viel einfacher", sagt Merk.

Nach Einschätzung des Veterinäramtes verschärft sich der Bedarf, Tiere unterbringen zu müssen. Einer der Gründe ist unter anderem die Zunahme von illegalen Einfuhren vor allem von Hundewelpen. Erst kürzlich habe man beim Tierheim Augsburg "betteln müssen", wie Merk sagt, um vier solcher Welpen dort unterbringen zu können. Für einen weiteren Fall wird noch ein Quarantäneplatz gesucht. Auch das Phänomen des Animal Hoarding, einer Art Tiersammelsucht, stellt Veterinärämter immer wieder vor Probleme: Menschen horten in solchen Fällen Tiere in großer Anzahl, können sie aber nicht ausreichend versorgen. Deshalb werden ihnen die zumeist vernachlässigten Tiere entzogen. Auch der demografische Wandel sorgt dafür, dass Menschen aus Alters- oder sozialen Gründen ihre Tiere oft nicht mehr behalten können. Gleichzeitig steigt das Problembewusstsein der Bevölkerung.

Im Bundesdurchschnitt kommen auf 100 000 Einwohner 15 Tierheimplätze für Hunde und 30 für Katzen. Von solchen Zahlen ist der Landkreis Fürstenfeldbruck weit entfernt. Nächsten Donnerstag befasst sich der Kreisausschuss mit dem Thema. Wie aus den Informationsunterlagen dafür hervorgeht, können in den Einrichtungen im Landkreis insgesamt nur zehn Hunde und 20 Katzen untergebracht werden. Vor allem Hunde sind ein großes Problem. Die Plätze, die dafür der Tierschutzverein Fürstenfeldbruck bereit stellt, seien langfristig besetzt und stünden somit gar nicht zur Verfügung, klagen die Veterinäre.

Deshalb bemüht sich der in Puchheim ansässige Verein Pfotenhelfer, Hunde an private Pflegestellen abzugeben. Die Pfotenhelfer nahmen im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre jährlich 56 Hunde, 136 Katzen, 39 Vögel, sechs Kleinsäuger und zwei Reptilien auf. Keine Hunde, aber Katzen und Kleintiere nimmt der Verein Tierfreunde Brucker Land aus Maisach in seinem Domizil im alten Wasserhaus im Ortsteils Überacker auf. Zuletzt war die Zukunft des Vereins ungewiss, ehe sich vor vier Monaten eine neue Führung fand. Seither wurden nach deren Angaben acht Katzen, 24 Kleinsäuger und 14 Vögel versorgt.

Die Tierschutzvereine übernehmen mit der Aufnahme von Fundtieren Aufgaben der Kommunen. Eine kostendeckende Erstattung bekommen sie in den meisten Fällen jedoch nicht. Solange die Probleme mit den aufgefundenen oder beschlagnahmten Tieren im Vorfeld von Polizei, Tierschützern oder Veterinäramt gelöst würden, würde die Politik nicht erkennen, dass sie handeln müsse, sagt Merk. Die Tierfreunde Brucker Land waren in der Vergangenheit mit dem Versuch gescheitert, die Kommunen zu einem Obolus von 50 Cent pro Einwohner zu überreden, wie er in anderen Landkreisen bereit gestellt wird. Städte und Gemeinden im Kreis Bruck lehnten das ab. Mit der Folge, dass der vormalige Vereinsvorstand aufgab.

Nun übernimmt zumindest Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU) einen neuen Anlauf. Er möchte die Kollegen in den übrigen Kommunen überzeugen, über den Kreishaushalt einen Tierschutzfonds einzurichten, der die finanziellen und unternehmerischen Grundlagen der Tierschutzvereine und Aufnahmeeinrichtungen sichern helfen soll. Seidl schlägt 30 Cent pro Einwohner vor, das wären - hochgerechnet auf knapp 220 000 Einwohner im Landkreis - etwa 66 000 Euro im Jahr. Bestehende und künftige Einrichtungen sollen dann aus diesem Fonds anhand von Nachweisen über die Zahl der aufgefundenen und untergebrachten Tiere Zuwendungen erhalten, heißt es in Seidls Antrag. "Das ist ein Einstieg", sagt Merk. Sollte sich bei den Abstimmungen in Kreisausschuss und Kreistag dafür eine Mehrheit finden, dann gehe es im nächsten Schritt darum, dieses Geld vernünftig und gerecht zu verteilen. Merk hatte die Kreisräte schon vor zweieinhalb Jahren darauf hingewiesen, dass er die Unterstützung des Tierschützer für notwendig und den Erhalt der Maisacher Auffangstation für "systemrelevant" hält.

Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes ist die Hälfte aller Tierheime in ernsthafter Finanznot. Hauptursache ist das Problem, dass der Großteil der Kommunen die anfallenden Kosten für Fundtiere nur unzureichend erstattet. Die Tierheime müssten dann fehlende Gelder aus Spenden ausgleichen und würden so zunehmend am Existenzminimum wirtschaften.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: