Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Unterstützung für die Kleinsten

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Der Jugendhilfeausschuss empfiehlt, das Frühförderprogramm Opstapje für Familien mit sechs Monate alten Kindern anzubieten. Bislang gilt es erst von eineinhalb Jahren an. Der Bedarf ist groß, es gibt Wartelisten

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Opstapje, das aus Holland stammende Projekt für frühkindliche Bildung in sozial benachteiligten Familien, soll aufgrund der großen Nachfrage von Eltern im Landkreis ausgeweitet werden. Statt wie bisher erst für Eltern und Alleinerziehende mit Kindern ab 18 Monaten, möchten die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses, dass bereits Kinder mit sechs Monaten und natürlich deren Eltern an dem sogenannten niederschwelligen Angebot der Kinder- und Jugendhilfe teilnehmen können. Das ist auch das Alter, von dem an Opstapje in den Niederlanden konzipiert wurde. Der Ausschuss gab in seiner jüngsten Sitzung einstimmig eine entsprechende Empfehlung an den Kreistag ab.

Vor sechs Jahren startete der Landkreis mit Opstapje. Im ersten Jahr nahmen 34 Familien daran teil, zwei Jahre später, 2010, waren es bereits 92, noch einmal zwei Jahre später bereits 118 Familien. Diese letzte Zahl von 2012 hat das Amt für Jugend und Familie in der Sitzungsvorlage weiter aufgeschlüsselt, so dass man die überraschend niedrige Zahl an Abbrechern erfährt: Nur zwei der 118 teilnehmenden Familien haben das im Jahr 2012 getan, zehn sind aus dem Projekt ausgestiegen, weil die Familie umgezogen ist oder die Mutter zu arbeiten begann.

Wie die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, Margret Kopp, in der Sitzung betonte, "ist Opstapje ein absolutes Erfolgsmodell". Weil die Nachfrage nach den meist weiblichen, speziell geschulten Familienbesucherinnen sehr hoch sei, gebe es inzwischen bereits eine Warteliste. Die Vorsitzende drang darauf, die Beschlüsse im Kreistag so zeitnah zu fassen, dass die Erweiterung bereits im nächsten Jahr realisiert werden kann.

Angeboten wird Opstapje, das für die Teilnehmer allenfalls einen einstelligen Betrag pro Monat kostet, über den Sozialdienst Germering (Ansprechpartnerin und Koordinatorin ist hier Monika Prommer) sowie die in der Diakonie angesiedelte Brucker Elternschule. Prommer und der Sozialdienst Germering sind für die Kommunen Alling, Eichenau, Germering, Gröbenzell und Puchheim zuständig, die Brucker Elternschule für die restlichen Landkreiskommunen. Hier ist Susanne Schwarz zuständig. Die beiden Projektkoordinatorinnen müssen Hausbesucherinnen für Opstapje gewinnen, deren Schulungen organisieren, das Projekt bekannt machen und vor allem auch in Kontakt bleiben mit anderen, vergleichbaren Angeboten. So gibt es beispielsweise das über den Olchinger Verein Schub initiierte Neugeborenen-Besuchsprogramm "Willkommen im Leben". Wie der Name schon besagt, wendet es sich an Familien mit Neugeborenen und wenigen Monate alten Kindern. Ursprünglich wurde es nur in der Stadt Olching angeboten, doch seit dem vergangenen Jahr können Eltern im gesamten Landkreis das Besuchsprogramm in Anspruch nehmen; seither wird dieses Programm über die Bürgerstiftung für den Landkreis koordiniert. Parallel dazu startete auch das Projekt "Wellcome" mit einem vergleichbaren Konzept. Ähnlich wie bei Opstapje kommen auch hier semiprofessionelle Helfer zum Einsatz, die die Familien zu Hause besuchen und unterstützen. Beide Projekte setzen früher an, und sind nicht speziell auf sozial benachteiligte Familien ausgerichtet.

Opstapje, war in den Niederlanden ursprünglich speziell für Familien mit Migrationshintergrund gedacht. In der Bundesrepublik wurde es von 2001 an vom Deutschen Jugendinstitut so weiterentwickelt, dass es alle sozial benachteiligten Familien unterstützen hilft. So werden die Eltern dazu angeregt, sich häufiger mit ihren Kindern zu beschäftigen, und sie lernen deren altersgemäße Bedürfnisse besser kennen. Auf diese Weise werden sie sensibilisiert, und so erweitern sie zugleich ihr Repertoire an positiven Interaktionsmöglichkeiten. Die Spiel-Aktivitäten von Opstapje sind so aufgebaut, dass alle wichtigen Entwicklungsbereiche der Kinder angesprochen und stimuliert werden. Die Eltern sollen dabei die Selbstständigkeit ihrer Kinder fördern.

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SZ vom 21.07.2014
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