Jazz in Fürstenfeld:Urväterlich fundamentale Klänge

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Gerd Gorke (von links), Rupert Pfeiffer und Ersatzmann Michael van Merwyk in Fürstenfeld. (Foto: Lukas Barth)

Das Hootin'-The-Blues-Trio sucht beim Konzert in Fürstenfeldbruck den Kontakt zum Publikum und bietet einen Ausgleich zu den Härten des Alltags.

Von Jörg Konrad, Fürstenfeldbruck

Volksmusik gehört, laut Definition, zum kulturellen Urbestand einer Volksgruppe oder einer Region. Unter diesen knappen Gesichtspunkten gehört auch der Blues eindeutig in die Rubrik authentischer Volksmusik. Entstanden auf den weiten Baumwollfeldern des Mississippi-Deltas, versteht man ihn als künstlerisches Ausdrucksmittel der afroamerikanischen Bevölkerung, wobei er eng mit dem Schicksal dieser Menschen verbunden ist. Zugleich gilt er als wichtige, existenzielle Grundlage nachfolgender musikalischer Entwicklungen, was die Bedeutung dieses im Sprachgebrauch allgemein genutzten Terminus "Volksmusik" erheblich aufwertet. Zumal sich der Blues, als Volksmusik, im Laufe der Jahre gehörig entwickelt hat, den Veränderungen der afroamerikanischen Bevölkerung anpasste und für alle möglichen - und manchmal auch unmöglichen - Stilverbindungen bis heute herhält.

Das ist erst einmal der Ausgangspunkt und gilt auch für das Hootin'-The-Blues-Trio, das seit nun mehr als dreieinhalb Jahrzehnten landauf und landab tourt und die ganz persönliche Faszination, die diese Musikform bei den drei Mitgliedern auslöst, gemeinsam zum Ausdruck bringt.

Nun war die Band, nach etlichen, der Pandemie geschuldeten neuen Terminierungen, Gast der Reihe "BluesFirst" im Veranstaltungsforum Fürstenfeld. Und beinahe hätte es mit dem Auftritt auch diesmal nicht geklappt. Denn Günther Leifeld-Strikkeling, verantwortlich für Gesang, Gitarre, Dobro, Mandoline, Banjo und Lap-Steel, fiel krankheitsbedingt aus. Dafür komplettierte nun "The Bear" Michael van Merwyk das Trio, ein Musiker und Lyriker, der sich selbst "Songster" nennt, was soviel bedeutet, dass er sich als eine Art Wanderprediger versteht, der Folksongs, Balladen, Tanzlieder, Popsongs und natürlich auch immer wieder Blues spielt, komponiert und betextet.

Bei Gerd Gorke (Gesang, Harmonika) und Rupert Pfeiffer (Gesang, Gitarre, Dobro) war van Merwyk nun bestens aufgehoben. Die drei spielten Blues und Rock'n Roll, Country und Boogie Woogie, Bluegrass und Ragtime und manches mehr, das sich zwischen all diesen akustischen Horizonten musikalisch bewegt. Diese Musik besitzt etwas urväterlich Fundamentales und klingt doch so, als wäre sie erst gestern entstanden.

In ihrer rauen, ungezähmten und emotionalen, immer stark berührenden Interpretation verschiedener Gattungen wundert es nicht, dass die Band an sich mehr als dreieinhalb Jahrzehnte existiert, es jedoch bisher aber nur auf vier Alben brachte. Zu erklären ist diese mediale Zurückhaltung ganz einfach: Hootin' The Blues haben stets den Live-Kontakt zum Publikum gesucht. Dabei haben sie sich mit Tausenden von Auftritten eine große und treue Fangemeinde erspielt, was für die Stellung des Blues, als wahre und authentische Musikform, natürlich besonders passend erscheint. Es geht darum, die Musik möglichst in einer Einfachheit zu präsentieren, wie dies seit ihrer Entstehung schon der Fall war. Und dazu gehört eindeutig der Kontakt zum Publikum, die Lebendigkeit eines (möglichst) überschaubaren Auftrittsort - insgesamt eben eine lockere, entspannte, wenig routinierte Atmosphäre - eben als Ausgleich und Entschädigung zu den Härten eines von Strenge und Organisation gekennzeichneten Alltags. Auch das ist Hootin' the Blues ausgezeichnet gelungen!

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