Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Unbeschwerter Sport im Freien

Die Kletterinsel ist wieder geöffnet - mit neuen Regeln. Vor allem Kinder und Jugendliche freuen sich über die Abwechslung

Von Maximilian Neumair, Fürstenfeldbruck

Ein Mann steht in 13 Metern Höhe auf einer hölzernen Plattform zwischen zwei Bäumen. Er trägt einen blauen Helm und eine passende Schutzmaske. Die Frau neben ihm trägt ebenfalls eine Maske. Sie hilft ihm, sich mit seiner Ausrüstung in die richtigen Karabiner einzuhaken. "Beim Base Jump ist der Abstand zwischen Trainer und Gast nicht sicher einzuhalten, deswegen braucht es eine Maske", erklärt Walter Jensen. Er und Richard Gladiator sind die Betreiber der Kletterinsel Fürstenfeld, die am Samstag in die zehnte Saison ging. Die hätte ursprünglich am 21. März beginnen sollen. "Es fühlt sich an wie vor neun Jahren", sagt Gladiator. Die Ungewissheit über den Verlauf des Tages sei der beim ersten Saisonstart sehr ähnlich. Der "Base Jump" ist neben der Seilrutsche über die Amper die Hauptattraktion der Kletterinsel. Und die einzige Stelle im Kletterpark, bei der eine Maske aufgrund mangelnden Abstands unvermeidlich ist. Ein Trainer sei an dieser Stelle zwingend erforderlich, um die Gäste sicher einzuhaken, sagt Jensen. Der Kunde ist schließlich gesichert, er geht einen Schritt nach vorne und sinkt in die Tiefe.

Für alle anderen Übungen müssten die Gäste lediglich eine Schutzmaske mitführen, heißt es in den Hygieneregeln. Am Eingang des Kletterareals fragt Gladiator einen Kunden, ob er beim Klettern auf seine Maske zugreifen könne. Dieser, bereits in voller Klettermontur, greift in eine seiner Taschen und holt sie hervor.

Gladiator ist zufrieden und erklärt freundlich die Umstände, unter denen der Mundschutz getragen werden muss. Aufgrund der Abstandsregelungen und der frischen Luft ist das nur nötig, wenn Gäste und Trainer den Abstand nicht einhalten können, sagt er. Das passiert, wenn ein Gast Hilfe mit der Ausrüstung braucht, wie eben beim "Base Jump".

Trainerin Sarah Eichmüller weist Gäste ein. Sie zeigt an sich selbst, wie die Ausrüstung angezogen wird und bittet die Kletterer, gegenseitig die Festigkeit ihrer Gurte zu testen. "Früher habe ich das selbst gemacht", sagt Eichmüller. Die Trainer beobachten von einer Erhöhung aus, ob die Kunden die Abstände richtig einhalten und beim Klettern nichts verkehrt machen. Personen, die nicht zur gleichen Gruppe gehören, dürfen nicht zu dritt auf einer Plattform stehen. An diese Vorschriften halten sich die Gäste. "Die Regeln sind nur anders und umfangreicher als sonst", sagt Gladiator. Auf die Einhaltung von Regeln zu achten, sei aber das Kerngeschäft der Kletterinsel. "Wir sind sehr, sehr froh, dass es wieder losgeht", sagt er. Auch die Gäste freuen sich, wieder klettern zu können. "Es sind Freudentränen geflossen, als ich gesagt habe, wir können wieder hier hergehen", berichtet eine Fürstenfeldbruckerin von der Reaktion ihrer Tochter. Die habe eine Autismus-Spektrum-Störung und durch das Klettern viel Sicherheit gewonnen.

Ein Mädchen hangelt sich unbeschwert durch den Parcours und singt "Der ewige Kreis" aus dem " König der Löwen". Das Klettererlebnis wirkt von Corona unberührt. Im Unterschied zu einem normalen Klettertag sind trotz Sonnenschein und angenehmen Temperaturen nur wenige Menschen auf der Kletteranlage zu sehen. Gladiator sagt, für den ganzen Tag würden 40 bis 50 Besuchern erwartet. "Im Mai hätten wir bei so einem tollen Wetter deutlich mehr Besucher. Drei- oder viermal so viele", sagt Jensen. "Dieses Jahr wird schwieriger", vermutet Gladiator. Denn Schulklassen, Kindergeburtstage oder auch Firmen-Teams fielen als Besucher weg.

Eine sechsköpfige Familie, die für den späten Nachmittag reserviert hat, kommt da sehr gelegen. Sie dürfen zusammen von einem Trainer eingewiesen werden, ebenso wie Paare und gemeinsame Haushalte. In allen Fällen darf ein zusätzlicher Haushalt dabei sein. Also kann eine Familie Freunde mitnehmen. Die beiden Mädchen Michelle und Xenia sind zum Beispiel zwei Freundinnen. Sie freuen sich, wieder draußen etwas unternehmen zu können. "Zuhause sitzen macht nicht so viel Spaß", sagt Michelle.

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SZ vom 18.05.2020
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