Internet für Flüchtlinge:Verbindung in die Heimat

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Ein Teradata-Mitarbeiter (rechts) hilft Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft bei der Anmeldung an einem der Computer. (Foto: Günther Reger)

Verein Refugees Online schließt Brucker Asyl-Erstaufnahmestelle ans Internet an, Sponsor Teradata schickt Online-Trainer

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Besser hätte niemand es timen können: Am vergangenen Mittwoch ist für die Bewohner der Asyl-Erstaufnahmeeinrichtung am Fliegerhorst ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen - nach mehreren vergeblichen Anläufen gelang es der Telekom, eine Zehn-Megabit-Internetverbindung herzustellen. Und just für den Mittwoch hatten sich auch zehn Mitarbeiter der Münchner Firma Teradata angesagt, um den zurzeit etwa 450 Bewohnern beim Umgang mit Facebook, E-Mail, Skype und ähnlichen Online-Diensten zu helfen.

Bislang konnten die rund ums ehemalige Unteroffiziersheim lebenden Flüchtlinge meist nur mittels Mobilfunk und Smartphone den Kontakt zu ihren Familien in der Heimat herstellen - solche Verbindungen sind langsam, unzuverlässig und teuer. Mit Hilfe des Gilchinger Vereins Refugees Online, der sich in Bruck ebenso wie in Germering, München, Inning und Regensburg mit entsprechenden Projekten engagiert, wurde nun ein W-Lan-Hotspot eingerichtet. "Für die Bewohner ist das sehr wichtig", sagt der 51 Jahre alte Ingenieur Volker Werbus von Refugees Online.

Die Rechner im Computerraum stehen nur unter Aufsicht zur Verfügung - künftig wird an vier Tagen pro Woche einige Stunden am Nachmittag geöffnet. Im Umkreis um den Computerraum können sich nun aber auch alle Bewohner rund um die Uhr einloggen. Voraussetzung: Sie müssen sich unter Vorlage der Yellowcard, des Passersatzes, registrieren und sich mit ihrem Code einloggen. Damit soll möglichem Missbrauch vorgebeugt werden. Internetfilter sollen zudem sicherstellen, das keine gebührenpflichtigen, illegalen oder pornografischen Inhalte abgerufen werden.

Am Mittwochnachmittag sitzt ein 22 Jahre alter Mann im vollbesetzten Computerraum. Vor zwei Monaten ist er aus Afghanistan geflüchtet, am Montag kam er nach Fürstenfeldbruck. Vor einer Woche gelang es ihm das letzte Mal, mit seinem Bruder zu telefonieren. Nun will er versuchen, ihn über E-Mail oder Facebook zu erreichen. "Ein gutes Gefühl" sei es, nicht ganz von der Familie abgeschnitten zu sein.

Ein gutes Gefühl ist es auch für Angela Dein und ihre Arbeitskollegen, den Flüchtlingen dabei zu helfen. Sie wissen: für viele ist der Kontakt in die Heimat wichtiger als essen und trinken. Zeit haben die Menschen hier im Überfluss, dürfen sie doch noch nicht arbeiten. Deshalb sind auch Filme auf Youtube in der eigenen Sprache oder Online-Deutschkurse begehrt, erklärt Christoph Pippert-Winter, der an diesem Tag ebenfalls hilft, wo er kann. Mitgebracht hat Teradata auch eine Spende über tausend Dollar für Refugees Online und 50 ausgediente Handys.

© SZ vom 06.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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