Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Verantwortung als Ausbildungsinhalt

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In einer Brucker Drogerie-Filiale übernehmen Lehrlinge für vier Wochen die Leitung

Von Svenja König, Fürstenfeldbruck

Wer in den nächsten Wochen seine Einkäufe im dm-Markt in Fürstenfeldbruck macht, fällt vermutlich auf den ersten Blick kein großer Unterschied auf. Vielleicht bemerkt ein aufmerksamer Kunde, dass mehr Mitarbeiter als gewöhnlich durch die Regalreihen laufen oder am Eingang ein Schild "Von wegen junges Gemüse" steht. Für vier Wochen haben nämlich hier die Azubis das Kommando übernommen. Das Konzept des Drogeriemarkts nennt sich "Lernlingsfiliale", denn auch wenn es Lehrling heißt, stehe doch das aktive Lernen durch Arbeit im Vordergrund.

Zwei der zukünftigen Drogisten sind Lilith Pietrusky (24) und Franziska Pietsch (22). Sie sind wie ihre zehn Kollegen im letzten Ausbildungsjahr. Eher durch Zufall stießen beide nach dem Abitur auf den Ausbildungsweg. Pietrusky arbeitet eigentlich in einer Münchner Filiale in der Nymphenburger Straße und Pietsch im Landkreis Dachau in Bergkirchen. Für den Markt in der Oskar-von-Miller-Straße, einer der bundesweit 32 Lernlingsfilialen, sind die beiden Klassenkameraden nun zugeteilt.

Im Grunde unterscheide sich die Arbeit nicht sonderlich von der in ihrer Ausbildungsfiliale, so Pietrusky. Denn auch schon während der vergangenen zwei Jahre hätte sie Aufgaben übernommen wie in Fürstenfeldbruck. Nur jetzt müsse sie alle Herausforderungen alleine regeln können. Der Tagesablauf eines Drogisten umfasst die Kundenbetreuung, das Etikettenbedrucken, die Inventur sowie das Kassenabrechnen, die Warenannahme und das Auffüllen der Regale. In ihrer Lernlingsfiliale teile man jeden Morgen die Aufgaben neu ein, erklärt Pietsch.

Bevor es aber richtig ernst werden konnte, gab es zwei Vortreffen für die Lehrlinge in Fürstenfeldbruck. Der Mitarbeitereinsatzplan wurde besprochen, ebenso die Filialleitung und dessen Stellvertreter gewählt. In den ersten zwei Wochen übernimmt Pietrusky die stellvertretende Leitung. Angst vor Katastrophen habe sie nicht. Es sei immer ein Ansprechpartner telefonisch erreichbar. So ganz ohne Unterstützung seien sie also nicht. Nur Streitigkeiten untereinander seien eine Gefahr, sagt Pietrusky. Ruhe bewahren und aufeinander achten, lautet dann die Devise.

Richtig stressig könne es allerdings kaum werden, meint die Auszubildende, denn die Filiale sei sehr ruhig im Vergleich zu ihrer in München. "Acht Stunden Sport mit Freunden", beschreibt sie ihren Arbeitsalltag. Allein durch das viele Herumlaufen habe sie neun Kilogramm abgenommen. Zudem sei es nicht die Regel, wenn zwölf Vollzeitkräfte in einer Filiale tätig sind. Sie hätten auch genug Zeit für Kundenaktionen. Am Samstag, 28. Mai, gibt es Snacks zum Probieren, am Samstag, 4. Juni, bieten die Azubis Handmassagen und Maniküre an. Und für die Jüngsten gibt es am Dienstag, 7. Juni, Kinderschminken.

Im Gegensatz zu Pietrusky und Pietsch, die auf zwei Jahre verkürzt haben, gehört für die Lehrlinge mit dreijähriger Ausbildungszeit ein Schminkkurs dazu. Ein besonderes Highlight aller Auszubildenden sei ein achttägiger Theaterworkshop gewesen, berichtet Pietsch. Gemeinsam mit zwei Schauspiellehrern hätten sie "Alice im Wunderland" geprobt und aufgeführt. Vor allem für ein selbstbewussteres Auftreten sei dieses Erlebnis gut gewesen. Mit den Erfahrungen aus der Lernlingsfiliale erhoffen sich beide nun auch in ihrem Beruf mehr Sicherheit.

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Quelle:
SZ vom 25.05.2016
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