Fürstenfeldbruck:Unüberbrückbare Gegensätze

Der Petitions- und Umweltausschuss fühlen sich der Landesverfassung verpflichtet: So wird es wohl keine Brücke über die Amper geben.

Stefan Salger

Buchstäblich unüberbrückbar scheinen die Meinungsverschiedenheiten zwischen Stadt und Seniorenbeirat auf der einen und Landkreis sowie Naturschützern auf der anderen Seite zu sein - und auch die Ortsbesichtigung von Mitgliedern des Petitionsausschusses am Dienstag hat daran wenig geändert:

Bruck: Ortstermin Ampersteg an Zellhofstrasse

Absperrbänder markieren den Verlauf der geplanten Fußgängerbrücke über die Amper. Ob es zu ihrem Bau aber tatsächlich kommt, ist fraglich.

(Foto: Johannes Simon)

Der Seniorenbeirat fordert seit vielen Jahren eine Fußgängerbrücke über die Amper. In den unter Naturschutz stehenden Amperauen zwischen Fürstenfeldbruck und Schöngeising solle Spaziergängern so ein Rundweg in Richtung Kloster Fürstenfeld ermöglicht werden. Seit 2004 wird geplant, diskutiert und gestritten, die Konfliktlinie zieht sich dabei quer über alle Parteigrenzen.

Die Regierung von Oberbayern und das Brucker Landratsamt pochen auf den Naturschutz. Sie fürchten mehr Fußgänger und Radfahrer, mehr Autoverkehr im Umfeld und mehr freilaufende Hunde, wenn beide Ufer durch einen Steg verbunden werden. Der Seniorenbeirat unter seinem Vorsitzenden Detlef Kurp hat deshalb zum wohl letzten Mittel gegriffen: einer Petition an den bayerischen Landtag.

Kurp weiß die Stadtspitze hinter sich, gemeinsam mit OB Sepp Kellerer (CSU) versucht er, die Landtagsabgeordneten von den Vorzügen eines Amperstegs zu überzeugen. Eine Entscheidung wird voraussichtlich im Dezember im Umweltausschuss des Landtags fallen. Delegationsleiterin Kathrin Sonnenholzner (SPD) macht den Projektbefürwortern bereits vor der etwa einstündigen Anhörung wenig Hoffnung.

Kellerer ärgert sich über solche Worte, eine unvoreingenommene Prüfung sieht seiner Ansicht nach anders aus. Sonnenholzner aber bleibt dabei: Der Bau eines Amperstegs stehe den Zielen der bayerischen Verfassung entgegen. In der genießt der Naturschutz einen hohen Stellenwert. Die Politik sei aufgerufen, hier "klar Stellung zu beziehen". Thomas Goppel (CSU) äußert sich vorsichtiger, er scheint sich noch nicht entschieden zu haben.

Anhand von Luftbildern und Plänen wirbt Kurp für den Ampersteg bei Flusskilometer 90. Gut 20 Meter lang und etwa 1,40 Meter breit sollte die Verbindung zwischen den an beiden Amperufern verlaufenden Wegen werden. Fußgänger müssten dann nicht bis nach Schöngeising gehen, um auf die andere Flussseite zu gelangen. "Das wäre ein Gewinn für alle Bürger, nicht nur für Senioren."

3000 Unterschriften hat Seniorenbeirätin Inge Grimm vor gut einem Jahr gesammelt. Kurps Vorgänger Karl-Heinrich Kuhlmann will da auch den Einwand nicht gelten lassen, viele frei laufende Hunde könnten dann ebenfalls ans andere Ufer gelangen. Heute schon gelte Leinenzwang - der müsse eben auch kontrolliert und durchgesetzt werden.

Von einem 2004 im Auftrag der Stadt erstellten Gutachten fühlen sich die Gegner des Amperstegs bestärkt. Der bringe mehr Fußgänger, Radfahrer, Hunde sowie Autoverkehr im Umfeld. Naturschutzwart Günter Setzke warnt vor der Zerschneidung des "großartigen Naturschutzgebiets" und Christine Weser-Krell von der Unteren Naturschutzbehörde vor Beeinträchtigungen in einem Lebensraum von 138 Vogelarten.

Ins gleiche Horn stoßen der Brucker Bund-Naturschutz-Vorsitzende Reiner Dieffenbach ("wir sind ganz klar gegen den Steg") sowie Lorenz Sanktjohanser vom Umweltministerium und Günter Schlenz von der Unteren Naturschutzbehörde. Gunter Bleicher von der Regierung von Oberbayern weist darauf hin, dass auch der Grunderwerb nicht gesichert sei.

Mit Hilfe eines Bebauungsplans würde Kellerer gerne die Voraussetzungen dafür schaffen, um diesen Grunderwerb notfalls zu erzwingen. Ein solcher Bebauungsplan, entgegnen die Naturschützer prompt, sei in dem ausgewiesenen Überschwemmungsgebiet aber gar nicht zulässig.

Am Ende herrscht bei den Befürwortern des Amperstegs Ernüchterung. Große Hoffnungen macht sich Detlef Kurp nicht mehr, dass der Brückenschlag doch noch gelingt.

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