Fürstenfeldbruck:Und noch ein Gutachten

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Der Landkreis will erneut prüfen lassen, wie er seine Bioabfallerfassung optimieren kann und ob dabei eine Biotonne hilft

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Auf welche Art und Weise soll im Landkreis Biomüll gesammelt werden? Und macht es Sinn, diesen Biomüll in einer eigenen Vergärungsanlage aufzubereiten? Die Diskussion über den Umgang mit organischen Abfällen währt nun schon acht Jahre, wie der neue Kreisabfallreferent Jakob Drexler kürzlich konstatierte. Eine Entscheidung gibt es aber noch immer nicht. Nun soll ein vier Jahre altes Gutachten aktualisiert werden. Dafür sprach sich einstimmig der Werkausschuss des Kreistags aus.

In der Sitzung gab es zuvor ein Hin und Her, ob man nicht vielleicht gleich ein ganz neues Gutachten in Auftrag geben sollte. Das bifa Umweltinstitut und die AU Consult GmbH hatten im Juli 2016 ein Gutachten vorgelegt, das Handlungsoptionen des Landkreises Fürstenfeldbruck für eine optimale Bioabfallerfassung und -verwertung eruieren sollte. Es kostete 40 000 Euro und beinhaltete eine Prognose zum Bioabfallpotenzial im Landkreis, prüfte die Effizienz der derzeitigen Art der Erfassung und alternative Erfassungssysteme wie eine Biotonne und stellte einen ökologischen und ökonomischen Vergleich von Verwertungsmöglichkeiten von Biomüll - auch über eine eigene Vergärungsanlage - an. Seither müht sich der Landkreis, die Sammelmengen von Bioabfall zu erhöhen, denn das Gutachten hatte auch ergeben, dass noch zu viel davon in der Restmülltonne verschwindet. Auch der Eigenkompostierbonus wurde abgeschafft und die Biomüllsammlung mittels Papiersäcken auf alle Haushalte erweitert. Ob das was genutzt hat? Eine erneute Restmüllanalyse soll dazu aktuelle Daten liefern, coronabedingt wurde sie allerdings von 2020 nach 2021 verschoben.

Abfallreferent Drexler nutzte die Sitzung des Werkausschusses einmal mehr, für eine große Biotonne als auch für den Bau einer kreiseigenen Biomüllvergärungsanlage zu werben. "Der Landkreis Fürstenfeldbruck ist der einzige, der Biomüll noch in Säcken sammelt", sagte Drexler. Und in einer eigenen Vergärungsanlage könnten Biogas hergestellt sowie Wärme und Kompost erzeugt werden. Drexler möchte zudem gerne andere Gutachter beauftragen als das bifa Umweltinstitut. Sandra Meissner von den Freien Wählern schloss sich an ("Wir sollen nicht wieder auf dasselbe Institut zurückgreifen"), ebenso Max Keil von der ÖDP ("Dieses Institut hat gar keine Bewegungsfreiheit mehr für neue Gedanken") und die Grüne Ingrid Jaschke ("Es ist legitim, das Gutachten anzuzweifeln"). Allein es kam anders, weil eine Fünf-zu-vier-Mehrheit im Ausschuss kein ganz neues Gutachten wollte, das dann auch teurer werde, wie Landrat Thomas Karmasin (CSU) warnte.

Nun bleibt es dabei: Die Studie von 2016 soll aktualisiert werden - so wie das ein interfraktioneller Antrag von CSU, Grünen, Freien Wählern und der Ausschussgemeinschaft aus UBV, FDP und ÖDP gefordert hatte. Maximilian Gigl (CSU) verwies noch darauf, dass es sich um einen Antrag mehrerer Fraktionen gehandelt hatte, den Drexler nicht allein zurückstellen könne. Drexler hatte vor der Abstimmung angeboten, den Antrag für ein Gutachten zum Bau einer kreiseigenen Vergärungsanlage zu verschieben, um zu klären, ob dieses in ein Zuschussprogramm aufgenommen werden könne. Nun wurde es SPD-Kreisrat Andreas Magg zu viel. "Sie wollen nur einen einzigen Gutachter!", warf er Drexler vor. Das aber "ist ein fatales Signal nach außen", so Magg, wenn man Gutachten an jene vergebe, "die ein Ergebnis bringen, das wir wollen".

© SZ vom 26.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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