Fürstenfeldbruck:Unmut über niedrige Zinsen

Die Sparkasse lastet der Politik die schrumpfenden Margen an und reagiert mit dem Abbau von Personal sowie Filialen. Auch prüft sie eine Fusion

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Sparkasse geht es recht gut, auch wenn ihr die Niedrigzinspolitik und die überbordenden bürokratischen Vorschriften zusetzen. Der Vorstandsvorsitzende Klaus Knörr, der am Freitag die Geschäftszahlen für 2016 vorlegte, sprach von einem "zufriedenstellenden Jahr". Die Bank reagiert aufs schwieriger werdende Umfeld mit einem kontinuierlichen Personalabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen, einer zunehmenden Umstellung auf Online und mit der Schließung einzelner Filialen. Zudem wird über eine Fusion mit den Sparkassen Dachau und Landsberg verhandelt. Zum Stand der laufenden Fusionsverhandlungen wollte sich Knörr nicht äußern.

Sparkasse FFB

Blick zurück aufs vergangene Jahr: Die Vorstandsmitglieder (von links) Peter Harwalik, Klaus Knörr und Frank Opitz sowie Sprecher Dirk Hoogen.

(Foto: Günther Reger)

Vor allem den guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist es zu verdanken, dass die Sparkasse recht gut über die Runden kommt. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, die Bauwirtschaft boomt, und viele private und geschäftliche Kunden würdigen offenbar die langfristig, nicht am schnellen Euro orientierte Strategie.

Und doch macht Knörr aus seinem großen Ärger über die Politik keinen Hehl. Durch die niedrigen Zinsen werde das Sparen und die Altersabsicherung diskreditiert. Auch die Margen der Geldhäuser schrumpfen dadurch. Zudem müssen diese für Geld, das sie bei der Zentralbank parken, noch Zinsen zahlen. Der Staat habe offenbar "die Kreditaufnahme zum Geschäftsmodell" gemacht und verdiene daran noch, schimpft Knörr. Besonders ungehalten ist er über den "regulatorischen Tsunami". Hier sei jegliches Maß verloren gegangen. Denn auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die sich vornehmlich um die kleinen Sparer und Unternehmer und somit "ums Realgeschäft" kümmern, müssen Vorschriften einhalten, die auf die globalen Player und deren Hochrisikogeschäfte zugeschnitten sind. Die Bürokratie dringt in alle Bereiche vor. Gibt es beispielsweise einen Streit mit einem Kunden, bei dem bereits alle Moderationsmöglichkeiten ausgeschöpft worden sind und der absehbar vor Gericht enden wird, dann muss trotzdem der Form halber noch ein Merkblatt verschickt werden, in dem wiederum auf die vorhandene Schlichtungsstelle hingewiesen wird und auf die Möglichkeit, dort alles nochmals vorzutragen. Und all dies muss natürlich akribisch dokumentiert werden. Viele "Doppel- und Dreifachstrukturen" behindern nach Einschätzung Knörrs die Sparkassen. Und am Ende müsse "der Verbraucher für all diesen Wahnsinn bezahlen".

Sparkasse in Zahlen

Bilanzsumme 3,61 Milliarden Euro (Vorjahr 3,51 Milliarden)

Jahresüberschuss 4,3 Millionen Euro (Vorjahr 6 Millionen)

Bilanzgewinn 3,3 Millionen Euro (Vorjahr 4,5 Millionen)

Kernkapital 326 Millionen (316)

Zinsüberschuss 62,5 Millionen (69,6)

Provisionsüberschuss 19,4 Millionen

Verwaltungsaufwand 59,1 Millionen Gewerbesteuerbetrag 2,7 Millionen Einlagen 2,9 Milliarden

Ausleihungen 2,7 Milliarden

Mitarbeiter 761

Auszubildende 59 (Quote 11 Prozent)

Filialen 25 (5 davon in Kooperation mit VR-Bank oder nur zeitweise geöffnet)

Selbstbedienungsstandorte 13

Onlinekonten 48 257

Den Kunden rät Knörr, maßvoll von Sichteinlagen oder Tagesgeld auf Aktien, Immobilien und andere Anlageformen umzusteigen, die auch in der Nullzinsphase Erträge bringen. Zudem sei das geförderte Riester-Sparen besser als sein Ruf. Knörr warnte mit Blick auf die Weltpolitik vor der Einschränkung des Freihandels als Garant des Wohlstands, räumte aber Defizite bei dessen Verteilung ein.

Um die richtige Verteilung von Macht und Geld wird auch bei der Prüfung der Fusion gerungen. Die soll Synergien erschließen. Geklärt werden muss, wer künftig Chef ist und wo die Zentrale liegt - die kleinere, aber sehr profitable Dachauer Sparkasse ist hier sehr selbstbewusst. Zu klären ist außerdem, was mit Erlösen passiert und wie die Gewerbesteuer auf die betroffenen Städte verteilt wird. Ein Verhandlungsergebnis erwartet Knörr frühestens im Sommer. Vor einer Beschlussfassung in Kreis- und Stadtrat seien "schwierige Bewertungsthemen" zu erörtern. Am Ende würden aber gewiss "alle Gewerbesteuerempfänger profitieren".

Wegen der Verteilung der Gewerbesteuer ließen Politiker 2016 freilich bereits eine Fusion in Bayern platzen: Die Sparkasse Pfaffenhofen verzichtete auf einen Verbund mit den beiden späteren Partnern Ingolstadt und Eichstätt.

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